CIO Kommentar, Montag, 10. Januar 2022
Der Auftakt ins neue Jahr war an den Aktienmärkten durchmischt. Die angekündigte Omikron-Welle rollt gerade über viele Industrienationen und birgt Risiken für kritische Bereiche in der Grundversorgung. Als Silberstreif am Horizont könnte diese Welle, nebst viel Leid, auch eine breitere Grundimmunität in der Bevölkerung bewirken. Damit wären wir deutlich näher an einem definitiven Ende der Covid-Pandemie.
Wegen der drohenden Eskalation in der Ukraine und den Unruhen in Kasachstan steht auf vielen Risikolisten von professionellen Investoren das aktive und dabei oft aggressiver gewordene Verhalten Russlands weit oben. Nachdem die EU und die Nato, möglicherweise voreilig, schon preisgegeben haben, dass es bei einer russischen Invasion der Ukraine keine direkte militärische Konfrontation mit Nato Truppen geben werde, ist für Russland der Kriegsentscheid eine Abwägung bloss ökonomischer und nicht auch militärischer Natur.
Wie abschreckend angedrohte wirtschaftliche Sanktionen im Lichte der tiefgreifenden beidseitigen Abhängigkeiten sind, bleibt zweifelhaft. Selbst wenn ein Kriegsentscheid schon längst gefällt wäre, würde Russland die diplomatischen Gespräche dennoch bis zur letzten Stunde intensiv fortsetzen.
Der US-Arbeitsmarkt hat sich im Dezember weiter erholt. Die Arbeitslosenrate liegt für Dezember bei 3.9%. Vor der Pandemie lag die Arbeitslosigkeit bei etwa 3.5% und stieg im Zuge der Kontaktbeschränkungen kurzzeitig auf etwa 14.5% an. Der US-Arbeitsmarkt bewegt sich also derzeit in Richtung einer Vollbeschäftigung.
Die US-Notenbank wird dank starken Arbeitsmärkten und im Zuge des Inflationsdrucks der letzten Monate, mehrere Zinsschritte beschliessen. Eine erste Leitzinserhöhung wird bereits im März erwartet, weitere Zinserhöhungen dürften rasch folgen. Die Leitzinsen in den USA dürften bis Ende dieses Jahres von Null auf leicht unter 1% ansteigen. Dass die Entscheidungsträger der Fed nun doch etwas weniger entspannt sind, über den als vorübergehend bezeichneten Inflationsschub, liess sich auch in jüngst veröffentlichten Sitzungsprotokollen nachlesen.
Auch in der Eurozone liegt die Teuerung bezogen auf Dezember 2021 und im Vergleich zum Dezember 2020 bei 5%. Derselbe Vergleich für November 2021 und 2020 ergab eine leicht tiefere Inflation von 4.9%. Der gegenwärtige Inflationsimpuls ist also auch in der Eurozone noch nicht am Abklingen.
Die Euro Inflation liegt nicht so weit unter dem hohen November-Wert von 6.8% für die USA. Dass die Europäische Zentralbank, im Gegensatz zur US-Notenbank, bisher kaum Signale für eine Straffung der gelpolitischen Zügel ausgesandt hat, könnte für erhöhte Aufmerksamkeit und mancherorts auch für scharfe Kritik an der lockeren Haltung der EZB sorgen.
Insgesamt erwarten wir weiterhin, dass sich die Inflationsdynamik im Laufe der nächsten Quartale deutlich abschwächen wird. Bis es soweit ist, sorgt die intensive Inflationsdebatte zu den Inflationserwartungen aber weiterhin für Unsicherheit an den Finanzmärkten.
Die neue Woche beginnt an den Finanzmärkten wenig verändert: Der SMI fällt aktuell etwa 0.65%, der DAX ist kaum verändert.
Für die US-Aktienindices wird gegenwärtig mit einer wenig veränderten Eröffnung erwartet (Stand ca. 11:30, 10.1.2022, Basel Zeit).