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Zeit, über Geld zu reden.

Die jungen Talente des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters

Seit Frühjahr 2018 ist die Bank Cler Hauptsponsorin des SJSO. Gioia Steiner, Geigerin im SJSO, spricht mit uns über ihr grosses Vorbild und warum sie das Lied «Despacito» für kein Geld der Welt spielen würde.

Hast du vor einem Konzert Lampenfieber? Und wenn ja, was machst du dagegen?

Wenn ich im Orchester auftrete, habe ich kein Lampenfieber mehr. Da ist vielleicht noch eine leichte Nervosität, die sich schnell in gute Energie umwandelt. Bei Solokonzerten hingegen habe ich oft Lampenfieber. Es ist die Angst davor, alles zu vergessen. Dann versuche ich regelmässig und tief zu atmen. Ich suche einen Ort, an dem ich ganz ruhig werden und in eine Art meditativen Zustand eintauchen kann. Wenn ich dann ganz «leer» auf die Bühne gehe und zu spielen beginne, kommt es meistens gut.

Mit wem würdest du gerne gemeinsam auf der Bühne stehen?

Mit Itzhak Perlman. Er ist eine sehr faszinierende Person. Seine Musikalität und seine Art haben mich schon immer begeistert. Eigentlich reizt mich auch mehr ein Treffen mit ihm als ein Bühnenauftritt. Der Auftritt ist ja meist nur das Endprodukt eines Prozesses. Der Weg dahin wäre für mich viel spannender. Ich würde gerne von ihm lernen.

Und für welchen Künstler oder welche Band würdest du am meisten Geld ausgeben?

Für Joss Stone! Sie hat eine Wahnsinnsstimme. Ich mag ihre Musik und auch als Frau ist sie unglaublich beeindruckend; so eine starke Persönlichkeit. Wenn sie in der Schweiz wäre, würde ich nicht lange zögern.

Was ist das Wertvollste, was du besitzt?

Das kommt ganz darauf an, ob du vom materiellen oder immateriellen Wert ausgehst. Materiell ist es die Geige. Immateriell ist mir meine Familie am wichtigsten. Gleichzeitig weiss ich nicht, was ich ohne Geige machen würde. Ich habe vom Musik- ins Medizinstudium gewechselt und brauche beide Welten. Die Musik ist meine Leidenschaft und meine Wegbegleiterin, aber ich sehe meinen Beruf nicht in der Musik.

Gibt es ein Lied oder ein Stück, welches du für kein Geld dieser Welt spielen würdest?

Den Song «Despacito». Ich habe schon so viele Videos gesehen mit Interpretationen von «Despacito» auf der Geige oder E-Geige. Das könnte ich nicht. Warum genau, weiss ich nicht. Es ist einfach ein sehr monotones und flaches Lied, das auch keinen Raum für eigene Interpretationen lässt.

Ist Applaus der Lohn der Musikerinnen und Musiker oder gehört da schon noch mehr dazu?

Applaus ist der unmittelbare Ausdruck der Begeisterung eines Publikums. Und er gehört einfach zu einem Konzert dazu. Wenn du aber von der Bühne gehst, der Adrenalinspiegel langsam sinkt, du wieder deine Freizeitkleidung anhast und dann auf Menschen triffst, die dir ein Kompliment machen oder konstruktive Kritik ausüben, dann ist das für mich eine andere, tiefere Art der Belohnung. Diese Begegnungen sind für mich eine grosse Bereicherung, die intensiver und länger wirken als der Applaus.

Was wünschst du dem SJSO zu seinem 50-Jahr-Jubiläum?

Dass das Orchester noch lange so weiterlebt und die Unterstützung erhält, die es braucht. Und dass es immer wieder aufblühen und sich seine Persönlichkeit bewahren kann. Das SJSO wird durch eine grosse Vielfältigkeit geprägt. Das wirkt inspirierend! Und die Energie, die das SJSO ausstrahlt, ist ansteckend.

Noch bis am 24. November 2019 tritt Gioia im Rahmen der SJSO-Herbsttournee mit dem Orchester in Frauenfeld, Fribourg, Schaffhausen, Bern, Zürich und Chur auf. Weitere Informationen zu unserem Engagement für die Talentförderung: cler.ch/sjso