CIO Kommentar, Montag, 3. Februar 2025
Die Stimmung in der Eurozone hat sich im Januar etwas aufgehellt. Dies signalisieren zumindest die verschiedenen Frühindikatoren. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich bewegt sich weiterhin über der kritischen 50 Punkte Marke und der Index für die Industrie ist ebenfalls leicht gestiegen, liegt aber nach wie vor im kontraktiven Bereich. Trotz der leichten Stimmungsaufhellung ist es deshalb zu früh, für die Wirtschaftsentwicklung im laufenden Jahr Entwarnung zu geben. Aktuell deutet vieles auf eine anhaltend schwache Konjunkturdynamik hin.
In die gleiche Richtung deutet der deutsche ifo-Index. Auch dieser ist leicht gestiegen, bewegt sich aber noch immer auf einem tiefen Niveau. Hier wird es spannend sein, was der Wahltag (23. Februar 2025) in Deutschland bringen wird. Sicher scheint aktuell nur, dass die CDU die stärkste Kraft im neuen Parlament werden wird. Mit wem sie am Ende regieren wird, ist nach den Abstimmungen im deutschen Bundestag von letzter Woche zum Thema Migration allerdings völlig offen.
«Der Markt preist drei zusätzliche Zinssenkungen zu 0,25%-Punkten [seitens EZB] in diesem Jahr ein.»Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
Für die EZB bedeuten die anhaltend schwache Konjunkturdynamik und die Aussichten auf weiter sinkende Inflationsraten (die Prognosen signalisieren den erneuten Test der 2%-Marke für das zweite Halbjahr), dass sie am eingeschlagenen Lockerungskurs der Geldpolitik festhalten kann. Es war deshalb nur folgerichtig, dass sie am vergangenen Donnerstag die Leitzinsen erneut um 0,25%-Punkte gesenkt hat. Der Markt preist drei zusätzliche Zinssenkungen zu 0,25%-Punkten in diesem Jahr ein.
Alle, die die Ankündigung von Zöllen gegen Kanada, Mexiko und China zunächst als Verhandlungstaktik interpretiert haben, hat Donald Trump eines Besseren belehrt. Wie angekündigt, hat er unter anderem Zölle in Höhe von 25% auf Importe aus Mexiko und Kanada beschlossen, sie treten morgen (Dienstag, 4. Februar) in Kraft. Sowohl die kanadische als auch die mexikanische Regierung haben umgehend reagiert und ihrerseits entsprechende Massnahmen angekündigt. Damit hat die neue US-Administration einen Zollstreit mit Handelspartnern vom Zaun gebrochen, deren Wirtschaften sehr eng mit der US-amerikanischen verflochten sind. Die Folgen werden sich in der Realwirtschaft niederschlagen, sowohl in Bezug auf die globalen Wirtschaftsprognosen wie auch auf die Inflationsdiskussionen. Die Zölle dürften speziell in den USA zu wieder steigenden Teuerungsraten führen, da die Importzölle die Waren für die Endverbraucher verteuern werden.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass die US-Notenbank wie erwartet die Leitzinsen am vergangenen Mittwoch nicht weiter gesenkt hatte. Die bislang gute Verfassung der US-Wirtschaft, welche durch die Wachstumszahlen des BIP für das 4. Quartal 2024 (erste Schätzung) erneut bestätigt wurde, lassen ebenfalls keine Notwendigkeit für eine deutlich expansivere Geldpolitik der Fed erkennen. Zwar sind die vorläufigen Daten für das US-BIP mit 2,3% (QoQ, annualisiert) etwas schwächer ausgefallen als prognostiziert, liegen aber noch immer über dem langfristigen Durchschnitt. Auffallend war der starke Anstieg der privaten Konsumausgaben mit einem Plus von über 4% (QoQ, annualisiert).
Es verwundert deshalb nicht, dass auch für den weiteren Jahresverlauf seitens der US-Notenbank weniger Zinsschritte vom Markt eingepreist werden als von der EZB. Aktuell wird von der US-Fed mit einem bis maximal zwei Zinsschritten à 0,25%-Punkte gerechnet.
Vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen in Deutschland und aufgrund der Gefahr eines Zollkrieges haben wir an unserer neutralen Positionierung bei den Aktien in der vergangenen Woche keine Veränderungen vorgenommen. Die heutige Marktreaktion auf die Einführung der Zölle gegen Mexiko, Kanada und China seitens der US-Regierung bestätigt uns in diesem Entscheid.
Wir raten trotz der zu erwartenden Kurskorrekturen aktuell dazu, an den eingegangenen Positionen entsprechend der eigenen strategischen Ausrichtung festzuhalten.
An den Finanzmärkten kommt es nach dem Ausbruch des Zollstreites heute zu Gewinnmitnahmen. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis auch Europa von Trumps Lieblingsinstrument der Handelspolitik getroffen wird. Der Schweizer Aktienmarkt gibt rund 1,2% nach, der deutsche Aktienindex (DAX) 1,6%. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls eine ähnlich negative Handelseröffnung (Stand ca. 9:50 Uhr, 03. Februar 2025, Basel Zeit).