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Marktausblick

US-Zollpolitik hat erstes Halbjahr dominiert

CIO Kommentar, Montag, 7. Juli 2025

Bunte Frachtcontainer übereinandergestapelt und bereit für die Verladung im Hafen von Rotterdam, Niederlande.
Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research

Mit der Verkündung hoher US-Importzölle schickte US-Präsident Donald J. Trump am 3. April 2025 die Börsen rund um den Globus auf Talfahrt. Die globalen Implikationen für Wirtschaft und Finanzmärkte sind weitreichend. Die Zölle stellen, unabhängig davon, wie sie am Ende ausgestaltet werden, den Bruch einer jahrzehntelangen Entwicklung dar. Diese zielte möglichst auf einen Verzicht von Handelshemmnissen zur Stärkung der internationalen Arbeitsteilung und damit auf einen allgemeinen Wohlstandsgewinn der beteiligten Länder. Dass der Freihandel auch Verlierer beispielsweise infolge eines einsetzenden Strukturwandels kennt, ist unbestritten. Mittel- und langfristig hatten jedoch speziell für die Industrienationen – und damit auch für die USA – die Vorteile überwogen.

Mögliche Konsequenzen

Als Konsequenz der neuen Handelspolitik dürften die Herstellungskosten in den USA steigen und die Importzölle die Güterpreise vieler Waren erhöhen. Zweitrundeneffekte infolge höherer Lohnforderungen oder ineffizienterer – sprich im internationalen Handel nicht wettbewerbsfähiger – Produktionsverfahren sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Die Leidtragenden einer solchen Wirtschaftspolitik sind in erster Linie die Verbraucher.

Aber auch die Stimmung der Unternehmen und damit die Bereitschaft für Investitionen ist negativ betroffen. Denn es ist alles andere als sicher, wie lange die Zölle Bestand haben werden und wie hoch diese am Ende ausfallen. Für Unternehmen besteht das Risiko, dass sie international nicht wettbewerbsfähige Strukturen aufbauen. Kommt ein neuer US-Präsident an die Macht und senkt die Zölle bzw. hebt diese gänzlich auf, dann drohen Investitionsruinen und hohe Abschreibungen.

Schere zwischen Europa und USA geht auseinander

Der von der Trump-Administration eingeschlagene Weg zu mehr Protektionismus dürfte deshalb besonders für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten steinig werden. Die neue US-Handelspolitik hat sich entsprechend bereits auf die Wachstumsprognosen, die Geldpolitik und die Aktienkurse ausgewirkt.

So steht die US-Notenbank vor einer schwierigen Entscheidung. Die schwächeren Wachstumsprognosen würden tiefere Leitzinsen nahelegen, die von den Importzöllen ausgehenden Inflationsrisiken sprechen aber dagegen. Entsprechend hat die Fed ihre Zinsen in diesem Jahr nicht weiter gesenkt, während die EZB unbeirrt auf ihrem Zinssenkungspfad vorangeschritten und die SNB zwischenzeitlich wieder bei einem Leitzins von null Prozent angelangt ist. Die Schere bei den kurzfristigen Zinsen ist damit zwischen den USA und Europa deutlich auseinandergegangen.

US-Aktien-Performance aus Schweizer Sicht

Auch an den Finanzmärkten hat die Handelspolitik der Vereinigten Staaten in den vergangenen sechs Monaten ihre Spuren hinterlassen. Die US-Märkte bilden unter Berücksichtigung der Dollar-Abwertung im Reigen der Industrienationen für Schweizer Anlegerinnen und Anleger das Schlusslicht bei den Aktien. Und das, obwohl US-Märkte in Lokalwährung neue Hochs erreicht haben. In Schweizer Franken weist der S&P 500 eine Performance von -7,1% auf, der Eurostoxx 50 von +10,5%. Zum Vergleich - der SPI legte per 30. Juni um 6,9% zu.

«Wir gehen davon aus, dass im weiteren Jahresverlauf mit erhöhter Volatilität zu rechnen ist.»
Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research

Fokus auf Anlagestrategie bei volatilen Märkten

Neben den US-Zöllen hat im Juni auch der Krieg zwischen Israel und dem Iran Anlegerinnen und Anleger in Atem gehalten. Es hat sich dabei einmal mehr gezeigt, dass man in solchen Fällen einen kühlen Kopf bewahren und an der gewählten Anlagestrategie festhalten sollte. Gleichzeitig gilt es, sich bietende Opportunitäten in einem volatilen Umfeld zu nutzen. Wir haben entsprechend in den turbulenten Tagen Anfang April Aktien zugekauft. Entscheidend dafür war unsere Überzeugung, dass die USA den eingeschlagenen Weg so nicht durchhalten können und Donald J. Trump mit dem Verweis auf sich abzeichnende Deals gesichtswahrend einen anderen Weg einschlagen wird.

Wir gehen davon aus, dass im weiteren Jahresverlauf mit erhöhter Volatilität zu rechnen ist. Mittel- und langfristig rechnen wir aber mit einer durchschnittlichen Wertentwicklung bei Aktien. Als Orientierungsgrösse gilt der langfristige Anstieg der Aktienkurse von jährlich rund 7 %. Wichtig ist und bleibt eine breite Diversifikation der Anlagen über Länder, Regionen und Sektoren. Dies erreicht man am einfachsten über aktive oder indexnahe Fondsinvestments.

Heutige Marktentwicklung

Der Schweizer Aktienindex (SMI) ist kaum verändert in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche Aktienindex (DAX) bewegt sich leicht über dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag (+0,35%). Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen eine etwas schwächere Börseneröffnung (Stand ca. 10:00 Uhr, 3. Juli 2025, Basel Zeit).

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