CIO Kommentar, Montag, 15. August 2022
Für den Monat Juli ist die US-Inflation in Bezug auf den Juli des Vorjahres auf 8.5% gefallen. Im Juni lag die Inflation noch bei 9.1%.
Somit könnte die Spitze der Inflationswelle die sich seit Anfang 2021 aufgebaut hat erreicht sein. Der seit Juni fallende Ölpreis hat die Benzinpreise von über 5 USD pro Gallone wieder auf unter 4 USD fallen lassen. Dennoch wird die FED im September die Leitzinsen mi einem Schritt von mindestens 0.5 % nochmals erhöhen. Zumindest hat die Trendwende bei der Inflationsentwicklung einen Fed Zinsschritt von gar 0.75% in der Einschätzung des Marktes etwas unwahrscheinlicher werden lassen.
Die Basiseffekte die ab Ende Jahr die Inflationsentwicklung prägen sollten, müssten für eine mittelfristige Entspannung bei der Inflationsentwicklung in den USA sorgen.
In der EU und insbesondere in Deutschland werden die höheren Gaspreise und die Energieumlagen die Inflation wohl gegen Ende Jahr nochmals hochschnellen lassen.
Trotz latenter Rezessionsrisiken haben die US-Aktienmärkte seit Mitte Juni eine starke Erholung um ca. 16% hingelegt. Dieser Umstand zeigt einmal mehr auf, dass eine strategische und langfristig ausgerichtete Anlagestrategie vor erratischen und angstbedingten Verkaufsentscheiden schützt. Wir halten in unserer Anlagestrategie weiter an einer leichten Übergewichtung von Aktien fest. Dieser moderate Optimismus hat positiv zur Performance unserer Anlagestrategie beigetragen.
Zwar ist die Leitzinssenkung mit 0.1% marginal, dennoch hat diese Reaktion auf neue enttäuschende Wirtschaftszahlen für Juli eine Signalwirkung.
Die Zinspolitik in China bewegt sich somit entgegen dem Trend in den USA und Europa. Die weiterhin durchgesetzte Null-Covid Strategie, die Probleme mit unvollendeten Bauprojekten, bei denen die Käufer bereits erhobene Zinszahlungen verweigern und die nunmehr auf 20% angestiegene Jugendarbeitslosigkeit (Altersgruppe 16 bis 24 Jahre) bergen alle politischen Sprengstoff.
Der unangefochtene Landesführer Xi Jinping muss all diese Problem erfolgreich mildern, um seine Aura der Unantastbarkeit wahren zu können.
Um seinen Anspruch zum Herrscher auf Lebenszeit durchzusetzen, passt eine schlechte wirtschaftliche Lage nicht ins Bild.
Die übliche Ankurbelung des Bausektors und der Investitionen in Wohneigentum und Infrastruktur könnte in diesem Umfeld nicht mehr als bewährtes Allheilmittel wirken.
Auch China ist schliesslich irgendwann im Wesentlichen fertig gebaut und das Investitionswachstum muss sich entsprechend auf das Niveau reiferer Industrienationen abschwächen.
Sollten die weiterhin erfreulichen Exportzahlen aufgrund einer Abschwächung der US- und EU-Konjunktur einbrechen, dann könnte sich der Ausblick für das chinesische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr gar noch weiter eintrüben.
Das von Chinas Führung gesetzte Ziel von 5.5% BIP-Wachstum für 2022 dürfte aber bereits jetzt unerreichbar sein.
Aktuell kostet 1 EUR noch etwa 96.5 Rappen und ist damit nominell so günstig wie noch nie seit seiner Einführung. Die Inflationserwartungen für den Winter und die geringe Zinsdifferenz dürften den EUR geschwächt haben.
Man darf nun gespannt sein, wie die SNB am 21. September - im Nachgang des EZB Zinsentscheids vom 8. September - die Zinspolitik für den CHF gestalten wird.
Dabei stellt sich die Frage inwiefern die Frankenstärke in den Augen der SNB bereits als Inflationsschutz dient, ohne dass substanzielle weitere Zinserhöhungen für die CHF Leitzinsen notwendig werden.
Seit Mitte Juni haben sich die Aktienmärkte trotz vieler Unwägbarkeiten deutlich erholt.
Der SMI-Index ist heute im Plus und gewinnt etwa 0.25%. Der deutsche DAX-Index ist unverändert.
Für die US-Aktienmärkte wird nach den deutlichen Gewinnen vom Freitag heute eine leicht negative Eröffnung erwartet (Stand ca. 13:00 Uhr, 15.8.2022, Basel Zeit).