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Marktausblick

US-Arbeitsmarktstatistik und ihre Auswirkungen

CIO Kommentar, Montag, 8. September 2025

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer

USD-Leitzinssenkung wahrscheinlich


Die neueste US-Arbeitsmarktstatistik für den Monat August wurde am 5. September mit Spannung erwartet. Schliesslich könnte sie eine Tür zu einer Senkung des USD-Leitzinses am 17. September öffnen. Eine Tür, welche die Aktienmärkte bereits im Voraus optimistisch durchschritten haben. Die Zahlen für August sind unerwartet schwach ausgefallen. Die Arbeitslosigkeit steigt um 0,1% auf 4,3% und es wurden kaum neue Stellen geschaffen.

In der Industrie gingen sogar Stellen verloren. Die USD-Leitzinssenkung ist damit wahrscheinlich geworden.

Die künftige Entwicklung von Inflation und Beschäftigung bleibt aufgrund der US-Zölle unsicher. Die dadurch implizierten Zinssenkungen werden die Aktienmärkte aber tendenziell stützen, zumindest solange der Arbeitsmarkt nicht noch deutlicher einbricht.
In unserer Anlagestrategie bleiben wir auch nach den neuesten Arbeitsmarktzahlen taktisch neutral in Aktien gewichtet.


Unbequeme US-Statistiken


Die Anfang August nach unten revidierten Zahlen für Juni und die dadurch bescheidenen und für Donald Trump unbequemen Zahlen für Juli bewogen Trump dazu, die Statistikchefin Erika McEntarfer, nie Leiterin des «US Bureau of Labor Statistics» sofort zu feuern. Die Tatsache, dass die monatliche Arbeitsmarktstatistik im Folgemonat häufig substanziell revidiert werden muss, hat überhaupt nichts mit Unzulänglichkeiten bei der Sorgfalt der Erhebung zu tun. Der Grund liegt darin, dass die US-Statistiker bewusst mit einem noch unvollständigen Datensatz aber dafür zeitlich sehr nah am Monatssende eine erste Trendprognose mit hohem statistischem Fehler abgeben. Dabei werden mit grossem Aufwand und seit Jahrzehnten konsistent hundert-tausende von einzelnen Unternehmensdaten, als auch direkte Befragungsdaten jeden Monat erhoben. Eine erste Schätzung ist oft sinnvoll und nützlich für ein Verständnis des Konjunkturtrends. Sind aber starke Trends im Berichtsmonat wirksam, können die zweite und dritte Statistik, welche einen vollständigeren Datensatz auswerten, ein zwar deutlich anderes dafür aber präziseres Bild als die erste Prognose liefern.

Die Statistiker müssen also abwägen, ob ihre Berichtsfrequenz möglichst früh das Geschehen am Arbeitsmarkt abbilden soll oder ob man mit einem vollständigeren Datensatz ein präziseres Bild abgeben will. Die Statistiker stellen beides zur Verfügung und liefern Informationen zu den stets unvermeidlichen statistischen Schätzfehlern.


Nachfolger-Statistikchef bereits in Kritik


Was an den Finanzmärkten von dieser willkürlichen Entlassung nachhaltig hängen bleibt, ist der Eindruck, dass die USA sich wie eine Diktatur verhalten und unangenehme Realitäten (fundierte Statistiken) mit der Bestrafung der Überbringer unbequemer Botschaften sanktionieren. Die Ökonomin McEntarfer ist eine integre und unbescholtene Wissenschaftlerin und das «US Bureau of Labor Statistics» war bisher eine international anerkannte Institution für die statistische Erfassung von Arbeitsmarkttrends und deren ökonomische Interpretation. Der Trump genehme Nachfolger von McEntarfer, der Ökonom E.J. Antoni, muss sich nun dem Vorwurf stellen, dass er bereit wirkt, gefällige Zahlen abzuliefern. Bereits durch die Annahme des Amtes ist seine Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit fragwürdig. Auch ist es sehr ungewöhnlich, dass der Amtsträger Antoni nach seiner Doktorarbeit nie wissenschaftlich (d.h. in anerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschriften) publiziert hat und kompetenteren Mitarbeitern vorangestellt wird.

Dieses unrühmliche Geschehen ist insofern kein Nebenschauplatz, als dass die US-Arbeitsmarktdaten ein zentraler Indikator für den US-Konjunkturausblick sind. Aktuelle Datenveröffentlichungen haben auch direkte Auswirkungen auf das Geschehen an den Aktienmärkten. Kann man diesen Daten künftig weniger vertrauen, dann erhöht dies die Unsicherheit in der Preisfindung an den US-Börsen. Wie weit die gegenwärtige US-Regierung beim Versuch der Manipulation von Wirtschaftsstatistiken gehen wird, bleibt offen. Aufgrund der Bemühungen Donald Trumps, nun gar Einfluss auf die US-Geldpolitik zu nehmen, muss man die weiteren Entwicklungen aufmerksam verfolgen.


Goldpreis auf Allzeithoch – Teil unserer Strategie


Mit einem Preis von über 92 000 CHF pro kg erreicht Gold ein neues Allzeithoch und nähert sich unserer Prognose von 105 000 CHF pro kg. Seit Anfang 2022 ist der CHF-Goldpreis damit über 70% angestiegen.


Wir halten seit 2022 Gold als Anlageklasse in unserer Anlagestrategie übergewichtet. Ein Hauptgrund für unseren damaligen Anlageentscheid war die wenig nachhaltige Entwicklung in der chronisch und explosiv steigenden US-Staatsverschuldung.


Heutige Marktentwicklung


Die Regierungskrise in Frankreich dürfte am heutigen Montag mit dem Ende der Regierung Bayrou gipfeln. Es wird erwartet, dass er heute die Vertrauensabstimmung im Französischen Parlament verliert. Die Märkte reagieren derzeit gelassen auf diese politische Entwicklung in Frankreich.

Der Schweizer Aktienindex (SMI) startet heute mit leichten Minus von rund 0,25% in die neue Handelswoche. Der deutsche Aktienindex (DAX) startet die neue Woche mit einem deutlichen Plus von ca. 0,75%. Gute Zahlen aus der Industrieproduktion waren die Ursache dafür.
Für die US-Aktienmärkte erwarten wir aufgrund der aktuellen Futures Kurse eine freundliche Eröffnung mit einem leichten Plus von 0,2% (S&P 500 Index) (Stand ca. 10:00 Uhr, 8. September 2025, Basel Zeit).

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