CIO Kommentar, Montag, 27. März 2023
Während Anfang des Jahres die durchschnittliche Konsensprognose für die Eurozone noch kein Wirtschaftswachstum in Aussicht stellte, liegt sie aktuell bei +0,5 %. Die leicht erhöhte Prognose wird auch von den jüngst veröffentlichten Stimmungsindikatoren grundsätzlich unterstützt. Dabei sind die Signale nicht ganz einheitlich. So wurden am Freitag die vorläufigen Werte für die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone publiziert. Diese wiesen im Aggregat einen erfreulichen und stärker als erwarteten Anstieg auf, was aber in erster Linie durch eine deutliche Stimmungsaufhellung im Dienstleistungsbereich zu erklären ist. Der Indikator für den Bereich der Industrie gab dagegen nach und liegt nach wie vor unter der kritischen 50-Punkte-Marke, die den expansiven vom kontraktiven Bereich trennt. Generell ist festzuhalten, dass eine verhalten optimistische Einschätzung für die Konjunktur angebracht ist, dass aber die Herausforderungen gerade auch im industriellen Bereich hoch bleiben dürften.
Nachdem die EZB bereits in der Vorwoche ihre Leitzinsen um weitere 50 Basispunkte (bps) erhöhte und damit ein klares Zeichen zur Bekämpfung der Inflation gesetzt hat, zogen die US-Notenbank (Fed) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) in der vergangenen Woche nach. Die SNB erhöhte ihre Leitzinsen ebenfalls um 50 Basispunkte und machte damit deutlich, dass auch für sie die Bekämpfung der Inflation die zentrale Rolle spielt. Immerhin legte die Schweizer Inflationsrate im Februar um 3,4 % zu, während man allgemein einen Rückgang auf 3,1 % erwartete. Zudem gelten die Entscheide der beiden Zentralbanken als klares Statement dahingehend, dass die Turbulenzen bei einzelnen Banken kein systemisches Risiko im Bankensystem darstellen. In solchen Situationen ist ein schnelles und entschlossenes Handeln von Notenbanken, Regierungen und Aufsichtsbehörden unabdingbar, die ein generelles Übergreifen der Vertrauenskrise auf andere Geldinstitute verhindert.
Auch wenn sicherlich nicht auszuschliessen ist, dass insbesondere in den USA noch andere Banken in Schwierigkeiten geraten könnten, sind die aktuellen Ereignisse nicht mit den Verwerfungen in der Finanzkrise vergleichbar. Die US Notenbank erhöhte ihre Zinsen vor dem Hintergrund der Entwicklungen dennoch nur um 25 Basispunkte. Sie trug damit der Tatsache Rechnung, dass neben der Silicon Valley Bank und der Signature Bank mit der First Republic Bank eine dritte mittelgrosse US-Bank in Schwierigkeiten steckt und nur durch Finanzspritzen grosser US-Banken überlebte. Die Volatilität in Bankaktien dürfte vorerst weiter hoch bleiben, wie die Erfahrungen vom Freitag gezeigt haben. Ob seitens der US-Fed bereits im zweiten Halbjahr tatsächlich mit ersten Leitzinssenkungen gerechnet werden darf, bleibt abzuwarten. Entscheidend bleibt dafür die weitere Entwicklung der US-Inflation und des US-Arbeitsmarktes. Dabei gibt es durchaus Indikationen, die eine gewisse Abschwächung am US-Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten erwarten lassen.
Zusätzliche Informationen rund um das Thema Inflation, Notenbanken und Bankenkrise enthält der BKB Finanzcast «Zinswende – steigt das Risiko einer Bankenkrise?» mit Aymo Brunetti, Professor für Volkswirtschaft an der Uni Bern und dem CIO des BKB-Konzerns Dr. Sandro Merino.
Die UBS hat ihre Risiken in den vergangenen 15 Jahren heruntergefahren und steht in diesem Bereich deutlich besser da als die Credit Suisse. So gibt die UBS beispielsweise 77 Prozent ihrer Kundeneinlagen als Kredite aus. Die CS fährt hier mit 88 Prozent eine riskantere Strategie. Die UBS holt sich also mit der CS-Übernahme wieder mehr Risiken ins Haus. Wir erwarten, dass die Bank die Risikokennzahlen mittelfristig wieder herunterfährt, damit sie in den bisherigen Bereich zurückkommt.
Die UBS ist in der Vermögensverwaltung bereits heute stark. Ende 2022 verwaltete sie Vermögen von knapp 3,7 Billionen Franken. Inklusive Credit Suisse wird die Super-Bank zum Schwergewicht mit knapp 5 Billionen Franken verwalteten Kundenvermögen. Damit steht sie weltweit auf Platz elf. Erfreulich: Die beiden Banken ergänzen sich bei der Vermögensverwaltung regional gut: Die UBS ist im US-Geschäft stark. Die Credit Suisse in Lateinamerika und Asien. Und dort vor allem bei den sehr vermögenden Kunden. Weniger erfreulich: Bei der CS drohen zahlreiche Kunden abzuspringen. Ein gewisser Aderlass bei den verwalteten Kundengeldern dürfte kurzfristig kaum zu verhindern sein.
Das Investmentbanking (IB) der UBS ist seit längerer Zeit ein Sorgenkind. Die Abteilung fährt Verluste ein und frisst damit Gewinne aus anderen Geschäftsfeldern weg. Und das Problem wird nun noch deutlich grösser: Mit der Credit Suisse kommt eine grosse Investment-Abteilung hinzu, die seit Jahren grosse Verluste produziert. UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher hat bereits angekündigt, dass das Investmentbanking der Credit Suisse geschrumpft werden soll. Gleichzeitig schreibt die UBS in einem Papier zur CS-Übernahme von einer Stärkung der Abteilung in den USA. Kelleher kommt aus dem klassischen Investmentbanking und scheint in diesem prestigeträchtigen Feld weiterhin mitmischen zu wollen. Entscheidend wird sein, auf welche Bereiche die UBS künftig setzt. Je nachdem können die Risiken trotzdem abnehmen.
Die UBS hat ihre Kostenstruktur in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Das Verhältnis von Kosten und Ertrag belief sich per Ende 2022 auf 75,8 Prozent. Somit gab es bereits vor der CS-Übernahme viel Raum für Verbesserungen. Dies zeigt ein Blick auf amerikanische Grossbanken, die mit Kosten/Ertrags-Verhältnissen von unter 65 Prozent deutlich besser dastehen. Mit Restrukturierung, Personalabbau und Integration der CS werden die Kosten bei der UBS unmittelbar deutlich steigen. Das Verhältnis dürfte wieder auf über 80 Prozent hochgehen. Mittelfristig erwarten wir aber, dass die UBS ihre Kostenbasis deutlich senken kann. Die Super-Bank hat ein klares Ziel vor Augen: Bis 2027 sollen die jährlichen Kosten um über 7 Milliarden Franken gedrosselt werden.
In den nächsten Monaten wird nicht nur die Kommunikation bei der UBS matchentscheidend: Denn die neue Grossbank stellt für die Schweiz ein Klumpenrisiko dar. Dies ist nicht nur für die schweizerische Volkswirtschaft problematisch, sondern stellt auch für das Land Schweiz ein nicht unerhebliches Risiko dar.
Für das erste und zweite Quartal 2023 ist in den USA mit einer schwachen Umsatz-, Margen- und Gewinnentwicklung zu rechnen. In der zweiten Jahreshälfte wird dagegen eine Verbesserung erwartet, die Unternehmenszahlen dürften wieder über den Vorjahreswerten zu liegen kommen. Die Bewertungen für die Aktien liegen auf fairen Niveaus und die Inflationserwartungen sind stabil. Wir halten trotz der aktuellen Volatilität an der leichten Übergewichtung der Aktien fest.
Der SMI-Index zeigt sich am heutigen Montag positiv. Er ist mit rund 1.3 % im Plus. Der deutsche DAX-Index gewinnt etwa 1 %. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures eine leicht positive Handelseröffnung.
Die regelbasierte Strategie liegt 2023 bei +0.7% (Kurs per Fr. 20.02.2023). Die Performance für 2022 beträgt -12.3%. Die Aktienquote in der regelbasierten Strategie liegt aktuell bei rund 45%.