CIO Kommentar, Montag, 09. Januar 2023
Nach einem schwierigen und ereignisreichen Jahr 2022, das vom Krieg in der Ukraine, steigenden Energiekosten galoppierender Inflation, steigenden Zinsen und schwächelnder Konjunktur geprägt war, schauen viele Menschen mit Sorge ins neue Jahr 2023. Die Unsicherheitsfaktoren welche das letzte Jahr geprägt haben, sind nicht überwunden. Die vielen Krisen welche Anlegerinnen und Anleger beschäftigt haben, sind auch zu Jahresbeginn auf der Tagesordnung.
Es erstaunt somit kaum, dass die Prognosen und Anlageempfehlungen der weltweit grössten Banken und Vermögensverwalter diese Unsicherheit reflektieren. Es fällt uns dabei auf, dass die Prognosen verschiedener Experten zu Renditeerwartungen oder zum Wirtschaftswachstum besonders breit divergieren. Die Spanne der Prognosen reicht von düsterem Pessimismus bis zu optimistischer Aufbruchstimmung.
Für die wichtigsten Aktienmärkte war letztes Jahr bis zum Herbst ein Einbruch in der Grössenordnung von 20% zu verzeichnen. Ein historischer Rückblick über viele Jahrzehnte zeigt auf, dass es sehr selten ist, dass ein solcher Rückschlag der Aktienpreise nach zwei Jahren noch nicht aufgeholt wurde.
Auch ein Blick auf die Bewertungen von Aktien an den weltweit wichtigsten Börsen spricht mittelfristig für eine deutliche Erholung der Aktienkurse. Unsere eigene Erwartung für 2023 ist unter dem Strich zuversichtlich.
Wir erwarten Aktienmarktrenditen im Bereich von 5% bis10%. Gegenstand vieler Spekulationen ist die Frage wie tief eine US-Rezession in 2023 ausfallen könnte.
Pessimisten halten den Konsensus einer bloss milden Rezession für zu optimistisch. Sie warnen davor, dass die Aktienmärkte einen stärkeren Einbruch der US-Konjunktur nicht eingepreist haben. Wir selbst bleiben für die US-Wirtschaft zuversichtlich, dass eine Rezession in den USA nur kurz und milde ausfallen wird.
Auch die im Frühling erwartete Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft spricht für eine weiche konjunkturelle Landung in den USA. Auch die globale Überwindung der Pandemie, drei Jahre nach ihrem Ausbruch, müsste zu einer Wiederbelebung der Weltwirtschaft beitragen.
Die Weltmarktpreise für Öl und Gas liegen wieder etwa auf den Niveaus, wie sie vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine vorherrschten. Auch die befürchtete Versorgungskrise in Europa für Strom und Gas ist ausgeblieben.
Die Inflation hat in den USA, in Europa und in der Schweiz ihren Zenit bereits durchschritten. Die US-Inflation erreichte im Sommer 2022 ein Maximum von 9.1%. Für Dezember dürfte sie bereits deutlich unter 7% liegen und sie wird im Laufe des Jahres weiter fallen. Auch in der Eurozone dürfte die Inflation im Dezember wieder deutlich unter 10% liegen. Dies belegen ersten Schätzungen aufgrund der bereits verfügbaren Daten einzelner Länder. Die Eurostat Inflationszahlen für den Monat Dezember werden am 18. Januar veröffentlicht.
Die US-Notenbank, die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank haben ihre Zinswende grösstenteils bereits vollzogen. Es werden im ersten Quartal noch einzelne Zinsschritte folgen aber bis zum Frühling sollte die Zinswende für USD, EUR, CHF im Wesentlichen vollzogen sein. Die Leitzinsen für den CHF dürften sich bis zum Sommer bei etwa 1.5% einpendeln.
Die nächsten Zinsentscheide werden am 1. Februar (Fed), 2. Februar (EZB) und am 23. März (SNB) erwartet. Dabei sind Zinsschritte von +0.5% für die FED und die EZB erwartet. Für die SNB könnte auch ein kleinerer Schritt von +0.25% in Frage kommen.
Wenn man davon ausgeht, dass die Inflation sich bis Ende 2023 wieder in gewohnten Bahnen bewegt, dann sind in etwa einem Jahr auch erste Zinssenkungen denkbar. Schliesslich ist das volkswirtschaftliche Wachstumspotenzial in den weitentwickelten Industrienationen aus strukturellen Gründen bescheiden.
Das Niveau der Leitzinsen müsste entsprechend mittelfristig wieder tiefer ausfallen, als jenes das wir beim nahenden Gipfel der Zinswende erleben.
Der Angriffskrieg Russlands dauert fast ein Jahr an und die menschlichen Opfer sind enorm. Es zeichnet sich ab, dass Russland seine ursprünglich verfolgten Ziele militärisch nicht erreichen wird. Umgekehrt ist aber auch unklar, ob die Ukraine seine territoriale Integrität militärisch wiederherstellen kann.
Es ist somit nicht auszuschliessen, dass sich die Tragödie dieses Krieges weit in das neue Jahr fortsetzen wird. Mittelfristig dürfte Russland seine globale strategische und wirtschaftliche Bedeutung jedoch massiv zurückgestuft wiederfinden.
Der SMI-Index ist am heutigen Montag leicht im Plus und gewinnt aktuell etwa 0.4%. Der deutsche DAX-Index steigt ebenfalls rund 0.35%.
Auch für die US-Aktienbörsen wird heute mit leichten Gewinnen gerechnet (Stand ca. 10:20 Uhr, 9.1.2023, Basel Zeit).