CIO Kommentar, Montag, 3. August 2020
Die Anzahl der weltweit laborbestätigten Covid-19 Infektionen ist inzwischen auf etwa 18 Millionen Fälle angestiegen und hat sich im letzten Monat nahezu verdoppelt. Der Trend ist zwar nicht exponentiell, aber der weiterhin stetige Anstieg der Fälle in den USA, Brasilien, Russland und Indien hat zu dieser starken Zunahme geführt. Das Epizentrum der Pandemie liegt weiterhin in den USA. Die Zahl der täglich neu registrierten Infektionen lag im Juni noch bei etwa 35'000 neuen laborbestätigten Fällen pro Tag. Im Juli ist die Zahl neuer täglich bestätigter Infektionen auf fast das doppelte angestiegen und lag häufig bei über 60'000 neuen Fällen pro Tag. In asiatischen Ländern wie China, Japan, Südkorea oder Taiwan hat die Normalisierung der Wirtschaftsaktivität zwar einen moderaten Anstieg der neuen Infektionen verursacht, die Situation bleibt aber im Moment überschaubar. Japan verzeichnet seit Juni einen deutlichen neuen Anstieg und verzeichnet aktuell etwa 1000 neue Infektionen pro Tag. Die Situation scheint aber dennoch unter Kontrolle zu bleiben. Auch in China liegt die Zahl der täglich neu gemeldeten Fälle bei etwa 200 und somit auf weiterhin tiefem Niveau. Stärker betroffen ist derzeit Indien, wo seit Mai ein starker Anstieg zu beobachten war. Aktuell werden in Indien täglich etwa 50'000 neue Infektionen bestätigt. Die vielen Lockerungen, die in der Schweiz und vielen anderen europäischen Ländern, ab Ende April eingeführt wurden, haben in Europa bisher nur zu einem moderaten erneuten Anstieg der Fälle geführt. Es gab aber lokal stärkere Anstiege, die teilweise zur Wiedereinführung von strikteren Massnahmen geführt haben. Vor einem Monat lag in der Schweiz die Zahl der täglichen neuen laborbestätigten Infektionen unter 50 Fällen pro Tag. Die Lockerungen der letzten Monate haben also auch bei uns die Fallzahlen seit Mitte Juni etwas ansteigen lassen. Aktuell werden in der Schweiz täglich etwa 200 neue Infektionen registriert.
Die «SwissCovid App» zur digital unterstützten Rückverfolgung (Tracing) von Corona Infektionen, die Ende Juni lanciert worden ist, scheint bei der Bevölkerung in der Schweiz nicht auf genügend grosse Akzeptanz gestossen zu sein. Derzeit sind nur etwa 1.2 Millionen aktive Swiss Covid Apps operativ. Immerhin hat bereits diese kleine Zahl von Nutzern der Swiss Covid App zu etwa 70 Warnungen pro Woche über das Covid App System geführt. Aber nur ein kleiner Teil der positiv getesteten, weniger als ein Zehntel der Neuinfizierten, kann in der Schweiz über die Swiss Covid App all jene Personen alarmieren, die mit Ihnen vorgängig in näheren Kontakt gekommen waren. Die europäischen Nachbarstaaten der Schweiz befinden sich in einer mit der Schweiz vergleichbaren Situation. Die Infektionszahlen sind in vielen Europäischen Ländern wieder etwas angestiegen, sind aber meistens recht stabil geblieben. In Spanien hat der Reiseverkehr in den Sommerferien zu deutlichen aber regional begrenzten Anstiegen geführt. In Grossbritannien war die Entwicklung etwas zeitverschoben. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen liegt inzwischen nah bei den tiefen Zahlen, wie man sie in Deutschland oder Italien aktuell ermittelt. Die Situation in den USA bleibt hat sich in den letzten Wochen hingegen nochmals deutlich verschlechtert. Ende Juni waren in den USA 2.4 Millionen laborbestätigte Infektionen erfasst. Aktuell ist die Zahl mit fast 4.7 Millionen bestätigen Fällen noch deutlich höher ausgefallen als von uns vor einem Monat erwartet. Dies zeigt, dass sich die Ausbreitung des Virus in den USA im Juli beschleunigt hat. Es sind inzwischen bereits etwa 155'000 Menschen in den USA in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Das sind 30'000 mehr als vor einem Monat. Der aktuelle Trend in den USA lässt leider erwarten, dass jeden Monat mehr als 20'000 Menschen in Zusammenhang mit eine Covid-19 Infektion sterben werden. Ein weiterer Anstieg der Zahl der Todesopfer auf weit über 200'000 ist in den USA bis zum Spätherbst leider zu erwarten. Der Wahltermin am 3. November rückt näher und obwohl man Wahlprognosen sehr kritisch bewerten muss, deuten diese auf eine Niederlage Donald Trumps hin. Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen bleibt aber sehr ungewiss.Obwohl bei der Suche nach einem Impfstoff mehrere Unternehmen einige Zwischenetappen offenbar erfolgreich absolviert haben, bleibt es unklar, ob eine ausreichend wirksame Impfung im nächsten Jahr zur Verfügung stehen wird.
Das günstige Szenario einer deutlichen Belebung der Wirtschaft im zweiten Halbjahr hat sich im Juni und auch im Juli bestätigt. Auch der bekannte Index des deutschen IFO Institutes belegt die fortschreitende Erholung der deutschen Wirtschaft im Mai, Juni und Juli. Der IFO Index für das Geschäftsklima ist im März mit dem Ausbruch der Pandemie von etwa 96 Punkte auf 74 Punkte abgestürzt und liegt für Juli bereits wieder bei 90.5 Punkte. Auch die heutige Publikation des Markit Einkaufsmanager Index (Industrieindex) für die Eurozone zeigt eine Erholung auf einen Wert von 51.8 nachdem er für April einen Tiefststand von 33.4 erreicht hatte. Der verbesserte konjunkturelle Ausblick wird in den USA von den seit einigen Wochen wieder stark angestiegenen Fallzahlen für neue laborbestätigte Covid-19 Infektionen überschattet. Diese Woche wird viele neue Daten aus der US-Wirtschaft liefern. Man muss befürchten, dass die Erholung durch die wieder stärker grassierende Pandemie etwas gebremst wurde. Auch die US-Arbeitslosigkeit die aktuell mit 11% etwas weniger schlimm ist, als anfänglich befürchtet wurde, könnte nicht so rasch fallen, wie noch vor einigen Wochen erwartet wurde. Am Freitag werden die Juli Daten zum US-Arbeitsmarkt erwartet. Das Risiko, dass mit der kälteren Jahreszeit die Fallzahlen deutlich zunehmen könnten, bleibt sehr real. Ein vorsichtiger Umgang mit dieser Bedrohung bleibt zum Schutz von Gesundheit und Wirtschaft unerlässlich. Das Potenzial für weitere rasche Kursgewinne bei Aktien ist gegenwärtig etwas limitiert. Ein Durchbruch bei der Entwicklung eines Impfstoffes könnte aber neue Impulse liefern.
Am heutigen Montag eröffneten die europäischen Aktienmärkte deutlich positiv. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures ebenfalls eine positive Eröffnung nachdem am Freitag bereits leichte Gewinne verzeichnet wurden. US-Aktien liegen seit Jahresanfang je nach Index (Standard & Poors 500/ Dow Jones) in einem Band von -5% bis +1%. Gesamteuropäische Aktienindices verlieren seit Anfang Jahr etwa 13% und Schweizer Aktien etwa 4 % (SMI Index). Chinesische Aktien (CSI 300 Index) hingegen liegen etwa 16.5 % im Plus (alle Zahlen per 3.08.2020 ca. 14:15 Uhr, Basel Zeit, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet).
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.