«Die Erfüllung des Europäischen Green Deals ist ambitioniert, aber machbar.»Nicolas Hefti und Daniel Breitenstein, Finanzanalysten
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Der European Green Deal (Europäischer grüner Deal) wurde von der Europäischen Kommission 2019 vorgestellt. Das Konzept will bis 2050 in der Europäischen Union die Nettoemissionen von Treibhausgasen auf null reduzieren und die EU so klimaneutral machen. Der Green Deal soll zentraler Bestandteil der Klimapolitik der Europäischen Union werden.
Das Vorhaben ist ambitioniert, aber machbar. So geht Deutschland die Energiewende mit hohem Tempo an. Einige der in der Vergangenheit definierten Zielwerte wurden vorzeitig erreicht.
Der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen am Bruttostromverbrauch1 betrug im Jahr 2020 rund 45,5% (Abb. 1). Die Zielmarke von 35% für das Jahr 2020 wurde damit deutlich übertroffen. Noch im Jahr 2000 lag der Anteil der erneuerbaren Energien bei nur 6,3 %.
1 Der Bruttostromverbrauch bezeichnet die gesamte Strommenge, die in einem Land verbraucht wird. Brutto ist deshalb wichtig, weil es auch die Strommengen enthält, die gar nicht an der Steckdose beim Endverbraucher ankommen, sondern unter anderem beim Transport verloren gehen.
https://www.bmwi-energiewende.de/EWD/Redaktion/Newsletter/2016/01/Meldung/direkt-erklaert.html
Diese drei Bereiche machen bereits über 70 % der Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien aus. Die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten waren über die vergangenen zehn Jahre zweistellig (WaL: 10,45%; PV: 15,74%; WaS: 65,60%). Bei der Windenergie an Land ist das neue Ziel eine installierte Leistung in Höhe von 71 Gigawatt (GW), bei der Solarenergie 100 GW. Und bei der Windenergie auf See wurde es von 15 auf 20 GW Leistung bis 2030 und auf 40 GW bis 2040 installierte Leistung erhöht.
Die Energieeffizienzstrategie 2050 der Bundesregierung stellt die Weichen: Der Primärenergieverbrauch soll gegenüber 2008 um 30% sinken. Allein für die Effizienzförderprogramme stehen 2021 bis 2024 durchschnittlich jährlich Bundesmittel von 6,3 Milliarden Euro bereit. Auch die CO2-Bepreisung soll in den Bereichen Verkehr und Wärme Anreize für mehr Energieeffizienz schaffen. Sämtliche Einnahmen aus dem Brennstoffemissionshandel werden für Massnahmen zum Klimaschutz (z.B. Kaufprämie für E-Autos, Förderung der energetischen Gebäudesanierung), zur Entlastung der Wirtschaft und zum sozialen Ausgleich verwendet.
Auf die regionalen Stromverteilernetze kommen zunehmend Herausforderungen zu. So steigt die Stromeinspeisung im Verteilernetz: Über 90% der erneuerbaren Energien werden in Anlagen produziert, die an das Verteilernetz angeschlossen sind und immer mehr Stromverbraucher sind zugleich Produzenten. Um die Verteilernetze auf die entsprechende Stromeinspeisung auszurichten, braucht es Investitionen.
Bei der Modernisierung der Verteilernetze kommt auch digitalen Technologien eine entscheidende Rolle zu. Damit die Verteilernetze die beschriebenen Herausforderungen bewältigen können, müssen sie zu intelligenten Netzen («Smart Grids») weiterentwickelt werden. Dazu werden sie mit Kommunikations-, Steuer- und Regeltechnik sowie IT-Komponenten ausgerüstet. Auf diese Weise können die Netze intelligent miteinander sowie mit Stromerzeugung und -verbrauch verknüpft werden.
«Damit Europa klimaneutral werden kann, braucht es Investorinnen und Investoren.»
So sollen Investitionsströme aus dem Finanzsektor Unternehmen fördern, die sich mit nachhaltigen Aktivitäten beschäftigen.
In der Schweiz geht es in eine ähnliche Richtung. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht hat in ihrem Rundschreiben «Offenlegung Banken und Versicherer» die Transparenzpflichten zu Klimarisiken angepasst. Weitere Verschärfungen dürften folgen.
All diese regulatorischen Massnahmen könnten die Spielregeln nachhaltig verändern. Entsprechend ging ein Ruck durch die europäische Investmentindustrie. Anbieter von Anlagefonds haben begonnen, auch nicht explizit nachhaltig verwaltete Portfolios auf mehr Nachhaltigkeit auszurichten. Dies ist ein Vorgeschmack darauf, wie die neuen Vorschriften die Kapitalströme im Sinn der grünen Transformation beeinflussen können. Früher war mit nachhaltigen Anlagen oft das Ziel verbunden, nicht schlechter als der Markt zu sein. Neu dürfte sich nachhaltiges Anlegen mittel- bis langfristig als Vorteil erweisen.
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