CIO Kommentar, Montag, 3. Juli 2023
Trotz vieler Unsicherheiten und offener Fragen haben sich die Aktienkurse im 1. Halbjahr 2023 sehr gut entwickelt. Ganz vorne mit dabei waren Aktien aus dem Technologiesektor.
Entsprechend ist es wenig überraschend, dass bei den grossen Aktienindizes der NASDAQ Composite positiv heraussticht. Er hat in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres (ohne Dividenden) fast 28% in Schweizer Franken zugelegt, in US-Dollar beträgt das Plus über 31%. Die von uns empfohlene Beimischung eines aktiven Fonds auf Technologieaktien bzw. der Kauf eines ETFs auf den NASDAQ 100 – insbesondere für Anlegerinnen und Anleger mit einem starken Fokus auf den Schweizer Aktienmarkt – hat sich damit in 2023 bislang ausbezahlt.
Auch europäische Aktien haben sich bislang sehr gut geschlagen. Der EuroStoxx 50 weist in Schweizer Franken ein Plus von mehr als 14% aus und liegt damit vor dem breiten US-Aktienmarkt, der um gut 12% zulegen konnte. Schweizer Aktien hinken dieser Entwicklung aktuell etwas hinterher, das Plus beim SMI beträgt (ebenfalls ohne Berücksichtigung der Dividenden) etwas mehr als 5%. Die Furcht vor einer neuen Bankenkrise, die bei der Pleite dreier US-Banken im März aufgekommenen ist, hat sich damit nicht nachhaltig in den Aktienkursen niedergeschlagen. Die rasch eingeleiteten Massnahmen seitens der Regulierungsbehörden und der Notenbanken haben somit Schlimmeres verhindert. Vor diesem Hintergrund ist auch die Übernahme der CS durch die UBS zu sehen, auch wenn bereits im März klar war, dass mit dieser Übernahme auch ein Personalabbau vonstattengehen dürfte.
Eine zentrale Frage, die an den Finanzmärkten intensiv diskutiert wird, ist und bleibt die weitere Entwicklung der Konjunktur. Dabei werden viele Marktteilnehmer von der Resilienz der US-Wirtschaft überrascht.
Die in der vergangenen Woche veröffentlichte und nach oben revidierte Wachstumsrate für das US-BIP im ersten Quartal wird nun mit 2% angegeben (QoQ, annualisiert), während die zweite Schätzung nur ein Plus von 1,3% ausgewiesen hatte. Und auch die jüngst publizierten Wirtschaftsdaten deuten nicht auf eine Kontraktion der US-Wirtschaft hin. Vielmehr haben sowohl die Konsumentenstimmung (Conference Board) wie auch die Daten vom Häusermarkt und die Auftragseingänge positiv überrascht. Sie lagen also über den Werten, die allgemein erwartet wurden. Dagegen bleiben die Frühindikatoren insbesondere für den Bereich der Industrie deutlich eingetrübt. Dies gilt übrigens nicht nur für die USA, sondern auch für Europa und die Schweiz. So bewegt sich das am Freitag veröffentlichte KOF-Konjunkturbarometer für die Schweiz weiterhin unter seinem langfristigen Durchschnitt und der Schweizer Einkaufsmanagerindex für die Industrie wird mit 44.9 Punkten angegeben, was nach wie vor eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung in diesem Bereich signalisiert.
Die Inflationsdaten bewegen sich dagegen in die gewünschte Richtung. Dies gilt zumindest für die breite Inflation, welche die Entwicklung der Nahrungsmittel- und Energiepreise mit einbezieht.
In der Eurozone wird sie gemäss der seit Freitag vorliegenden Schätzung (diese wird in aller Regel durch die endgültigen Daten bestätigt) für den Monat Juni mit 5.5% angegeben, nachdem sie im Mai noch bei 6.1% lag. Die Kerninflation beträgt für Juni 5.4%. Im Gegensatz zur Eurozone insgesamt wurde die Teuerung für Deutschland wieder etwas höher ausgewiesen. Dies liegt jedoch an Sonderfaktoren wie der Einführung des 9-Euro-Tickets und dem Tankrabatt vor einem Jahr. Entsprechend ist der Preisvergleich aufgrund dieser Faktoren verzerrt. Auch wenn diese Effekte in den kommenden Monaten weiter zum Tragen kommen, gilt auch für Deutschland, dass der Trend der Inflationsraten nach unten zeigt. Die Teuerung in der Schweiz hat entsprechend der heute veröffentlichten Daten weiter nachgelassen. Für die Schweiz wird die Inflationsrate für Juni mit nur noch 1,7% angegeben, die Kernrate mit 1,8%.
Für die Notenbanken der Schweiz und der Eurozone heisst das zwar, dass sich die Teuerungsraten in die gewünschte Richtung bewegen. Ein Ende der restriktiven Geldpolitik bzw. ein Verzicht auf eine weitere Erhöhung der Leitzinsen ist daraus aber nicht so ohne weiteres abzuleiten. Vielmehr wird an den Finanzmärkten weiterhin damit gerechnet, dass sowohl seitens SNB wie auch seitens EZB noch mindestens eine Zinserhöhung in den kommenden Monaten zu erwarten ist.
Der SMI-Index liegt am heutigen Montag etwa 0,2% im Plus. Der deutsche Aktienindex (DAX) legt um rund 0,3% zu. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures Indizes eine nur wenig veränderte Handelseröffnung (Stand 09.40 Uhr, 03.07.2023, Basel Zeit).