CIO Kommentar, Montag, 3. Juni 2024
In der vergangenen Woche standen dies- und jenseits des Atlantiks wichtige Inflationsdaten auf der Agenda. Ein grösseres Augenmerk wurde dabei auf den Personal Consumption Expenditures (PCE)Deflator in den USA gelegt, welchen die US-Notenbank bei ihrer Geldpolitik als zentrales Inflationsmass zugrunde legt. Im Gegensatz zum Konsumentenpreisindex liegt der PCE-Deflator, der auch Änderungen der Konsumgewohnheiten berücksichtigt und somit flexibler ist, bereits seit dem Oktober 2023 unter 3%. Für April stellte sich dessen Wert nun mit 2,7% ein, was einerseits der Rate vom März und anderseits den Markterwartungen entspracht. Die Kernrate (PCE Core Deflator) liegt mit 2,8% nur unwesentlich darüber.
Die veröffentlichten Teuerungsraten sind zwar gemäss der Konsensprognosen ausgefallen, sie signalisieren aber keine weitere Abschwächung der Inflationsdynamik in den USA. Entsprechend hat sich trotz dem perspektivisch eher etwas pessimistisch ausgefallenen Beige Book und dem am vergangenen Donnerstag veröffentlichten und mit 1,3% (QoQ, annualisiert) nochmals etwas schwächer ausgefallenen Anstieg des US-BIP im 1. Quartal an der Wahrscheinlichkeit einer ersten Leitzinssenkung nur wenig verändert. So wird am Markt frühestens im September mit einem ersten Zinsschritt von 0,25%-Punkten gerechnet.
In der Schweiz und in der Eurozone stellt sich die Situation etwas anders dar. Obwohl die am Freitag veröffentlichte Inflationsrate für die Eurozone mit 2,6% leicht höher als die prognostizierten 2,5% ausgefallen ist, ist am Markt seitens der EZB eine erste Zinssenkung von 25 Basispunkten fest eingepreist. Nach den Äusserungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank der letzten Wochen wäre es eine sehr grosse Überraschung, wenn dieser Zinsschritt ausbleiben würden. Die EZB würde damit das gewohnte Muster verlassen und erstmals vor der US-Notenbank die Zinsen senken.
Die Schweizer Nationalbank ist der EZB bereits einen Schritt voraus. Mit ihrem Zinsentscheid im März hat sie den Reigen der Zinssenkungen im Vergleich zu den beiden Grossen bereits eröffnet. Der Rückgang der Inflationsraten (im April lag die Teuerung bei 1,4%) hat ihr diesen Schritt möglich gemacht. Ob die SNB im Juni ihre Zinsen erneut senkt, ist aber zum heutigen Zeitpunkt fraglich. Sie sieht aufgrund des im Vergleich zu US-Dollar und Euro schwächeren Franken ein geringes Aufwärtsrisiko für ihre Inflationsprognose.
Der Franken hatte seit Anfang Jahr zwischenzeitlich zum Euro über 6% an Wert verloren, zum US-Dollar betrug das Minus kurzfristig sogar mehr als 9%. Dabei hatte der Franken bereits vor dem überraschenden Zinsentscheid im März gegenüber den beiden Währungen an Boden eingebüsst. Eine erneute Senkung der Schweizer Leitzinsen würde die Zinsdifferenz zum US-Dollar erhöhen und die erwartete Rückkehr (falls die EZB am 06. Juni tatsächlich senkt) der Zinsdifferenz zum Euro auf das Vor-März-Niveau wieder zunichtemachen. Und könnte nach allgemeiner Lesart den Franken weiter schwächen.
Aktuell wird im laufenden Jahr von der Schweizer Nationalbank deshalb nur noch mit einem weiteren Zinsschritt gerechnet, seitens EZB sind nach wie vor zwei bis drei Leitzinssenkungen in 2024 am Markt eingepreist.
Der Schweizer SMI-Index ist positiv in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche Aktienindex (DAX) legte zu Beginn um rund 1% zu. Auch für die US-Aktienmärkte signalisieren die Future einen leicht positiven Handelsbeginn (Stand ca. 09:15 Uhr, 03. Juni 2024, Basel Zeit).