CIO Kommentar, Montag, 17. Januar 2022
Am 4. Februar beginnen in Peking die XXIV. Olympischen Winterspiele. Dabei ist Peking der einzige Veranstaltungsort an dem sowohl olympische Winter- als auch Sommerspiele durchgeführt werden. Investitionen in Milliardenhöhe sollen der Welt erneut die chinesische Wirtschaftsmacht demonstrieren.
Ski- und Snowboardfahren ist in China im Trend. Präsident Xi fördert diese Begeisterung und China ist für Hersteller von Wintersportartikel bereits ein führender Markt. Mehr als 300 Mio. Chinesen sollen, wenn es nach dem Willen der Regierung geht, künftig deutlich mehr Skifahren.
Etwa 450'000 Besucher pro Jahr erwartet allein die neu geschaffene olympische alpin Ski Destination Xiaohaituo Mountain. Etwa 200 km nordöstlich von Peking gelegen, kann das Wintersport-Resort mit dem 350 km/h schnellen neuen Schnellzug von Peking aus in einer Stunde erreicht werden. Da wirkt unsere Rhätische Bahn im Vergleich dazu wie ein romantisches Relikt aus einer anderen Zeit.
Der Skiort liegt auf 900 Meter Höhe und die Pisten reichen bis auf 2'100 Meter über Meer. Zwar ist die Region mit 5cm durchschnittlichem Schneefall pro Jahr eher schneearm, dennoch sind Pisten dank Schneekanonen stets bereit. Nachhaltigkeitsbedenken werden in China offenbar anders gewichtet und in einen viel grösseren Kontext gestellt.
Die kommerziellen Interessen der Unternehmen in dieser Industrie scheinen ebenfalls enorm, die Wachstumsraten zweistellig.
Dennoch ist Chinas internationales Image in westlichen Ländern arg ramponiert. Die Niederschlagung der Demokratie-Bewegung in Hong Kong sowie die Internierung von mindestens einer Million Uiguren in Arbeits- und Umerziehungslagern wurden von der UNO und vielen demokratischen Staaten deutlich und scharf kritisiert. Ein Boykott der Teilnahme an den olympischen Spielen, der die Sportler einschliesst, scheint derzeit eher unwahrscheinlich. In den USA wird diese Diskussion aber gerade intensiv geführt.
Etliche Länder haben angekündigt, dass sie keine offizielle diplomatische Vertretung an die Spiele senden werden. Insbesondere die USA, Australien, Japan und Grossbritannien haben sich diesem diplomatischen Boykott angeschlossen. Die EU hat bisher keine einheitliche Haltung zu dieser Frage finden können. Dänemark hat sich inzwischen wegen der monierten dauernden Verletzung von Menschenrechten in China, diesem Boykott angeschlossen. Die Niederlande senden ebenfalls keine offiziellen Vertreter an die Olympiade, jedoch mit der Begründung, dass die pandemische Situation zu wenig Gelegenheit für bilaterale Gespräche erlaubt.
Ebenfalls erschwerend stellt sich die Frage, ob China einen Ausbruch der ansteckenderen Omikron-Variante mit den gleichen Massnahmen, welche bisher erfolgreich angewandt wurden, weiterhin verhindern kann. All diese Faktoren stellen die störungsfreie Durchführung, der immer lauter umstrittenen Winterspiele in Peking, auf dünnes Eis.
Trotz der diplomatischen Verstimmungen mit dem Westen und insbesondere mit den USA bleibt die chinesische Wirtschaft wachstumsstark. Für das Jahr 2020 war das Wachstum der Wirtschaft mit 2.3% durch den Ausbruch der Pandemie geschwächt worden. Das vergangene Jahr 2021 zeigte mit 8.1% einen deutlichen Aufholeffekt. Auch für 2022 wird ein moderateres Wachstum von gut 5% erwartet. Zwar zeigen die jüngsten chinesischen Wachstumszahlen eine gewisse Abschwächung, man erwartet aber dennoch eine weiterhin stabile Entwicklung für das laufende Jahr.
Die neue Woche beginnt an den Finanzmärkten mit Gewinnen: Der SMI steigt aktuell etwa 0.9 %, der DAX ist etwa 0.4% im Plus.
Für die US-Aktienindices wird gegenwärtig eine wenig veränderte Eröffnung erwartet (Stand ca. 16:30, 17.1.2022, Basel Zeit).