CIO Kommentar, Montag, 06. Dezember 2021
Ein Jahr nach den wissenschaftlichen Durchbrüchen bei den Covid-Impfstoffen, stellt man ernüchtert fest, dass insbesondere im deutschsprachigen Raum, die Akzeptanz der Impfung bisher zu gering war, um erneute pandemische Wellen zu verhindern oder um sie wenigstens signifikant zu dämpfen. In Europa sind in vielen Ländern, teils sehr strikte, zusätzliche Gegenmassnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Kraft getreten. Die Vermeidung einer Überlastung der Gesundheitssysteme und die Durchimpfung der Bevölkerung sind dabei die zentralen Ziele des Krisenmanagements. In einigen Ländern wird in der Politik auch über die Einführung einer spezifischen oder allgemeinen Impfpflicht diskutiert. Dass Massnahmen durch politisch Verantwortliche im Voraus kategorisch ausgeschlossen wurden, hat sich häufig als inkompatibel mit der realen Eskalationsstufe der Situation herausgestellt.
Die sich nun weltweit ausbreitende neue Virus Mutation, die von der Weltgesundheitsorganisation mit Omikron bezeichnet wurde, hat das Potenzial die Lage erneut zu eskalieren. Zwar gehen die Hersteller der bisherigen Impfstoffe Moderna, Pfizer-Biontech und Astra Zeneca davon aus, dass die bisher eingesetzten Impfstoffe auch gegen Omikron eine hohe Schutzwirkung bewahren sollten. Fundierte quantitative Aussagen dazu, werden aber erst in einigen Wochen möglich sein.
Erste Daten zum gegenwärtigen Infektionsgeschehens in Südafrika sind zwar sehr vorsichtig zu interpretieren, sie zeigen aber offenbar, dass die mit Omikron infizierten Patienten im Vergleich zur Delta-Variante kein anderes Krankheitsbild entwickeln. Es wird auch berichtet, dass von der Delta-Variante Genesene, die sich neu mit der Omikron-Variante infizieren und daran erkranken, lediglich milde Symptome entwickeln.
Die neue Virusvariante wird auch den Druck auf die Politik erhöhen, die langfristige Strategie gegen das Virus klarer zu formulieren und weltweit noch entschlossener zu implementieren. Diese wiederholte Eskalation der Unsicherheit hat auch an den Börsen für mehr Volatilität gesorgt. Eine eigentliche Korrektur blieb dennoch bisher aus.
Die ersten Einschätzungen zur Bedrohung durch Omikron relativieren die anfänglich befürchteten Risiken etwas. Das könnte wieder zu einer Lockerung der durch Omikron verursachten Reisebeschränkungen führen.
Unsere seit dem Sommer bereits etwas weniger in Aktien gewichtete Anlagestrategie haben wir nicht angepasst.
Weltweit betrachtet, bleibt die Konjunktur trotz der Pandemie robust. Der US-Arbeitsmarkt hat sich im November weiter erholt. Die Arbeitslosigkeit ist trotz mässigem Stellenaufbau auf ein Jahrestief von 4.2% gesunken.
Die graduelle Straffung der geldpolitischen Zügel durch die US-Notenbank Fed dürfte nun fortgesetzt werden. Die US-Inflation der Konsumentenpreise von 6.2 % für Oktober im Vergleich zum Oktober des Vorjahres wird von der Fed nach wie vor als vorübergehendes Phänomen eingeschätzt. Es wird erwartet, dass sich die Inflation im Laufe des ersten Halbjahres 2022 normalisieren sollte.
Nachdem der EURCHF Wechselkurs im Laufe dieses Jahres um unseren Prognosewert von 1.08 oszillierte, hat der Euro seit Oktober deutlich an Wert gegen den CHF verloren. Die Kaufkraft der Konsumentenpreise liegt nach wie vor bei 1.20, d.h. der Franken ist aktuell deutlich überbewertet. Die Gründe für diese Bewegung sind nicht evident. Die gestiegene Volatilität, die vergleichsweise tiefere Inflation in der Schweiz und wenig absehbare Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank tragen aber wohl zum stärkeren Franken bei. Wir erwarten gegenwärtig aber eher eine Gegenbewegung in Richtung unseres, gegenwärtig etwas im Abseits stehenden Prognosewertes von 1.08. Erneute dezidierte Interventionen der Schweizerischen Nationalbank zur Schwächung des Frankens scheinen bisher noch ausgeblieben zu sein.
Die Kursverluste der letzten Woche haben die Aktienquote in unserer Anlagestrategie leicht zurückfallen lassen. In Anbetracht der Unwägbarkeiten und der noch fehlenden zentralen Erkenntnisse über Omikron haben wir darauf verzichtet, die Aktienquote durch Zukäufe wieder zu kompensieren. Wir werden die Entwicklungen der nächsten Tage aber aufmerksam verfolgen und entsprechende aktive taktische Anlageentscheide noch fällen.
Die Woche beginnt an den Finanzmärkten freundlich. Sowohl der SMI als auch der DAX steigen um knapp 1%. Für die US-Aktienindices wird nach den Verlusten vom Freitag heute ebenfalls eine freundliche Eröffnung erwartet (Stand ca. 10:15, 6.12.2021, Basel Zeit).