CIO Kommentar, Montag, 26. Mai 2025
Nachdem am vergangenen Freitag die Drohung Donald Trumps einen hohen 50%-Zoll auf EU-Exporte zu verhängen, die Aktienmärkte negativ reagieren liess, erholen sie sich heute wieder. Ein Telefonat der EU-Kommission Präsidentin Ursula Von der Leyen mit Donald Trump hat mehr Zeit für Verhandlungen gewinnen können. Bis zum 9. Juli soll nun ein gemeinsamer Vorschlag für das künftige EU-US Zollregime erarbeitet werden.
Die Gesetzesvorlage «One Big Beautiful Bill Act (OBBBA)» legt dem US-Repräsentantenhaus und dem US-Senat ein buntes Sammelsurium von kleineren Haushaltsanpassungen zum Entscheid vor. Nachdem das Repräsentantenhaus dem Gesetz zugestimmt hat, kommt die Vorlage nun noch in den Senat. Einige Wahlversprechen Donald Trumps zum Thema der Steuern finden ihren Niederschlag in der parlamentarischen Debatte zum Haushaltsbudget der US-Bundesregierung. Neu soll keine Einkommenssteuer mehr auf Trinkgelder anfallen und Überstunden sollen, unter gewissen Rahmenbedingungen, ebenfalls nicht besteuert werden. Gespart wird bei den Gesundheitsleistungen (Medicaid), mehr Ausgaben gibt es für die Landesverteidigung. Im Senat wird Widerstand gegen die Kürzungen der staatlichen Versicherungsleistungen im Gesundheitswesen erwartet.
Insgesamt führen die Änderungen im Haushalt zu staatlichen Mehrausgaben von rund 130 Milliarden USD pro Jahr, welche im Fiskaljahr 2026 erstmals voll zum Tragen kommen. In Anbetracht des erwarteten US-Haushaltsdefizits von über 2'000 Milliarden USD für das Fiskaljahr 2025 (endet am 30. September 2025), liefern die OBBBA Auswirkungen keine grundsätzliche Richtungsänderung in der extrem lockeren Haushaltspolitik der US-Regierung. Die US-Staatsverschuldung (in Form von Schuldpapieren) wird also unter diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen von aktuell rund 100% des BIP bis 2035 in Richtung 125% ansteigen.
Nach unseren Zukäufen von Aktien kurz nach dem «Liberation Day» und unseren Gewinnmitnahmen Ende April, halten wir gegenwärtig eine taktisch übergewichtete Aktienquote. Nebst den Verhandlungen zu den neuen US-Zöllen, werden die Zinsentscheide der EZB (5. Juni), der Fed (18. Juni) und der SNB (19. Juni) den Diskurs an den Aktienmärkten dominieren. Während die US-Notenbank wohl weiter am aktuellen Zinsniveau festhalten wird, erwarten wir für den EUR und den CHF eine Senkung ihres Leitzinses.
Für den CHF ist aus Gründen der Geldmarktoperabilität sogar ein Doppelschritt von Minus 0.5% möglich, was die CHF-Leitzinsen am 19. Juni auf einen Schlag von +0.25% auf -0.25% bringen würde.
Der Schweizer Aktienindex (SMI) ist mir einem Plus von rund 1% in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche DAX gewinnt rund 1.6%. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen eine positive Börseneröffnung in der Grössenordnung von gut 1%. (Stand ca. 11:30 Uhr, 26. Mai 2025, Basel Zeit)