CIO Kommentar, Montag, 21. Juni 2021
Der jüngste Entscheid der US-Notenbank Fed von letztem Mittwoch, 16. Juni wirkt nach. Die Fed hat konkret keinerlei unmittelbaren Anpassungen vorgenommen, hat aber die Erwartungen der Finanzmärkte gewichtig beeinflusst. Obwohl erste Zinserhöhungen erst in 2023 erwartet werden, ist das früher als bisher signalisiert. Dies sendet auch ein Signal für die Reduktion der Anleihenkäufe (Tapering) aus, welche ab Anfang 2022 bereits beginnen könnten.
Die US-Notenbank sieht die Rahmenbedingungen für ein nachhaltig ansteigendes Inflationsniveau nicht realisiert und erwartet eine Normalisierung der US-Inflationsindikatoren. Aufgrund von Basiseffekten waren diese im Mai im Vergleich zum Jahr davor auf hohe 5% angestiegen. Mit der Kommunikation vom letzten Mittwoch will die US-Notenbank aber dennoch verhindern, dass die sehr intensive Diskussion zur Inflationsentwicklung am Ende zu unerwünschten Inflationserwartungen führt. Die Fed hat somit gewissermassen präventiv signalisiert, dass sie die geldpolitische Schraube bald anziehen wird.
Diese schwierig zu kalibrierenden heiklen Botschaften haben den Markt – wie wohl von der Fed erhofft – nicht aus der Ruhe gebracht. Allerdings sind die Zinsniveaus für langlaufende US-Staatsanleihen deutlich eingeknickt. Die Wahrscheinlichkeit eines sogenannten Reflationsszenarios mit ultralockerer Geldpolitik, viel Wirtschaftswachstum und deutlich mehr Inflation wurde durch die Fed Kommunikation stark gedämpft. Die am langen Ende der US-Zinskurve kaum gestiegenen Zinsen hatten dieses Reflationsszenario zwar nie zum Ausdruck gebracht, die Fed Kommunikation lässt nun die langfristigen Zinsen sogar nochmals fallen.
Realwirtschaftlich ändert der durch die Fed etwas veränderte Zinsausblick für die kommenden Quartale wenig. Die Erholung dürfte sich in starkem Wachstum manifestieren und für die Unternehmensgewinne wird ein starkes zweites Quartal erwartet. Der US-Notenbank könnte die Gratwanderung zwischen einer Eindämmung der etwas hysterisch gewordenen Inflationsdebatte und einer unerwünschten Korrektur an den Aktienmärkten gelungen sein.
Die Regionalwahlen in Frankreich haben bei historisch tiefer Wahlbeteiligung (unter 35%) nicht zu einer Stärkung der extremen Rechten von Marine Le Pen geführt. Mit etwa 19% der Stimmen bleibt diese unter ihrem Ergebnis bei den letzten Regionalwahlen in 2015. Aber auch die junge Partei des Präsidenten Macron erreicht mit 11% bloss ein enttäuschendes Ergebnis. Das bürgerlich-konservative Lager hat mit 28% den grössten Stimmenanteil. Grüne und die Sozialisten erreichen ebenfalls Ergebnisse von 13%, respektive 16%.
Ob dieses Wahlergebnis für die Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr ein Zeichen setzt, ist aufgrund der besorgniserregend tiefen Wahlbeteiligung fraglich. Die Regionen haben im eher zentralistisch regierten Frankreich wichtige Kompetenzen in den Bereichen öffentlicher Verkehr, Bildung oder Wirtschaftsförderung. Im Vergleich zum föderalistischen System der deutschen Bundesländer oder der Schweizer Kantone ist der politische Einfluss der französischen Regionen aber geringer. Darin sehen Kommentare in Frankreich auch ein Grund für die sehr tiefe Wahlbeteiligung.
Die Aktienmärkte eröffnen heute in der Schweiz und in Europa wenig verändert. Der SMI ist heute praktisch unverändert. Für die US-Aktienindices wird nach den Verlusten vom Freitag eine positive Eröffnung erwartet. Wir halten auch nach der Anpassung des Ausblicks durch die US-Notenbank an unserer Anlagestrategie fest. D.h. unsere taktische Übergewichtung von Aktien bleibt vorerst bestehen (Stand ca. 10:45, 21.6.2021 Basel Zeit).