CIO Kommentar, Montag, 4. Januar 2021
Ich wünsche Ihnen allen ein erfolgreiches und glückliches 2021. Möge uns das neue Jahr die erhoffte Überwindung der Pandemie bringen und uns allen bald die Rückkehr zu gewohnten Formen der Kommunikation und des Zusammenlebens erlauben. Schon in den ersten Tagen dieses neuen Jahres 2021 zeichnen sich wichtige Entwicklungen ab. Im US-Bundesstaat Georgia findet morgen die Stichwahl für die beiden noch offenen Sitze im Senat statt. Diese Stichwahl entscheidet, ob der neue US-Präsident Joe Biden in beiden Kammern des US-Kongresses mit einer Mehrheit seine Partei rechnen kann. Die Erwartung ist, dass dies Joe Biden nicht gelingen wird. Allerdings haben die Wirren rund um die Machtübergabe von Donald Trump die Unsicherheit zum Wahlausgang tendenziell erhöht.
Der am 2. Januar veröffentlichte Mitschnitt eines Telefonats von Donald Trump mit dem Staatssekretär des Bundesstaates Georgia und anderen Verantwortlichen für die Durchführung der Wahlen, sorgt erneut für Erstaunen über das Demokratieverständnis des scheidenden Präsidenten der USA. Im Mitschnitt droht der US-Präsident ziemlich unverhohlen mit rechtlichen Konsequenzen, falls die Wahlverantwortlichen nicht doch noch die fehlenden 11 780 Stimmen für Trump «finden». Inwiefern diese Vorgänge, bei denen man sich ungläubig die Augen reibt, das Wahlverhalten in Georgia beeinflussen werden, wird sich morgen bei der Wahl der Senatoren in Georgia zeigen.
Das Gespräch legt den Grad an Realitätsverlust den Donald Trump inzwischen erreicht hat an den Tag. Er scheint wirklich an die bisher völlig unbewiesenen Wahlbetrugsvorwürfe zu glauben. Der Mitschnitt zeigt aber auch die Verzweiflung und Aussichtslosigkeit, die sich in der von Trump aufgebauten Kampagne breit macht. Trumps Abgang in spätestens 16 Tagen steht aber trotz dieser Irrungen und Wirrungen in der US-Demokratie fest.
Die Feiertage haben auch in letzter Minute doch noch zu einem Brexit Deal geführt. Zwar ist der Kompromiss aufgrund des Zeitdrucks bloss provisorisch, weil alle EU-Mitgliedsstaaten erst noch zustimmen müssen. Die Chancen, dass der Vertrag Bestand haben wird stehen zwar gut, ganz in trockenen Tüchern ist der gefundene Kompromiss aber noch nicht. Insbesondere ist der Gordische Knoten der EU Grenze auf der irischen Insel so geregelt, dass es keine Grenzkontrollen zwischen Nordirland und Irland geben wird. Die Grenzkontrollen finden aber in Nordirland statt, dann wenn Güter aus England dort auf dem Seeweg über die Irische See ankommen. Auch vermeidet dieser Kompromiss die Erhebung von Zöllen an den EU-UK Grenzen.
Obwohl die Covid-19 Impfungen in vielen Ländern begonnen haben, wird es voraussichtlich noch Monate dauern, bis eine genügende Immunität in der Bevölkerung erreicht werden kann. Die Infektionszahlen, Hospitalisierungen und Todesfälle verharren derweil in der Schweiz und vielen Staaten der EU auf hohem Niveau. Auch die in Grossbritannien grassierende neue Variante des Virus scheint leichter übertragbar zu sein, was die Senkung der Reproduktionszahl durch bisherige Lockdown Massnahmen nochmals erschwert. Im Vereinigten Königreich beginnt heute auch der Einsatz des zweiten Impfstoffs von Astra Zeneca («Oxford vaccine»), der anders als der Pfizer-BioNTech Wirkstoff, bloss eine konventionelle Kühlung erfordert.
Die Frage, weshalb in anderen Ländern nicht rascher geimpft werden kann und wie die Beschaffung des Impfstoffes gehandhabt wurde, geniesst wegen des schleppenden Fortschritts der Impfungen zunehmende Aufmerksamkeit. Auch in der Schweiz scheint der Impfstoff knapp zu sein und somit ist eine rasche und intensive Impfkampagne offenbar nicht möglich. Gemäss BAG-Webseite beginnt heute am 4. Januar die schweizweite Impfung der besonders gefährdeten Personen und weiteren priorisierten Zielgruppen. Die logistische Umsetzung der Impfkampagne obliegt dabei den Kantonen.
Der Start ins neue Jahr gelingt heute an den Börsen gut. Brexit Deal sei Dank, gewinnt der Britische FTSE 100 Aktienindex gut 2.50% und auch der SMI liegt derzeit gut 0.5 % im Plus. Der EuroStoxx 50 gewinnt etwa 1.3 %. Auch für die USA wird heute mit einer positiven Markteröffnung gerechnet. Der USD notiert schwächer und fällt unter 0.88 CHF/USD. Dies stützt unsere im letzten Jahr noch vorgenommene Beimischung von Silber als Satellitenanlage.