CIO Kommentar, Dienstag, 2. Juni 2020
Die Beschäftigungszahlen für den US-Arbeitsmarkt für den Monat Mai, die am kommenden Freitag bekanntgegeben werden, dürften sich gegenüber April nochmals deutlich verschlechtern. Die offizielle US-Arbeitslosenquote wird voraussichtlich auf etwa 20% ansteigen. Andere Indikatoren (ISM Einkaufsmanager Indices für Mai) spiegeln jedoch die bereits anlaufende wirtschaftliche Erholung in den USA.
Die Corona Pandemie ist in den USA zwar alles andere überstanden, dennoch sind die Zahlen leicht rückläufig obwohl die Testhäufigkeit in den letzten Wochen verdoppelt werden konnte und inzwischen bei 400'000 landesweiten Tests pro Tag liegt. Das Bild zu den Infektionszahlen bleibt in den einzelnen US-Bundesstaaten uneinheitlich. Dabei ist ein deutlicher Wiederanstieg der Infektionen in jenen Staaten die weitgehende Lockerungen beschlossen haben aber bisher nicht zu beobachten. Dies rechtfertigt eine gewisse Zuversicht, dass nach Asien und Europa auch in den USA die Pandemie unter Kontrolle gebracht werden könnte.
Überschattet wird dieses zuversichtlichere Bild für den US-Wirtschaftsausblick durch die zahlreichen, leider oft auch gewaltsamen Proteste, die nach der brutalen Ermordung von George Floyd durch einen oder mehrere Polizeibeamte, landesweit ausgebrochen sind. Das Erschreckende an den Bildern die vom tödlichen Polizeieinsatz in Minneapolis gemacht wurden, ist die scheinbare Ruhe und die grausame Routine, die das unsägliche und äusserst brutale Handeln der Beamten ausstrahlt.
Dass in den USA die latente Rassendiskriminierung, sowie die zahlreichen brutalen Übergriffe der Polizei gegen Farbige durch viele US-Politikern nicht als systemisch eingeschätzt werden und als blosse Manifestation von bedauernswerten und verdammenswerten Einzelfällen abgetan wird, bleibt wohl die Wurzel des Problems. Nach bald 4 Jahren mit Donald Trump an der Spitze der Nation, offenbart sich eine mehr und mehr polarisierte und politisch gespaltene Nation. Dies dürfte auch das ernüchternde und besorgniserregende Bild sein, dass die kommenden US-Präsidentschaftswahlen im November ergeben werden.
Auch in der Schweiz und in der EU sind die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Erholung inzwischen günstiger geworden. Die Fallzahlen für die täglich neu laborbestätigen Infektionen sind gegenwärtig entweder schon sehr tief oder sie fallen weiter. Im Vereinigten Königreich ist der Trend günstiger geworden und die nächsten Wochen könnten das Bild weiter aufhellen.
Das 750 Milliarden Euro Hilfspaket, dass in der EU derzeit verhandelt wird und durch eine gemeinschaftliche Schuldenaufnahme finanziert werden soll, ist noch keine beschlossene Sache. Die Zustimmung aller 27 EU-Staaten ist dafür ja erforderlich und dies könnte zu längeren Verhandlungen führen. Dennoch hat das Programm gute Erfolgsaussichten und könnte gegen Ende Jahr erste wichtige wirtschaftliche Impulse für die EU-Konjunktur setzen.
Es ist aus heutiger Sicht noch sehr schwierig vorauszusehen wie rasch und dynamisch die konjunkturelle Erholung erfolgen wird. Vieles spricht aber dafür, dass es mehrere Quartale dauern wird, um die Folgen des Stillstandes der letzten Monate zu überwinden. Immerhin, die Unternehmensgewinne in den USA und in der EU könnten bereits im ersten Quartal des nächsten Jahres wieder deutlich steigen. Dies ist zumindest das Bild, das die Aktienanalysten heute insgesamt zeichnen.
Nach der Erholung der Aktienmärkte im April und etwas moderater auch im April eröffnen die Märkte heute auch am ersten Handelstag im Juni freundlich. Die Verluste in unseren Anlagestrategie die im März entstanden sind, wurden bis auf wenig Prozentpunkte im April und Mai aufgeholt. Der Trend zu einer weiteren Erholung erscheint auch aus heutiger Sicht plausibel. Allerdings erkennen wir kurzfristig nur noch wenig zusätzliches Erholungspotenzial.
Am heutigen Dienstag eröffnen die weltweiten Aktienmärkte positiv. Die europäischen Aktienmärkte sind gut 2% im Plus. Der Schweizer SMI-Index ist aktuell etwa 1 % im Plus. Für die US-Aktienmärkte wird heute ebenfalls eine positive Eröffnung von etwa 1% erwartet. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard % Poors 500) aktuell etwa 5.5% bis 11%, europäische Aktien etwa 16%, Schweizer Aktien etwa 6.5% und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 3% (alle Zahlen per 2.6.2020 ca. 11:30, Basel Zeit, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet).
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.