CIO Kommentar, Montag, 11. Dezember 2023
Die neuen Signale der Zentralbanken (USD, EUR, CHF) deuten darauf hin, dass vorerst keine weiteren Erhöhungen der Leitzinsen zu erwarten sind. Noch einflussreicher für die Erwartungen an den Aktienmärkten ist die Perspektive, dass die Leitzinsen schon im nächsten Sommer oder gar bereits im Frühling sinken könnten.
Für die globale Leitwährung USD sind an den Zinsmärkten mindestens vier Zinssenkungen in Schritten von jeweils 0.25% zu erwarten. Für den CHF werden ab Sommer 2024 zwei Zinssenkungen um je 0.25% erwartet. Diese seit Ende Oktober veränderten Erwartungen haben auch die Zinsen für längere Zinsbindungen verändert. Beispielsweise ist die Verfallsrendite für 10 Jahre laufende Schweizer Staatsanleihen von rund 1.1% auf 0.65% gefallen. Auch bei den Hypothekarzinsen sind Laufzeiten von 2 bis 4 Jahren wieder attraktiv. Dies weil diese Laufzeiten die erwarteten Senkungen des kurzfristig gebundenen SARON-Zinses bereits heute vorwegnehmen. Die Zinsbewegung der vergangenen Wochen eröffnet bei der Wahl von Laufzeiten bei Hypothekenfinanzierungen also neue Optimierungsmöglichkeiten.
Ein zentraler Treiber für die veränderten geldpolitischen Erwartungen ist die Entwicklung der Inflation. Die neuesten Inflationsstatistiken für November ergeben für den CHF eine Inflation von 1.4%, für den EUR 2.4% (Schätzung) und für den USD wird am 12. Dezember ein Wert von 3.1% erwartet. Ein Wert, der also etwas tiefer liegt als die Oktober Messung der USD-Inflation von 3.2%.
Der intensiv nagende Zahn der Inflation scheint also fast gezogen. Die Zentralbanken passen die Zinsen nächstes Jahr im gegenwärtig erwarteten Szenario an die derzeit schwache, aber nicht rezessive, konjunkturelle Entwicklung an.
Natürlich bleiben diese Erwartungen an den Börsen wandelbar und volatil. Es besteht derzeit das Risiko, dass die Märkte die kommende geldpolitischen Lockerung etwas überschätzen. Aber das sich Einstellen auf die noch kommenden Stimmungsveränderungen liegt im Kern der taktischen Handlungsweise an den Börsen.
Nach einem deutlichen Rückgang der Aktienkurse im Oktober haben die Aktienkurse im November ein strahlendes Comeback gefeiert. Die in CHF bestimmten Renditen im Monat November waren für den Schweizer Aktienindex SPI +4.55% für den deutschen DAX, trotz Haushaltkrise der Ampel Regierung, gar 8.45%. Auch der US-Aktienindex S&P 500 hat 4.97% zugelegt.
Die Erholung hat sich auch in die erste Dezember Woche fortgesetzt und die in CHF bestimmten Aktienrenditen für 2023 bis zum 8.12.2023 sind mit +5.34% (SPI), +16.35% (S&P 500) und +15.47% (DAX) wieder recht ansprechend.
Die Netto-Renditen in 2023 bis zum 8.12.2023 unserer nachhaltigen Anlagelösungen sind für die vier Strategien Einkommen (+3.1%), Ausgewogen (+3.8%), Wachstum (+4.9%), Aktien (+5.1%) - nach dem erfreulichen November - wieder viel näher am durchschnittlich pro Jahr langfristig erwartbaren Wert.
Wir erwarten, dass die veränderten geldpolitischen Perspektiven ein für Aktienanlagen attraktiveres Umfeld schaffen. Zwar schwebt das Damoklesschwert einer unerwarteten konjunkturellen Schwäche weiter über den Entwicklungen an den Börsen. Dennoch sind die Erwartungen bei den Unternehmensgewinnen global betrachtet recht robust. Die Bewertungen der Aktien sind über alle Sektoren betrachtet nicht ausgesprochen teuer und liegen eher bei historischen Durchschnittswerten.
Somit halten wir an unserer taktischen Übergewichtung von Aktien in unserer Anlagepolitik fest. Die Perspektive fallender Leitzinsen hat besonders in Sektoren, die viel Fremdkapital benötigen und umfangreiche Investitionen tätigen, im Allgemeinen für einen Bewertungsgewinn gesorgt. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, wenn im nächsten Jahr die Zentralbanken die heutigen Erwartungen in tatsächliche Zinssenkungen umsetzen.
Die Inflation der Schweizer Konsumentenpreis für den Monat November beträgt 1.4% und liegt damit auf einem 2-Jahres tief. Der Messwert überrascht etwas und liegt unter dem Prognoseband von 1.5% bis 2.1%.
Auch die Kerninflation, welche nach Ausschluss von Energie- und Lebensmittelpreisen bestimmt wird, liegt bei 1.4%. Es bleibt zwar nach wie vor etwas unsicher, wie sich die CHF-Inflation in den nächsten Monaten entwickeln wird, aber eine weitere Entspannung bis Ende 2024 ist zu erwarten. Natürlich beruht diese Erwartung auf der Annahme, dass keine neuen unerwarteten Preisverwerfungen eintreten.
Mit diesem neuen Datenpunkt zur Inflation ist es noch wahrscheinlicher geworden, dass die SNB am 14. Dezember den Leitzins für den CHF unverändert bei 1.75% belassen wird. Am gleichen Tag dürfte auch die EZB die Leitzinsen unverändert lassen und es wird erwartet, dass auch die US-Notenbank Fed am 13. Dezember keine Veränderung des USD-Leitzinses vornimmt.
Der SMI-Index startet heute kaum verändert in die neue Woche. Dies gilt auch für den deutschen Aktienindex (DAX). Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures für den Start in die Woche aktuell ebenfalls wenig Veränderung (Stand ca. 10.00 Uhr, 11.12.2023, Basel Zeit).