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Marktausblick

Inflationsdaten für August liefern keine eindeutigen Signale für die Geldpolitik

CIO Kommentar, Montag, 04. September 2023

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer
Die Inflation in der Schweiz betrug für den Monat August auf ein Jahr hochgerechnet 1.6%. Damit hat sich die Inflation gegenüber dem Vormonat Juli nicht verändert. Erwartet wurde ein nur leicht tieferer Wert von 1.5%. Nach diesem neuen Datenpunkt bleiben die Erwartungen an den Zinsmärkten weiterhin uneinheitlich, ob die Schweizerische Nationalbank am 21. September eine weitere Leitzinserhöhung um 0.25% vollziehen wird oder nicht. Wir selbst gehen aber aktuell davon aus, dass dies wohl der Fall sein wird.

Die Inflationsdaten für die Eurozone zeigen einen hartnäckig stabilen Verlauf der Inflation auf hohem Niveau. Gestiegene Energiepreise im August haben verhindert, dass die Inflation weiter fallen konnte. Obwohl die Inflation im Euroraum weiterhin bei hohen 5.3% liegt, erwarten die Märkte, dass die Europäische Zentralbank am 14. September vorerst eine Pause einlegen wird. Auch die konjunkturelle Dynamik schwächelt derzeit in der Eurozone etwas. Tatsächlich deuteten auch in der vergangenen Woche aktuelle ökonomische Indikatoren auf eine Abkühlung des Wirtschaftswachstums im zweiten Halbjahr hin.

US-Arbeitsmarkt bleibt im August robust

Die US-Arbeitsmarktzahlen für August belegen einen weiterhin stabilen und starken US-Arbeitsmarkt. Die monatlich publizierte Statistik zu den neu geschaffen Arbeitsstellen ausserhalb der Landwirtschaft zeigt nach wie vor eine Zunahme der im August neu eingegangenen Arbeitsverhältnisse. Zwar ist die Arbeitslosenquote von 3.5% auf 3.8% gestiegen, dies wird aber durch die Zunahme der Beschäftigungsquote von 62.6% auf 62.8% relativiert. Nach dem pandemiebedingten starken Einbruch auf einen Tiefstand von 60.1%, liegt der Anteil der Erwerbstätigen wieder fast auf jenem Niveau, das vor dem Ausbruch der Covid-Pandemie vorherrschte.

Wachstumsflaute in China: Droht ein neuer kalter Krieg?

Chinesische Immobilien unter Druck

Die Probleme einzelner chinesischer Immobilienfonds, die als sogenannte Schattenbanken eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Immobilienprojekten spielen, haben in den letzten Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Die Preise chinesischer Immobilien scheinen derzeit unter Druck zu stehen. Es ist aber schwierig das Ausmass dieses Preiszerfalls zu quantifizieren.

Der Rückgang der Aktivität bei den Investitionen in der Bauwirtschaft dämpft das Wachstum in Teilen der chinesischen Wirtschaft. Zwar setzt die Kommunistische Partei Chinas unter der Führung von Xi Jinping weiterhin Wachstumsraten von 5% und mehr als Ziel aber die Erwartungen einer schrumpfenden Bevölkerung und die immer deutlicher spürbare geostrategische Rivalität mit den USA lassen an diesen hohen Erwartungen zweifeln. Ausserdem bleibt die Frage der Zukunft Taiwans offen und sie bildet einen Brennpunkt für potenzielle Eskalationen. Die Ende August gemachten Aussagen der US-Handelsministerin Gina Raimondo anlässlich ihres Treffens in Peking mit dem stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten He Lifeng sorgten für Aufsehen.

Chinesischer Aktienmarkt

Raimondo beschrieb China aus der Sicht amerikanischer Unternehmen als nicht investierbarer Standort. Sie kritisierte dabei die Zunahmen von Bussen und Dursuchungen der chinesischen Ableger amerikanischer Unternehmen. Zu einer Zeit wo der chinesische Aktienmarkt Schwierigkeiten hat ausländische Investoren anzuziehen, sind diese Aussagen aus Sicht Chinas natürlich wenig willkommen. Tatsächlich hat der chinesische Aktienmarkt seit Anfang 2021 in CHF gerechnet etwa 30% verloren, während der Schweizer Aktienindex SPI im gleichen Zeitraum fast 10% gewonnen hat. Der amerikanische Index S&P 500 hat im gleichen Zeitraum in CHF gerechnet sogar fast 30% zugelegt. Aus Sicht westlicher Investoren waren chinesische Aktien in den letzten Jahren ein Verlustgeschäft und es ist ein gewisser Rückzug ausländischer Investoren zu beobachten.

Zugang zur amerikanischen Technologie

Auch das Verbot der USA die neueste Halbleitertechnologie China zur Verfügung zu stellen, erhöht die Missstimmung zwischen den beiden Rivalen. Die Rückkehr zu einem kalten Krieg, so wie er jahrzehntelang zwischen Russland und dem Westen ausgetragen wurde, ist zu einem ernstzunehmenden Eskalationsszenario geworden.

Der prominente Historiker Niall Ferguson untersucht diese Fragen in seinen Vorträgen (z.B. am 4. September an der Universität Zürich). Ferguson hat den Begriff "Cold War II" mitgeprägt und sieht erhebliche Risiken für eine sich weiter verschlechternde Kooperationsbereitschaft zwischen China und den USA. Bis vor kurzem hatten chinesische Studenten an amerikanischen Spitzenuniversitäten fast uneingeschränkten Zugang zu den allerneuesten Technologien. Diese offene Situation wird seitens der USA aber immer mehr kritisiert und eingeschränkt. Auch die von China demonstrierte Unterstützung für Russland in Zusammenhang mit dem militärischen Überfall auf die Ukraine trägt zur Entfremdung von USA und China bei. Dieser sich eintrübende geostrategische Ausblick kann bei Investitionen in China und andere Schwellenländer kaum mehr ausser Acht gelassen werden.

Aktuelle Positionierung

Trotz vieler Herausforderung und Unsicherheiten über die weitere konjunkturelle Entwicklung sind wir aus unserer Sicht am Wendepunkt der geldpolitischen Straffung angelangt. Für die USA wird im Lauf des nächsten Jahres gar mit ersten Senkungen der Leitzinsen gerechnet. Die Versuche Chinas die inländische Konjunktur und den Immobilienmarkt zu stabilisieren, haben sich zumindest kurzfristig stabilisierend ausgewirkt. Dass dabei die Reduktion der erforderlichen Eigenmittel zum Immobilienkauf zu den Massnahmen gehört, lässt aber durchaus an der nachhaltig positiven Wirkung der chinesischen Immobilienpolitik zweifeln. Unter dem Strich bleiben wir bei Aktien aber moderat taktisch übergewichtet.

Heutige Marktentwicklung

Der SMI-Index zeigt sich am heutigen Montag freundlich: Er ist mit 0.35% im Plus. Der deutsche DAX-Index gewinnt 0.65% an Wert. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures eine leicht positive Handelseröffnung (Stand ca. 11.05 Uhr, 4.09.2023, Basel Zeit).
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