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Marktausblick

Gold: Erst weiterhin volatil, dann «goldene Zeiten»

Nicht zum ersten Mal reagiert das Gold in einer ersten Phase der Unsicherheit mit einer negativen Performance. In einer ersten Reaktion brauchen die Investoren – und suchen auch – die Liquidität.

Je stärker aber Deflationssorgen im Währungssystem wachsen, desto stärker wächst die Angst der Anleger vor einer erhöhten Inflationsgefahr: Denn je stärker die negative Reaktion der Märkte ausfällt, je aggressiver könnten Zentralbanken mit Liquiditätsmassnahmen reagieren.

Langfristig dürfte dies zu einem höheren Goldpreis führen – auch wenn kurzfristig weitere Gewinnmitnahmen bzw. volatile Edelmetallmärkte zu erwarten sind. Für den Moment wird die neutrale Einschätzung seitens des IC noch beibehalten.

Weshalb kam Gold zuletzt derart stark unter Druck?

  1. Mit einer möglichen Beruhigung rund um die globale Coronavirus-Epidemie dürften sich auch die Aktien- und Bondmärkte beruhigen. Damit ist auch das weitere Upside-Potenzial des Goldpreises limitiert.
  2. Sollte sich die Situation hingegen weiter verschlimmern, ist wohl auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass Investoren Cash oder sehr liquide Assets bevorzugen. Wir erinnern uns dabei an die letzte Finanzkrise, als der Goldpreis von März bis Dezember 2008 von über USD 1000 auf unter USD 700 je Unze korrigierte.

Der Preis für das gelbe Edelmetall fiel innerhalb von rund drei Wochen um 12 %. Verantwortlich für diese starke Liquidationsphase waren u.a. auch die sehr schwachen Aktienmärkte, aufkommende Deflationsängste, die zu Verkäufen im Edelmetallmarkt führten als auch die sogenannten Margin Calls, die zu Verkäufen in den Investments auf Kredit führten.

Grafik 1: Die Rendite des Inflations-geschützten US Treasury über 5 Jahre (invers dargestellt): Es zeigt sich die hohe Korrelation zum Goldpreis – und dessen eigentlich moderate Reaktion auf den Deflationsschock.
Einmal mehr zeigte sich, dass die «Versicherung» Gold nicht immer sofort greift, da kurzfristige Effekte wie die emotionale Liquidationsphase sowie Margin Calls die langfristigen Erwartungen – wie die Gefahr einer wieder anziehenden Inflation – überwiegen.

Der aktuellen Situation ähnlich war die Reaktion des Goldmarktes während der Finanzkrise 2008/2009. Mit dem Ausbruch der Krise fiel der Goldpreis zunächst während fast dem gesamten Jahr 2008 von über USD 1000 je Feinunze auf bis USD 700.
Grafik 2: Zu Beginn der Finanzkrise 2008/2009 fiel der Goldpreis in einer ersten Reaktion markant
Einmal mehr zeigte sich, dass die «Versicherung» Gold nicht immer sofort greift, da kurzfristige Effekte wie die emotionale Liquidationsphase sowie Margin Calls die langfristigen Erwartungen – wie die Gefahr einer wieder anziehenden Inflation – überwiegen.

Der aktuellen Situation ähnlich war die Reaktion des Goldmarktes während der Finanzkrise 2008/2009. Mit dem Ausbruch der Krise fiel der Goldpreis zunächst während fast dem gesamten Jahr 2008 von über USD 1000 je Feinunze auf bis USD 700.
Grafik 3: Zu Beginn der Finanzkrise 2008/2009 fiel der Goldpreis in einer ersten Reaktion markant
Erst die Ankündigung der ersten QE über USD 600 Mia. durch die US Notenbank im November 2008 führte zu einer Trendwende, die den Goldpreis innerhalb der nächsten drei Jahre auf über USD 1900 je Feinunze steigen liess. Diese Erinnerungen an das damalige Verhalten des Goldmarktes führt aktuell dazu, dass mit der Ankündigung des «Unlimited QE» der Goldpreis mittelfristig einen neuen Höhenflug erlebt.
Grafik 4: Ausstehende Gold-ETF haben einen neuen historischen Rekord erreicht
Grafik 5: Ausstehende Silber-ETF erreichten im Spätsommer 2019 ein neues historisches Höchst

Professionelle Anleger mit sehr positivem Ausblick

Markttechnisch zeigt die aktuelle Situation bei Gold (Grafik 4 und 5), dass der Optimismus unter den Goldinvestoren schon länger sehr hoch ist. Dies lässt sich insbesondere an den offenen Future-Long-Positionen ablesen (Grafik 6). Trotz zuletzt grösserer Verluste verharrt die Anzahl der offenen Future-Long-Positionen der grossen Investoren (Fonds) noch immer auf einem hohen Niveau. Dies unterstreicht die aktuelle «Crowded Trade»-Situation.
Grafik 6: Future-Positionen der Commercials haben trotz Goldkorrektur nur wenig abgenommen

Somit ist kurzfristig beim Gold weiterhin mit Gewinnmitnahmen zu rechnen. Eine solche Entwicklung wäre auch kongruent mit den Szenarien in der Vergangenheit. Denn die sogenannten Non-Commercials, also die Grossinvestoren wie Fonds etc. haben in der Vergangenheit zumeist prozyklisch investiert. Dies, während die sogenannten Commercials, also die Bullion-Banks (im Goldhandel offiziell tätige Banken) und Goldförderer, in der Regel eher antizyklisch investieren.

Damit dürften der grosse Optimismus und die entsprechenden bereits getätigten Investitionen seitens der Commercial-Investoren kurzfristig nicht nur einen nachhaltigen Aufwärtstrend im Goldpreis verhindern. Je nach Verlauf der Corona-Krise ist mit verstärkten Deflationsängsten zu rechnen, die den Verkaufsdruck auf den Goldpreis erhöhen und den Goldpreis zumindest kurzfristig unter weiteren Abgabedruck setzen dürften.

Doch was folgt nach einer allfälligen Korrektur?

Je länger die Corona-Krise anhält, sollten stärkere Rücksetzer beim Goldpreis als Kaufgelegenheiten genutzt werden. Denn es besteht die paradoxe Möglichkeit, dass die aktuellen Deflationssorgen im Währungssystem zu Inflationsängsten führen könnten. Denn je stärker die Deflationsangst in den Märkten, desto aggressiver dürften die Zentralbanken mit weiteren Liquiditätsmassnahmen dagegen ankämpfen – was sich langfristig stärker auf die Inflation auswirken könnte.

Gold-Minenaktien: kurzfristig mit Einnahmeausfällen, langfristig extrem günstig

Wer langfristig auch von einem steigenden Goldpreis profitieren dürfte, sind die Goldförderer. Auch wenn diese demselben Problem ausgesetzt sind wie andere Sektoren: Das Coronavirus hat die Goldförderung in etlichen Minen bereits zu erliegen gebracht. Mehrere Bergbau-Unternehmen weltweit haben in mehreren Minen die Förderung unterbrochen und die Arbeiter nach Hause geschickt. Mit entsprechenden Cash-Flow-Ausfällen als Folge und somit unterlagen auch diese Titel starkem Verkaufsdruck. Zusätzlich belastend wirkte die enttäuschende Goldpreis-Einwicklung in den vergangenen Wochen.

Nichtsdestotrotz führt ein höherer Goldpreis langfristig zu einer höheren Marge bei den produzierenden Unternehmen aus diesem Sektor. Im Verhältnis zum Goldpreis befindet sich die Bewertung wieder in der Nähe des Allzeit-Tiefs vom Dezember 2015 (Grafik 7). Somit verfügen diese Titel mittelfristig über deutliches Aufwärtspotenzial.
Grafik 7: Das Verhältnis Goldminen-Index GDM versus Gold ist nahe dem Allzeittief

Exkurs zu Silber: der «kleine Bruder» enttäuschte zuletzt massiv, die Gründe

Nicht nur Gold, sondern auch sein "kleiner Bruder" Silber, hat in der jüngeren Vergangenheit enttäuscht. Dabei fiel die Entwicklung noch schwächer aus, als beim Gold.

Die Gründe liegen auf der Nachfrage-Seite: Silber hatte früher eine grosse, konstante Nachfrage-Komponente seitens der Fotografie, die mit den digitalen Kameras inzwischen fast vollständig weggefallen ist. Teilweise wurde diese Komponente durch die Solar-Industrie wettgemacht, doch steckt diese aktuell in einer Konsolidierungsphase. Dadurch ist die industrielle Nachfrage nach Silber deutlich zurückgegangen.

Durch den Wegfall dieser industriellen Nachfrage reagierte der Silberpreis stärker auf die Liquidationsphase der Anleger. Eine Folge davon ist das hohe Gold-/Silber-Ratio (Grafik 8).
Diese Ratio erreichte im März 2020 ein historisches Hoch von bislang unvorstellbaren 130. Mittelfristig erwarten wir, dass der Silberpreis sich jedoch dem mittel-, langfristigen neuen Aufwärtstrend vom Gold anschliesst – mit einem stärkeren Leverage, wie dies historisch meist der Fall war.
Grafik 8: Gold/Silber-Ratio auf historischem Höchststand
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