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Marktausblick

US-Kongress diskutiert umfangreiche Stützmassnahmen

CIO-Update, Montag 23. März 2020

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer

Der US-Kongress diskutiert zur Zeit sehr umfangreiche Stützmassnahmen die in einem Umfang von 5% bis 10% der US Wirtschaftsleistung liegen könnten. Das wären ca. 1 bis 2 Billionen USD, d.h. 1 000 bis 2 000 Milliarden USD. Die erwartete Verschärfung der wirtschaftlichen Situation in den USA setzt die Märkte heute also, wie erwartet, nochmals unter Druck.  Wir erwarten aber, dass das erwartete massive US-Stützungsgesetz eine Stabilisierung bringen wird. Es wird berichtet, dass eine Einigung bisher am Widerstand der Demokraten gescheitert sei, die neben der Stützung von Unternehmen, mehr direkte Finanzhilfen für Privatpersonen anstreben. Mit einer Verabschiedung des US-Massnahmenpakets wird aber anfangs dieser Woche gerechnet. 

Die Aktienmärkte haben heute negativ eröffnet. Die europäischen Aktienmärkte liegen aktuell etwa 3 % im Minus, der Schweizer SMI Index ist aktuell ebenfalls ca. 3 % im Minus. Auch für die US Märkte wird heute eine deutlich negative Eröffnung erwartet, in einem zu Europa ähnlichem Ausmass. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard % Poors 500) aktuell etwa 32 % bis 28 %, europäische Aktien etwa 34 %, Schweizer Aktien etwa 21 % und chinesische etwa 13 % (alle Zahlen per 23.3.020 ca. 11:15, Verluste in CHF bewertet).

Globale Ausbreitung des Virus - Situation in Asien und Italien

Der exponentielle Anstieg der Infektionszahlen in Europa und den USA geht derzeit weiter. Es sind weltweit gemäss Zahlen der Johns Hopkins University ca. 340 000 Covid-19 Infektionen durch einen Test registriert worden. Der aktuelle Trend deutet auf eine Verdoppelung dieser Zahl in weniger als eine Woche hin. In Italien ist hingegen die sehr hohe Zahl von täglich zu beklagenden Todesopfern leicht zurückgegangen. Der italienische Krisenstab warnt aber entschieden davor, daraus bereits einen Trend zum Rückgang der Intensität der Epidemie abzuleiten. Weiterhin hofft man, dass die Epidemie in Asien stärker eingedämmt bleibt. In China, Taiwan, Japan, Südkorea ist es bisher gelungen, die Epidemie zu bremsen. Die bange Frage bleibt aber im Raum, ob es gelingt in Asien eine erneute zweite Ausbreitungswelle zu unterdrücken. Ausserdem bleiben Fragen zur Verlässlichkeit offizieller Zahlen aus China. Immerhin scheint in Japan die Situation bei den Neuansteckungen bisher wesentlich stabiler geblieben zu sein. Es ist aber unklar weshalb in Japan die Epidemie anders zu verlaufen scheint als in Italien oder Spanien.

Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Zinsniveau

Die Corona-Pandemie wird im laufenden Jahr deutliche Spuren in der Wirtschaft hinterlassen. Die BIP-Prognose des Seco (-1,3 % BIP in 2020) erscheint uns dabei eher wie ein rosiges Positivszenario. Wir erachten bei dem Ausmass der getroffenen Massnahmen auch einen Wachstumseinbruch von 5 % bis 10 % als durchaus möglich und wahrscheinlich. Dabei gehen wir aber davon aus, dass es nach einem sehr heftigen Einbruch der Wirtschaftsleistung auch relativ rasch wieder nach oben gehen wird. Positiv sind hierbei die massiven Unterstützungsmassnahmen seitens der Regierungen und Notenbanken. Wir gehen aktuell davon aus, dass diese ihre positiven Wirkungen entfalten können. Dabei geht es zum einen um die Verhinderung einer Insolvenzwelle bei den Unternehmen und einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit. Und zum anderen um die Ankurbelung der Wirtschaft mit fiskalischen und geldpolitischen Massnahmen nach der Überwindung der Krise.

Die Auswirkungen auf Inflation und Zinsen sind dabei alles andere als klar. Szenarien reichen von einer schweren Deflation bis hin zu deutlich steigenden Inflationsraten. Unterstellen wir aber, dass die Krise – so wie wir das momentan erwarten – nur kurzfristige Auswirkungen haben wird, dann scheinen uns folgende Überlegungen sinnvoll:

  • Für eine stärkere Deflation spricht in erster Linie der Einbruch der Nachfrage. Da dieser aller Wahrscheinlichkeit aber nur von temporärer Natur sein dürfte, halten wir dieses Szenario längerfristig als wenig wahrscheinlich. 
  • Eine erhöhte Inflationsrate dürfte ebenfalls eher kurzfristiger Natur sein und dann eintreten, wenn Nachholeffekte bei der Nachfrage auf ein aufgrund der Produktionseinschränkungen etwas geringeres Angebot treffen werden.

Mittelfristig gibt es nach unserem Dafürhalten somit bislang keinen Grund, eine deutliche Veränderung im Inflationsregime zu prognostizieren.Die Renditen der Obligationen könnten aber dennoch steigen. Und zwar aufgrund des hohen Finanzierungsbedarfs der Staaten in Bezug auf die angekündigten fiskalischen Massnahmen. Wird dies mittels der Emission von Staatsanleihen finanziert, dann nimmt deren Angebot in den kommenden Wochen und Monaten deutlich zu, was Druck auf die Obligationenkurse ausüben könnte. Könnte deshalb, weil im Moment nicht ganz klar ist, wie die Notenbanken das Ganze flankieren. Sowohl die EZB (neues Kaufprogramm über 750 Mrd. EUR) als auch die US-Fed haben bereits massive Unterstützungskäufe angekündigt bzw. mit diesen auch bereits begonnen.

Für quantitative Prognosen ist es momentan zu früh. Unser Hauptszenario ist aber aktuell ein kurzfristiger aber massiver Einbruch der Wachstumsraten des BIP und ein gewisser Druck auf die Obligationenkurse – also eine Tendenz zu wieder steigenden Obligationenrenditen.Die Schweizer Swap-Sätze die für das Zinsniveau bei Hypotheken massgeblich sind, haben für 10-jährige Laufzeiten in den letzten 2 Wochen einen Anstieg von knapp 0.5 % verzeichnet. Der aktuelle Zinsausblick würde also auch für moderat steigende Hypothekarzinsen in der Schweiz sprechen.

Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.

 
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