Joe Biden und Kamala Harris werden heute den Partei Kongress der Demokraten eröffnen und die Kernthemen ihres Wahlkampfes vorstellen und vertiefen. Schon in 11 Wochen finden die US-Präsidentschaftswahlen statt und der Wahlkampf tritt bald in seine heisse Phase ein. Dabei bleibt, trotz eines deutlichen Vorsprungs von Joe Biden in den Umfragen, der Wahlausgang weiterhin offen.
Die Frage ob eines republikanischen oder demokratischen Präsidenten besser für die Rendite an den Aktienmärkten sei, wird in vielen Studien untersucht. Die Ergebnisse fallen zahlenmässig seit 1945 zwar zugunsten von demokratischen Amtsperioden aus. Unter demokratischer Präsidentschaft hat der US-Aktienmarkt durchschnittlich bessere Renditen erzielt, als während der Amtszeit von republikanischen Präsidenten. Dieser Sachverhalt hat aber wenig Erklärungskraft und hängt damit zusammen, dass die Republikaner mit Nixon und Ford die Stagflation der 70er Jahre durchlaufen haben und auch damit, dass George Bush 2001 und 2007 im Amt war, als der US-Aktienmarkt zwei Mal sehr stark korrigierte.
Die Wahlkampf Themen die Joe Biden vertritt, welche insbesondere auch für die Aktienmärkte relevant sind, betreffen die teilweise Umkehr der Steuersenkungen auf Unternehmenssteuern, die Donald Trump beschlossen hatte, Reformen im Gesundheitssystem und eine deutliche Anhebung des Mindestlohnes. Aber auch die stärkere Regulierung oder gar erzwungene Aufteilung der US-Technologie Giganten, die immer Monopol ähnlichere Strukturen entwickeln, steht weit oben auf der Agenda.
Die von Trump eingeführte Senkung der Unternehmenssteuern dürfte tatsächlich die Kursentwicklung bei US-Aktien in den letzten 2 Jahren angetrieben haben. Eine Umkehr dieses Trends zu tieferen Steuern bei einem Gewinn der Wahl durch Joe Biden könnte kurzfristig für moderate Kursverluste bei US-Aktien führen. Seit der Amtszeit von Ronald Reagan sind durch stark gefallene Steuereinnahmen viele öffentliche Institutionen in den USA, insbesondere im Gesundheitswesen im Schul- und Bildungsbereich und bei der Infrastruktur, in vielen Aspekten unterfinanziert und entsprechend marode. Das von Trump in Aussicht gestellte Infrastrukturprogramm für die USA konnte wegen fehlender Mehrheit im Kongress kaum umgesetzt werden. Ob Joe Biden bei einem Gewinn der Wahl mehr bewegen kann, hängt ebenfalls sehr stark davon ab, ob die Demokraten im Senat und im Repräsentantenhaus eine parlamentarische Mehrheit erreichen können.
Wir rechnen mit einem knappen Wahlausgang und auch das Risiko einer Polemik zur brieflichen Stimmabgabe und einer Anfechtung der Wahlergebnisse, falls Donald Trump unterliegen sollte, erhöhen die Unsicherheit in Zusammenhang mit der US-Präsidentschaftswahl. Die weitere Entwicklung der Covid-19 Pandemie im Herbst könnte auch entscheidend das Wählerverhalten am 3. November prägen. Aufgrund der in vielen Ländern wieder ansteigenden Infektionszahlen, besteht ein beträchtliches Risiko, dass die Pandemie in der kälteren Jahreszeit in den USA und in Europa zu erneuten Lockdowns führen könnte.
Entwicklungen an den Märkten und Positionierung
Seit Ende Juni entwickeln sich die Aktienmärkte im Grossen und Ganzen seitwärts. Die wirtschaftliche Erholung hat wie erwartet seit Anfang Juni eine gewisse Dynamik entwickelt und obwohl sich die Erholung fortsetzt, verlangsamt sich die Dynamik aktuell etwas. Die Überwindung der Pandemie wird uns voraussichtlich noch viele Monate beschäftigen und auch die negativen Spuren in der Wirtschaft bleiben deutlich. Die Schwäche des US-Dollars ist in den letzten Wochen ausgeprägter geworden. Wir haben unsere Exposition zum Dollar durch Reduktion der USD Liquidität verringert. Wir bleiben auch weiterhin leicht untergewichtet mit unserer taktischen Aktienquote.
Heutige Marktentwicklung
Am heutigen Montag eröffneten die europäischen Aktienmärkte wenig verändert. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures ebenfalls eine kaum veränderte Eröffnung. US-Aktien liegen seit Jahresanfang je nach Index (Standard & Poors 500/ Dow Jones) in einem Band von -8% bis -2%. Gesamteuropäische Aktienindices verlieren seit Anfang Jahr etwa 12% und Schweizer Aktien etwa 4% (SMI Index). Chinesische Aktien (CSI 300 Index) hingegen liegen etwa 10 % im Plus (alle Zahlen per 17.08.2020 ca. 11:45 Uhr, Basel Zeit, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet).
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.