CIO Kommentar, Montag, 09. August 2021
Während Indikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes der Industrie oder auch das KOF-Konjunkturbarometer als Frühindikatoren für die Konjunkturentwicklung gelten, muss man sich am Arbeitsmarkt in der Regel einige Zeit gedulden, bis sich die gute wirtschaftliche Entwicklung auch in der Neubesetzung offener Stellen und damit einer wieder stärker rückläufigen Arbeitslosenquote niederschlägt. Entsprechend ist es wenig überraschend, dass der Schweizer Einkaufsmanagerindex der Industrie bereits seit August 2020 die Schwelle zum Wachstum übersprungen hat und sich in den letzten Monaten von Rekord zu Rekord bewegt. Die Arbeitslosenquote lag hierzulande im Juni aber noch immer leicht über der durchschnittlichen Quote der letzten zehn Jahre.
Dabei waren die unterschiedlichen Branchen und Regionen in den letzten Monaten unterschiedlich stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Nun zeigt sich aber, dass sich die Aussichten für sämtliche Wirtschaftszweige weiter aufgehellt haben. So liegt der KOF-Beschäftigungsindikator erstmals seit Beginn der Covid-19-Pandemie wieder über seinem langjährigen Mittelwert und auch für das Gastgewerbe bewegen sich die Beschäftigungserwartungen im positiven Bereich. Für den Gesamtindikator wurde zuletzt im vierten Quartal 2010 ein ähnlich hohes Niveau ermittelt. Entsprechend optimistisch sind die Erwartungen an die zukünftige Entwicklung. In der Medienmitteilung der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) heisst es denn auch: «Das hohe Niveau des Indikators deutet daher auf ein starkes Stellenplus in den kommenden Monaten hin … In der Tat sind die Beschäftigungserwartungen in den Umfragen so positiv wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr.»
Wie jedes Quartal wurde an den Aktienmärkten mit Spannung auf die Veröffentlichung der Unternehmensergebnisse für das 2. Quartal in den USA gewartet, während in der Schweiz die Unternehmen oftmals Mitte Jahr keine Quartalszahlen, sondern Halbjahreszahlen veröffentlichen. Aber egal, welche Zahlen die Verantwortlichen publizierten, sie konnten überwiegend die Erwartungen erfüllen oder sogar übertreffen. In den USA hatten Ende Juli etwa 60% der im S&P 500 vertretenen Unternehmen ihre Ergebnisse veröffentlicht und fast 90% die in sie gesetzten Erwartungen übertroffen. Die sehr guten Zahlen waren aber allem Anschein nach nicht gut genug. So konnten die Aktienindizes im Juli in Lokalwährungen allenfalls noch geringfügig an Wert zulegen, in Schweizer Franken rentierten sie meist negativ.
Dass die Aktienindizes trotz sehr guter Unternehmensergebnisse, einer anhaltenden expansiven Geld- und Fiskalpolitik sowie hoher Prognosen für das globale Bruttoinlandsprodukt nicht weiter zulegen konnten, hängt unseres Erachtens mit der momentan recht stolzen Bewertung der Aktienmärkte zusammen. Auf Basis des aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV), also auf Basis dessen, wie viel man für einen Franken Gewinn als Kurswert bezahlen muss, sind Aktien zurzeit oft teuer. Nur wenn die optimistischen Schätzungen im Verlauf der kommenden Monate eintreten, bewegen wir uns bspw. beim US-amerikanischen S&P 500 – unter Berücksichtigung der tiefen Obligationenrenditen – auf historisch fairem Niveau. Was allerdings kaum noch Raum für deutlichere Kursavancen in den kommenden Monaten verspricht.
Die Erwartungen sind hoch, entsprechend ist auch das Enttäuschungspotenzial gestiegen. Wir erachten den Zeitpunkt für eine mittelfristige Liquiditätsplanung und eine umsichtige Neubewertung Ihrer Anlagen in einem Gespräch mit unseren Beraterinnen und Beratern weiterhin als günstig. Nachdem wir Anfang Juli bei den Aktien Gewinne realisiert und unsere Übergewichtung abgebaut haben, sind wir aktuell nahe der langfristigen strategischen Quote positioniert. Die aus dem Verkauf der Aktienpositionen resultierenden Erlöse halten wir als Liquidität, um bei allfälligen Opportunitäten oder bei einer Veränderung unserer Markteinschätzung wieder zu investieren.
Die Aktienbörsen eröffnen in Europa zu Wochenbeginn nur wenig verändert. Der SMI ist aktuell etwa 0.4 % im Plus, der EuroStoxx 50 rund 0.1 %.
Für die USA wird heute mit einer leicht schwächeren Markteröffnung im Bereich von -0.1% bis -0.2% gerechnet. Der USD notiert um 0.915 CHF/USD (Stand ca. 09:40 09.08.2021 Basel Zeit).