AM Flash: CIO Kommentar, Montag, 31. August 2020
Ende letzter Woche hat der Präsident der US-Notenbank Jerome Powell am Mekka der Zentralbanker und Finanzminister, dem Jackson Hole Symposion, Anpassungen in seiner strategischen Ausrichtung der US-Geldpolitik zwar noch nicht beschlossen, aber zumindest in Aussicht gestellt. Die Aussagen sind technischer Natur und betreffen die Definition der Ziele, welche die US-Notenbank verfolgt. Neben der zentralen Aufgabe einer Notenbank, der Erhaltung der Kaufkraft der Währung, ist die Optimierung der Beschäftigung im Land als Zielsetzung stärker und expliziter in den Fokus der US-Notenbank gerückt. Eine Inflation von 2% nicht zu überschreiten wird durch das Konzept ersetzt, dass die Inflation lediglich im zeitlichen Mittel bei 2% sein sollte. Das ist für sich alleine grundsätzlich eine ganz andere Zielsetzung, weil damit jede kurzfristige Schwankung im Inflationsniveau mit einem langfristigen Mittelwert kompatibel bleibt. Offensichtlich sieht die Fed in einer flexibleren Geldpolitik ein Instrument zur rascheren Verarbeitung des jüngsten konjunkturellen Schocks und seine gravierenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Auch der Zusammenhang zwischen dem Niveau der Inflation und der Arbeitslosigkeitsrate wurde diskutiert. Das Konzept der Phillips Kurve, welche in verschiedenen Modifikationen und Anpassungen empirische Evidenz zu den beiden Grössen Inflation und Arbeitslosenrate in Beziehung bringt.
Die in vielen nationalen Parlamenten kontrovers geführte politische Diskussion um die Interpretation der Phillips Kurve(n) lässt sich gut mit dem eingängigen Zitat des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt zusammenfassen: «Fünf Prozent Inflation lassen sich besser aushalten als fünf Prozent Arbeitslosigkeit». Von den zahlreichen politischen Gegnern die eine entgegengesetzte Meinung zu diesem Thema haben ist mir selbst leider kein so eingängiges Zitat bekannt. Die Aussage der Fed zur Beobachtung, dass die Phillips Kurve heute flacher sei, bedeutet dabei, dass die US-Notenbank bei tiefer und weiter sinkender Inflation die geldpolitischen Zügel lockerer in der Hand halten kann, als im Fall einer steilen Phillips Kurve. Ob die Fed das künftig so tun wird, lässt sich in Zeiten wo die Zentralbanker sich mehr Inflation wünschen und die Leitzinsen aus konjunkturellen Gründen tief gehalten müssen, nicht leicht einschätzen. Die US-Notenbank scheint aber das Motto von Helmut Schmidt ein Stück weit zu beherzigen und nimmt einen Hauch an sozialdemokratischem Flair an. Die Reaktion an den Finanzmärkten zu den Aussagen von Jerome Powell war nicht sehr intensiv und recht kurzlebig. Die Aktienmärkte sollten diese Ankündigungen eher positiv werten, da es eine für lange Zeit sehr lockere Geldpolitik verheisst. Immerhin sind die Aktienmärkte freundlich in den letzten Tag im August gestartet.
Der US-Dollar schwächelt seit einiger Zeit und diese angedeuteten Anpassungen der US-Geldpolitik sind nicht die Signale, die den US-Dollar stärken. Wir haben schon seit einiger Zeit diesen Trend zu einem tieferen USDCHF Wechselkurs im Auge und haben moderate Anpassungen in unserer Anlagestrategie gemacht. Zwar zeigt unsere Prognose von 0.93 USDCHF nach oben, aber ich habe schon häufig betont, dass die Wahl einer Strategie sich nicht einfach an Prognosen hält, ganz einfach deshalb, weil man bei Prognosen auch einen Grad an Konfidenz wählen muss. Wir raten zu einer Überprüfung der Exposition im USD und zu allfälligen Absicherungsmassnahmen. Die Grenze von 0.90 USDCHF wackelt aktuell schon und ich wäre nicht überrascht, wenn diese im September gebrochen wird. Das Näherrücken der US-Präsidentschaftswahlen könnte das «wackeln» des US-Dollar noch verstärken.
Seit Ende Juni entwickeln sich die Aktienmärkte im Grossen und Ganzen weiterhin seitwärts. Mit der in den letzten Wochen umgesetzten leichten Erhöhung der Aktienquote, halten wir jetzt eine taktisch neutrale Aktienquote. Das heisst, dass der Aktienanteil jetzt beim langfristig strategisch angesetzten Mittelwert der jeweils gewählten Anlagestrategie liegt. US-Aktien liegen seit Jahresanfang je nach Index (Standard & Poors 500/ Dow Jones) in einem Band von -6.5% bis +1%. Gesamteuropäische Aktienindices verlieren seit Anfang Jahr etwa 12% und Schweizer Aktien etwa 4% (SMI Index). Chinesische Aktien (CSI 300 Index) hingegen liegen etwa 11% im Plus (alle Zahlen per 28.08.2020 ca. 10:45 Uhr, Basel Zeit, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet). Nur der US-Technologieindex Nasdaq setzt laufend ein neues Allzeithoch und gewinnt seit Jahresanfang, wieder in CHF gerechnet, etwas 21%.
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.