CIO Kommentar, Montag, 07. August 2023
Letzten Dienstag hat die Rating-Agentur Fitch bei ihrer Bonitätseinstufung den USA die Bestnote AAA entzogen. Als Gründe wurden die Verschlechterung der fiskalischen Lage sowie die hohe und weiter steigende Verschuldung der USA angeführt. Das Medienecho war gross, da die Herabstufung zum jetzigen Zeitpunkt unerwartet kam. Allerdings ist dieser Schritt beim grösseren Konkurrenten S&P bereits vor zwölf Jahren erfolgt.
Die unmittelbaren Auswirkungen dürften daher begrenzt sein, im direkten Anschluss an den Entscheid sind die Renditen von US-Staatsanleihen sogar kurzfristig gesunken.
Höheres Gewicht als die Nachzügler-Entscheidung von Fitch haben die wirtschaftlichen Fundamentaldaten, von denen in der letzten Woche eine ganze Reihe veröffentlicht wurden und gemischte Signale sendeten. Das BIP-Wachstum in der Eurozone war gemäss vorläufigen Schätzungen mit +0.3% (QoQ, +0.6% YoY) besser als erwartet, und die europäische Inflationsrate ist wie von den Analysten prognostiziert auf 5.3% YoY gesunken.
Dagegen hielt sich die Kernrate – ohne die volatilen Segmente Energie und Nahrungsmittel - auf dem Vormonatsniveau bei 5.5%. Bei den Einkaufsmanagerindizes setzte sich das geteilte Bild zwischen kontraktiven Werten für den Industriesektor und einer besseren Stimmung im Dienstleistungsbereich weitgehend fort.
«Überraschend deutlich sind jedoch die Einkaufsmanagerindizes in der Schweiz gesunken, wo der Wert für die Industrie zuletzt im Jahr 2009 derart niedrig war.»Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer
Die Zurückhaltung der Einkaufsmanager könnte darin begründet sein, dass die Lieferengpässe, die in der Zeit zu Corona zu erhöhter Lagerhaltung geführt haben, sich entschärft haben. Auch das Niveau des Schweizer Einkaufsmanagerindex im Dienstleistungsbereich befindet sich neu deutlich unter der Wachstumsschwelle, wozu insbesondere die Komponenten zur Auftragslage beitrugen. Vergleichsweise robust präsentiert sich aber sowohl im Industrie- als auch im Dienstleistungsbereich die Beschäftigungskomponente. Der robuste Arbeitsmarkt dürfte auch dazu beigetragen haben, dass der vierteljährliche Index der Konsumentenstimmung des SECO sich weiter erholt hat. Zwar ist die Konsumentenstimmung insgesamt im historischen Vergleich weiterhin schwach, jedoch wird insbesondere die erwartete Wirtschaftsentwicklung von den Befragten leicht besser als im langjährigen Durchschnitt eingeschätzt.
Mit Spannung waren die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag erwartet worden, da die Entwicklung am Arbeitsmarkt eine Indikation für die künftigen Zinsschritte seitens des Fed geben könnte. Die Zahlen haben sich mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen bewegt - die Anzahl neu geschaffener Stellen lag etwas unter den Prognosen, dafür sind die Lohnkosten leicht stärker angestiegen. Demzufolge gingen auch von den Arbeitsmarktdaten keine grossen Impulse für die Finanzmärkte aus.
Insgesamt zeigten sich die Aktienmärkte letzte Woche infolge von Gewinnmitnahmen weitgehend schwächer.
Wir gehen zwar weiterhin von einer schwachen Konjunkturentwicklung aus, rechnen aber nicht mit einer ausgeprägten Rezession. Sinkende Inflation und Zinsen dürften den Aktienmärkten Unterstützung geben. Nach dem Rückgang der Unternehmensgewinne, der auch für den Anstieg der Bewertungen in der letzten Zeit mitverantwortlich ist, wird für die kommenden Quartale wieder mit steigenden Gewinnen gerechnet. Wir sind bei Aktien übergewichtet.
Der SMI-Index zeigt sich zum Wochenstart etwa 0.25% schwächer. Der deutsche Aktienindex (DAX) wird heute um etwa 0.50% tiefer gehandelt. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures Indizes ebenfalls eine leicht höhere Handelseröffnung (Stand ca. 11:00 Uhr, 07.08.2023, Basel Zeit).