CIO Kommentar, Montag, 30. Juni 2025
Nachdem in den vergangenen beiden Wochen der Krieg zwischen Israel und dem Iran die Schlagzeilen beherrschte und die Anlegerinnen und Anleger umgetrieben hat, treten nach dem Waffenstillstand wieder verstärkt wirtschaftliche Daten in den Vordergrund. Dabei zeigen die Stimmungsindikatoren ein zweigeteiltes Bild zwischen Europa und den USA.
Die Indikatoren in den USA bleiben weiter unter Druck. Dies gilt unter anderem für das US-Konsumentenvertrauen des Conference Board. Nachdem sich dessen Erwartungskomponente im Vormonat von seinem Absturz wieder etwas erholen konnte, gab diese zuletzt wieder stärker als erwartet nach.
Ein Grund hierfür sind sicherlich die anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit der neuen US-Handelspolitik. So zeichnet sich für die – zumindest in ihrer ursprünglichen Form – teils prohibitiven US-Importzölle nach wie vor keine endgültige Lösung ab. Vielmehr läuft beispielsweise die aufschiebende Wirkung für die gegen die EU verhängten Zölle in Höhe von 20% in der zweiten Juli Woche aus. Bislang gibt es zwar Willensbekundungen seitens europäischer Politikerinnen und Politiker für eine schnelle und pragmatische Lösung, es gibt aber keine verlässlichen Hinweise auf einen belastbaren «Deal».
Wir rechnen deshalb mit einer weiteren Verschiebung der Inkraftsetzung der Zölle, womit aber die Unsicherheiten speziell auch über die möglichen Belastungen der US-Konsumenten bestehen bleibt. Auch für die US-Notenbank bedeutet dies, dass sie zuwarten wird und dass aufgrund der mit den Zöllen verbundenen Inflationsrisiken vorerst nicht mit einer weiteren Senkung der Leitzinsen in den USA zu rechnen ist. Dies auch deshalb, weil sich allen Unsicherheiten und der schwachen Konjunkturaussichten zum Trotz für die US-Wirtschaft bislang keine Rezession abzeichnet. Die Konsensprognose (Median) für das BIP der Vereinigten Staaten wird für 2025 nach wie vor mit 1,4% angegeben.
«Wir rechnen deshalb mit einer weiteren Verschiebung der Inkraftsetzung der Zölle, womit aber die Unsicherheiten speziell auch über die möglichen Belastungen der US-Konsumenten bestehen bleibt.»Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
Im Gegensatz dazu kommen aus der grössten Volkswirtschaft Europas weiterhin leicht positive Signale. So hat die Erwartungskomponente des deutschen ifo-Index, der ein Mass für die Stimmung unter den deutschen Unternehmen ist, erneut leicht positiv überrascht. Auch wenn der beobachtbare Anstieg nicht sehr dynamisch ausfällt, wurde der im Vorfeld prognostizierte Umfragewert übertroffen. Der Anstieg signalisiert, dass die konjunkturelle Talsohle der deutschen Volkswirtschaft allem Anschein nach durchschritten ist. Positiv wirken dabei eine expansivere Fiskalpolitik (Stichwort: schuldenfinanzierte Staatsausgaben in Form des Fiskalpakets für Infrastruktur und Verteidigung) sowie die anhaltend expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Trotz dieser positiven Signale wachsen die Bäume in Deutschland und Europa in den kommenden Quartalen nicht in den Himmel. Die Konjunkturdynamik bleibt unterdurchschnittlich. Die Konsensprognosen (Median) versprechen für das laufende Jahr für Deutschland einen Anstieg des BIP um 0,2%, für die Eurozone um 1%.
«Auch für die US-Notenbank bedeutet dies, dass sie zuwarten wird und dass aufgrund der mit den Zöllen verbundenen Inflationsrisiken vorerst nicht mit einer weiteren Senkung der Leitzinsen in den USA zu rechnen ist.»Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
Der Schweizer Aktienindex (SMI) ist kaum verändert in die neue Handelswoche gestartet. Auch der deutsche Aktienindex (DAX) bewegt sich nahe dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen eine leicht positive Börseneröffnung (Stand ca. 09:45 Uhr, 30. Juni 2025, Basel Zeit).