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Zeit, über Geld zu reden.

Ausblick 2020: Die Industrie 4.0 schreitet weiter voran

Die Menschheit erlebte in ihrer Geschichte diverse Entwicklungssprünge. Damit gingen immer auch markante Transformationen der Gesellschaft einher. Heute stehen wir mit der Industrie 4.0 wieder am Beginn einer neuen Epoche: Die Digitalisierung wird die Gesellschaft grundlegend verändern.

Der Wandel verläuft rasant: In den 1980er-Jahren flimmerte die Fernsehserie «Knight Rider» in unsere Stuben. Der mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Sportwagen K.I.T.T. und sein Fahrer Michael Knight kämpften erfolgreich gegen Unrecht und Verbrechen. In der Krimi- und Actionserie rief Knight seinen Wagen mit einem Sprachbefehl über seine Armbanduhr zu sich. Nur etwas mehr als 30 Jahre später ist das keine Utopie mehr. Im September 2019 führte Tesla «Smart Summon» ein, zu Deutsch das «intelligente Herbeirufen». Diese Technik ist noch nicht ausgereift, aber entwickelt sich rasch. Selbstfahrende Autos könnten in den 2020er-Jahren selbstverständlich werden.

Digitale Revolution als nächste grosse Epoche

Die Menschheitsgeschichte kann in vier grosse Epochen unterteilt werden. In der Altsteinzeit wanderten Menschen als Jäger und Sammler über das Land. Vor 10 000 Jahren wurden sie als Ackerbauern und Viehhalter sesshaft. Als dritte Epoche gilt die Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert: Der technische Fortschritt steigerte die Produktivität immens, Güter konnten in Massen gefertigt werden. Das änderte die sozialen und demografischen Verhältnisse: weniger Hungersnöte, medizinischer Fortschritt und bessere Hygiene führten zu Bevölkerungswachstum und Urbanisierung.

Die Digitalisierung ist die vierte grosse Epoche. Digitaltechnik und Computer verändern nahezu alle Lebensbereiche. Diese aktuelle industrielle Revolution (auch «Digitale Revolution» oder «Industrie 4.0» genannt) automatisiert hochkomplexe Arbeitsschritte. Computer lernen eigenständig und entwickeln kognitive Fähigkeiten. Wir konsumieren nicht mehr nur physische Produkte, sondern vermehrt digitale Güter.

Digitale Beschleunigung in vielen Lebensbereichen

Zwei technologische Highlights der letzten zehn Jahre verdeutlichen, wie schnell sich neue Technologien entwickeln und unser Leben immer mehr beeinflussen: 3-D-Druck und künstliche Intelligenz.

Schon 2012 wurde erstmals eine Kieferprothese 3-D-gedruckt und erfolgreich transplantiert. Der 3-D-Druck für jedermann mutet auch heute noch futuristisch an, könnte aber bald Realität werden. Dann kaufen wir unsere Joggingschuhe nicht mehr beim Sportartikelhändler, sondern drucken sie zu Hause auf einem 3-D-Drucker aus. Adidas nutzt 3-D-Drucker bereits in Sportschuhfabriken der neuesten Generation, den sogenannten Speedfactories. Der US-Industriekonzern General Electric hat kürzlich in Deutschland eine neue Fabrik für 3-D-Druckgeräte eingeweiht.

Künstliche Intelligenz nennen wir Systeme, die eigenständig lernen. Heute nutzen beispielsweise die Face ID in iPhones oder der Tesla-Autopilot künstliche Intelligenz. Der Autopilot sammelt unentwegt Daten (auch wenn er nicht eingeschaltet ist) und lernt wie ein Kleinkind durch «Beobachten». Das Zusammenspiel vieler Verkehrsteilnehmer ist aber komplex und mit herkömmlicher Rechenleistung noch nicht schnell genug zu bewältigen. Die ungeheure Rechenleistung von Quantencomputern könnte dabei helfen.

«There is no reason and no way that a human mind can keep up with an artificial intelli-gence machine by 2035.»
Gray Scott, Futurist und Technikphilosoph 
Zukunftstechnologien jenseits von Utopien

Maschinen sind Menschen in gewissen Bereichen heute schon überlegen, moderne Produktionsroboter arbeiten oft schneller, präziser und zuverlässiger. Sie brauchen keine Ferien und sind nicht krank.

Vieles braucht bis zur Marktreife noch einiges an Forschungsarbeit – einige Trends sollen sich aber in den nächsten zehn Jahren durchsetzen. Zum Vergleich: 2015 glaubten über 800 Experten in einer Umfrage des World Economic Forum, dass die folgenden Zukunftstechnologien bis 2025 ausreichend ausgereift seien:

  • die Serienproduktion von Autos mit 3-D-Druck
  • 10% selbstfahrende Autos in den USA
  • künstliche Intelligenz übernimmt einen Drittel aller Buchprüfungen
  • implantierbare Smartphones kommen auf den Markt
  • Menschen tragen mit dem Internet vernetzte Kleidungsstücke

Diese Prognosen scheinen aus heutiger Sicht nicht utopisch. Neben den 3-D-Druckern, selbst-fahrenden Autos und der künstlichen Intelligenz sind auch Technologieimplantate bereits Realität. In Schweden liessen sich mehrere Tausend Menschen «Near Field Communication Chips» so gross wie Reiskörner in die Hände implantieren – als Tickets für den öffentlichen Verkehr.

Mögliche Disruption von Sektoren und Lebensgewohnheiten

Zukunftsforscher glauben, dass die Automatisierung durch die Industrie 4.0 zu einer 20:80-Gesellschaft führt: 20% der arbeitsfähigen Bevölkerung reichen aus, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten. Eine Studie der Universität Oxford hat 2013 prognostiziert, dass in den USA in den folgenden 10 bis 20 Jahren, also bis 2033, fast die Hälfte aller Jobs von Computern oder Robotern erledigt werden. Dies betrifft Tätigkeiten in Transport und Logistik, Produktion und Landwirtschaft, in Büro und Verwaltung sowie in herkömmlichen Dienstleistungen. Natürlich werden auch neue Arbeitsplätze entstehen, beispielsweise mit Digitalbezug. Trotzdem stellen sich dadurch grosse gesellschaftliche Herausforderungen, die nicht zu unterschätzen sind.

Immer mehr Technologie braucht auch immer mehr Strom. Vor zehn Jahren lag der Stromver-brauch der Informations- und Kommunikationstechnologie weltweit noch deutlich unter 3000 TWh, heute sind es rund 5000 TWh. Diese Nachfrage könnte sich Vorhersagen zufolge bis 2030 versechsfachen. Zum Vergleich: Ein Schweizer Durchschnittshaushalt verbraucht aktuell im Jahr rund 5000 KWh Strom, die gesamte Schweiz gut 10 Millionen Mal mehr (ca. 50 TWh).

Maschinen mit künstlicher Intelligenz konkurrenzieren Menschen immer mehr.

Einzelne Bereiche des Technologiesektors mit hoher Wachstumsfantasie

Technologiefirmen haben die Gesellschaft in der Vergangenheit stark geprägt und werden den Fortschritt in den nächsten Jahrzehnten weiter massgeblich mitbestimmen. Dies macht sie aus Sicht eines Anlegers langfristig attraktiv.

Hohe Cashflows, solide Bilanzrelationen und Innovationskraft charakterisieren viele Unternehmen dieses Sektors, der sich erstaunlich gut an die allerneuesten Entwicklungen anpassen kann. Die zukünftig so wichtigen Segmente wie Zahlungsverkehr, Mobilität, Gesundheit, Haustechnik, Kommunikation und Unterhaltung brauchen entsprechende Ausrüstung und müssen ihre Hard- und Software aufstocken und aktualisieren. Weil die digitale Umstellung wesentlich über die «Cloud» funktionieren wird, steigt der Aufwand für die digitale Sicherheit massiv. Viele Unternehmen aus anderen Branchen werden mit IT-Konzernen kooperieren müssen oder sogar mit ihnen verschmelzen.

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