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Marktausblick

USD- und EUR-Leitzinsen erneut angehoben

CIO Kommentar, Montag, 8. Mai 2023

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer

Die US-Notenbank Fed hat am 3. Mai die Leitzinsen wie erwartet um 0.25% auf neu 5.25% angehoben. Am Tag darauf hat auch die Europäischen Zentralbank EZB die Zinsen (Einlagensatz) ebenfalls um 0.25% auf 3.25% erhöht. In den USA zeichnet sich nach der 10. Zinserhöhung in Folge eine Pause für weitere Zinsschritten ab.

In der Eurozone könnten in den kommenden Monaten aber noch zwei zusätzliche Zinsschritte folgen. Die Inflation im Euroraum bleibt mit fast 7% weiterhin sehr hoch, während sie in den USA bereits auf 5% gefallen ist.

Die Schweizerische Nationalbank SNB wird am 22. Juni den nächsten planmässigen Zinsentscheid fällen. Es wird eine Erhöhung des CHF-Leitzinses um 0.25% auf neu 1.75% erwartet. Danach könnte die SNB ebenfalls pausieren.

Die Inflation in der Schweiz lag im April gegenüber dem Vormonat März bei 0%. Im Jahresvergleich lag die Inflation für März bei 2.9% und sank im April auf 2.6%. Die Kerninflation, die ohne Einbezug der Preise für Energie und Nahrungsmitteln berechnet wird, lag im April gegenüber März unverändert bei 2.2%. Am 5. Juni werden die Schweizer Inflationsdaten für Mai publiziert, so dass die SNB für ihren Zinsentscheid im Juni einen weiteren Datenpunkt zur Verfügung haben wird.

Dass der Schweizer Franken gegenüber dem Euro und dem USD in den letzten Monaten eher stark war, macht Importe günstiger und könnte dazu beitragen, dass die Inflation in der Schweiz weiter fällt.

Arbeitslosigkeit bleibt tief

Mit 2% bleibt die Arbeitslosenrate in der Schweiz im April gegenüber März unverändert auf sehr tiefem Niveau. In der Eurozone liegt die Arbeitslosigkeit im April mit 6.6% gar auf einem historischen Tiefstwert.

In den USA haben die Arbeitsmarktzahlen für den Monat April die anhaltende Stärke des US-Arbeitsmarktes bestätigt. Die US-Arbeitslosigkeit bleibt, trotz des heftigen USD-Zinsanstiegs von 5% innerhalb eines Jahres, auf einem Rekordtief von 3.4%. Auch der Lohndruck hält an: Die Lohnkosten sind im April gegenüber dem Vormonat durchschnittlich um 0.5% gestiegen.

«Unter dem Strich hat sich die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank noch nicht merklich negativ im Arbeitsmarkt ausgewirkt.»
Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer

US-Bank First Republic durch JP Morgan gerettet

Die US-Grossbank JP Morgan hat die notleidende First Republic Bank übernommen.

Die Kaufsumme von 10.6 Milliarden US-Dollar entspricht etwa der Hälfte der Marktkapitalisierung der First Republic per Ende 2022, also jenem Wert vor dem Ausbruch der Krise im März dieses Jahres.

Allerdings können sich die gebeutelten First Republic-Aktionäre nicht darüber freuen, denn sie gehen trotz Übernahme ihrer Bank leer aus. Die Aktie der First Republic Bank hat seit Anfang Jahr 99.7% ihres Wertes verloren und dürfte schlussendlich wertlos ausgebucht werden.

Der Kaufpreis von JP Morgan fliesst nicht an die Aktionäre der First Republic, sondern fliesst zugunsten der Bankkunden in die US-Bankeinlagen-Versicherung FDIC.

Ein bemerkenswerter Unterschied im Vergleich zum Vorgehen bei der staatlich mitgetragenen Rettung der Credit Suisse. Dass die Aktionäre der Credit Suisse noch eine Auszahlung erhalten und dass andererseits bestimmte Obligationäre der Credit Suisse einen Totalausfall erleiden, führt zu vielleicht vermeidbaren, langwierigen sowie wohl sehr teuren juristischen Auseinandersetzungen.

Trotz der Übernahme der Regionalbank First Republic schwelt die Krise bei den US-Regionalbanken weiter. Ein ETF-Fonds, der die wichtigsten 38 US-Regionalbanken enthält, hat seit Anfang Jahr fast 40% seiner Kapitalisierung verloren. Viele dieser Banken haben Bilanzgrössen im zweistelligen oder tiefen dreistelligen Milliardenbereich. Sie können potenziell für erhebliche Verwerfungen im Finanzsystem sorgen. Obwohl eine dramatische Finanzkrise wie sie 2008/2009 stattfand unwahrscheinlich bleibt, sind die US-Finanzbehörden weiterhin gefordert, die Situation zu beruhigen.

Bisher konnte die US-Situation, im Gegensatz zur Schweiz, ohne eine explizite Haftung der Steuerzahler beruhigt werden.

Anlagestrategie: Aktien bleiben übergewichtet

Trotz dieser weiterschwelenden Problematik, die wir aufmerksam verfolgen, halten wir die Aussichten für Aktien weiterhin attraktiv. In unserer Anlagestrategie behalten wir unsere taktische Übergewichtung von Aktien bei.

Heutige Marktentwicklung

Der SMI-Index zeigt sich am heutigen Montag wenig verändert. Auch der deutsche DAX-Index ist wenig verändert. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures ebenfalls eine wenig veränderte Handelseröffnung (Stand 09:15 Uhr, 8.5.2023, Basel Zeit).

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