CIO Kommentar, Montag, 23. November 2020
Der unter dem Vorsitz Saudi-Arabiens, Pandemie bedingt, nur virtuell durchgeführte G20 Gipfel ist mit einer gemeinsamen Erklärung beendet worden. Dass eine gemeinsame Erklärung zustande kommt, ist seit dem letzten Gipfel 2019 in Osaka nicht selbstverständlich. Damals kam eine gemeinsame Erklärung erst nach einem Verhandlungskrimi mit den USA zur Klimapolitik zustande.
Das Wort Klima kommt in der aktuellen gemeinsamen Erklärung nicht vor. Dass die Klimakrise bald wieder auf die Tagesordnung der G20 kommen wird, zeigt der Lagebericht der Welt Wetter Organisation. Darin wurde ein neues Allzeithoch der atmosphärischen CO2 Konzentration von erstmals über 410 ppm (parts per million) gemeldet. Trotz Corona bedingtem wirtschaftlichem Rückgang deutet sehr vieles darauf hin, dass der Trend im Konzentrationsanstieg von atmosphärischem CO2 von etwa 20 ppm pro Jahrzehnt bis mindestens 2030 ungebremst andauern wird. Donald Trump liess es sich nicht nehmen, nochmals die negativen Folgen des Pariser Klimaabkommens auf die US-Wirtschaft zu betonen, um damit den US-Austritt zu verteidigen.
Beim Agenda Punkt Pandemie spielte Trump indessen demonstrativ Golf. Man fragt sich dabei, ob sich Donald Trump bewusst ist, dass das vergangene Wochenende möglicherweise seinen definitiven Abschied von der politischen Weltbühne markiert. Ob und wie die Geschichte über seinen vielleicht letzten grossen Auftritt urteilt, wird sich weisen. In Anbetracht der Abweisung einiger Rechtseingaben gegen das Wahlergebnis und aufgrund des zunehmenden Drucks innerhalb der Republikanischen Partei, wirkt die Weigerung Trumps den gewählten Präsidenten anzuerkennen zunehmend realitätsfremd. Zwar schweigen der mächtige Mehrheitsführer der Republikaner im Senat und Kentucky Senator Mitch McConnell sowie die meisten anderen Republikaner weiter, die republikanische Senatorin Alaskas Lisa Murkowski und die republikanischen Senatoren von North Carolina und Pennsylvania haben sich aber inzwischen deutlich für eine Anerkennung des Wahlsiegs von Joe Biden ausgesprochen.
Die Einigung der G20 auf einen gemeinsamen Wortlaut dürfte aufgrund der sehr allgemeinen und kaum verbindlichen Statements dieses Jahr einfacher gewesen sein als in Osaka. Im Mittelpunkt der Erklärung steht natürlich der Kampf gegen die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Covid-19 Pandemie. Inwiefern es gelingen wird, die Impfstoffe global koordiniert weltweit zu verteilen, wird sich weisen. Die reicheren Staaten haben sich aber unilateral bei den Unternehmen den Zugang zu Impfdosen meist schon gesichert.
Heute wurde schon die dritte erfolgreiche Studie zu einem Impfstoff vorgestellt. Neben Pfizer-BioNTech und Moderna hat heute auch das Britische Unternehmen Astra-Zeneca einen Erfolg gemeldet. Es könnten in den nächsten Wochen aber auch noch weitere Wirkstoffe ins Gespräch kommen. Bis die Impfkampagne aber weltweit ins Rollen kommt, ist die Vermeidung eines raschen Anstiegs der schweren Krankheitsverläufe weiterhin unabdingbar.
In Deutschland erwartet man eine Verlängerung der aktuellen Massnahmen und punktuell auch weitere Verschärfungen. In der Schweiz nehmen die Fallzahlen zu Covid-19 auf weiterhin sehr hohem Niveau zwar wieder ab, die kommenden Festtage und die Monate bis zur Impfkampagne werden aber wohl auch hierzulande durch massive Einschränkungen geprägt bleiben. Wie man im Anhang erkennt, ist die aktuelle zweite Pandemiewelle nicht nur höher, sondern leider auch breiter als die erste vom Frühling.
Nachdem die Aktienmärkte im bisherigen Monatsverlauf je nach Region etwa 10% bis 20% gestiegen sind, sind die Aktienkurse in Europa heute wenig verändert. Die US-Terminkontrakte weisen für US-Aktien auf eine freundliche Eröffnung hin.
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.