CIO Kommentar, Montag, 07. November 2022
Trotz des weiter anhaltenden Kriegs in der Ukraine, der hohen Energiepreise und der rekordhohen Inflation haben sich die Aktienmärkte seit dem 10. Oktober 2022 etwas erholt.
So konnte auch der Schweizer Aktienmarkt (SMI-Index und SPI-Index) bis heute etwa 5% zulegen. Das ist erfreulich, zumal wir taktisch am 10. und 11. Oktober Aktien zugekauft haben. In technischer Sprache ausgedrückt, haben wir die Aktienquote in unseren Anlagelösungen und Vermögensverwaltungsmandaten um etwa 2% erhöht.
Seither sind wir in unserer Anlagestrategie bei Aktien taktisch moderat um etwa 3% übergewichtet. Für den kommenden Winter sind die Perspektiven für Wirtschaft und Finanzmärkte zwar weiterhin getrübt, es zeichnen sich aber auch Hoffnungsschimmer mit Hinblick auf den Sommer 2023 ab.
Der Staatsbesuch von Olaf Scholz in China am 4. November hat mit Hinblick auf die Drohungen Russlands über einen möglichen Einsatz nuklearer Waffen eine Distanzierung Chinas erreicht.
Trotz der «grenzenlosen Freundschaft» die Putin und Xi Jinping noch kurz vor dem russischen Überfall auf die Ukraine beteuert hatten, ist eine Grenze für die chinesisch-russische Freundschaft nach den russischen Atombomben-Drohungen nun dennoch deutlich gezogen.
Die militärischen Erfolgsaussichten für die russische Armee haben sich in den letzten Wochen weiter eingetrübt. Die Suche eines Auswegs nach dem misslungenen Überfall wird für Russland immer wichtiger. Dies erhöht die Hoffnung und die Erfolgsaussichten auf ernsthafte Verhandlungen und auf ein Ende des Blutvergiessens.
Viele Konjunkturindikatoren deuten auf eine weitere Verlangsamung des Wachstums in der Eurozone im laufenden vierten Quartal hin. Ausserdem stieg in der Eurozone die Konsumentenpreisinflation für Oktober mit 10.7% gegenüber dem Vormonat nochmals um 0.7% an.
Auch die Kerninflation stieg nochmals leicht an: Von 4.8% im September auf 5% im Oktober. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 27. Oktober die Leitzinsen um 0.75% auf 2% erhöht. Sie dürfte im Lichte der ungünstigen Inflationsentwicklung am 15. Dezember einen weiteren Schritt von mindestens 0.5% folgen lassen.
Die US-Notenbank (Fed) hat am 2. November die Leitzinsen ebenfalls um 0.75% von 3.25% auf 4% angehoben. Bis zum März 2023 dürften die USD-Leitzinsen auf einen Höchstwert von etwa 5% angehoben werden.
Anschliessend wird bis Ende 2023 eine moderate Senkung der US-Leitzinsen erwartet.
Die am Donnerstag 10. November erwarteten US-Inflationsdaten für den Monat Oktober können die Wende beim Anstieg der US-Kerninflation (Preisentwicklung ohne Energie und Nahrungsmittel) bringen.
Obwohl die Gesamtinflation schon seit einigen Monaten auf hohem Niveau rückläufig ist, war die US-Kerninflation im September nochmals auf besorgniserregende 6.6% angestiegen. Die erwartete Trendwende im Oktober wäre somit sehr willkommen.
Die am 3. November veröffentlichten Schweizer Inflationsdaten für den Monat Oktober bestätigen, dass die Inflationsentwicklung sich verlangsamt hat. Gegenüber September (3.3%) ging die Inflation im Oktober auf 3% zurück.
Auch bei der Kerninflation ist eine Abnahme von 2.0% (September) auf 1.8% für Oktober zu verzeichnen. Trotz diesem Rückgang der Inflation wird erwartet, dass die SNB am 15. Dezember eine Leitzinserhöhung verkünden wird. An den Finanzmärkten wird erwartet, dass die SNB die Leitzinsen für den Franken nochmals um 0.5% auf neu 1% erhöhen wird.
Die Wahl des 118-ten US-Kongresses am Dienstag, 8. November, könnte die Mehrheitsverhältnisse im US-Senat verändern. Zur Wahl stehen 35 der 100 Sitze im Senat und alle 435 Sitze des Repräsentantenhauses.
Beide Kammern gemeinsam werden als US-Kongress benannt. Die Demokraten könnten die hauchdünne Mehrheit im Senat zugunsten der Republikaner verlieren. Sie könnten aber die gegenwärtige knappe Mehrheit (220 zu 212) im Repräsentantenhaus vielleicht behaupten können. Die stark polarisierte politische Landschaft in den USA könnte sich nach den Wahlen noch stärker in der Tagespolitik niederschlagen.
Es sind auch Befürchtungen im Raum, dass einige Kandidaten der Republikaner bei einer knappen Wahlniederlage, erneut eine Polemik über die Korrektheit der Auszählung der Wahlergebnisse provozieren könnten. Die Wahl ist auch ein Stimmungsbarometer für eine mögliche erneute Kandidatur Donald Trumps bei den nächsten US-Präsidentschaftswahlen im November 2024.
Der SMI-Index eröffnet heute kaum verändert. Der deutsche DAX-Index gewinnt gegenwärtig etwa 0.75%. Für die US-Aktienbörsen wird heute, nach den Gewinnen vom Freitag, mit moderaten Gewinnen gerechnet (Stand ca. 12:30 Uhr, 7.11.2022, Basel Zeit).