CIO Kommentar, Montag, 9. Oktober 2023
An den Finanzmärkten haben weiter steigende Renditen der Obligationen in den vergangenen Wochen die Aktienkurse belastet. Zwar ist unseres Erachtens die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Leitzinsen der Notenbanken ihren Zenit im aktuellen Zinszyklus erreicht haben, wodurch die Wahrscheinlichkeit weiterer Leitzinserhöhungen also gering ist.
Für die Renditen der Obligationen bedeutet dies jedoch nicht, dass sie nicht weiter steigen können oder gar wieder sinken müssen. Vielmehr legten die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen zuletzt auf über 4,8% zu, was dem höchsten Stand seit August 2007 entspricht. Ausschlaggebend dafür war zum einen sicherlich der Hinweis von US-Notenbankchef Jerome Powell, dass die Leitzinsen für längere Zeit auf dem zwischenzeitlich erreichten hohen Niveau verharren werden. Er hat damit all jenen Marktteilnehmern den Wind aus den Segeln genommen, die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung in 2024 hegten. Zum anderen spielt aber auch die überraschend robuste Verfassung der US-Konjunktur eine wichtige Rolle.
Die Chancen stehen gut, dass eine stärkere Rezession nicht nur vermieden werden kann, sondern dass den USA ein «Softlanding» der Wirtschaft gelingt. Gründe hierfür sind die trotz stark gestiegener Finanzierungskosten überraschend hohe Resilienz auf dem US-amerikanischen Häusermarkt wie auch die Folgen der Ausgabenprogramme der Biden-Administration.
So zielt beispielsweise der sogenannte «Inflation Reduction Act» nicht wie man vermuten könnte auf eine Verringerung der Inflation ab, sondern vielmehr auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Es handelt sich dabei also um eine gezielte Förderung von Investitionen und wirkt damit im Sinne einer expansiven Fiskalpolitik. Entsprechend ist es nicht wirklich überraschend, dass sich der US-Arbeitsmarkt weiterhin recht robust zeigt, also keine deutliche Zunahme bei den Arbeitslosenzahlen erkennbar ist.
Die Entscheidung der SNB, die Leitzinsen im September nicht mehr weiter zu erhöhen, kam für viele überraschend.
Am vergangenen Montag wurden nun die Schweizer Teuerungsraten für September veröffentlicht. Mit einer Inflationsrate von 1,7% und einer Kernrate von 1,3% lagen die Werte unter der Zielmarke von 2%. Gerade der Rückgang der Kernrate hat positiv überrascht, liess die Konsensprognose (Bloomberg) doch eine Kernrate von 1,5% erwarten. Die veröffentlichten Daten geben der Schweizer Nationalbank auch für die Sitzung im Dezember ausreichend Spielraum, auf eine nochmalige Zinserhöhung zu verzichten.
Am Finanzmarkt ist aktuell auch keine weitere Leitzinserhöhung eingepreist.
Der allgemein beobachtbare Trend zu tieferen Preissteigerungsraten, das von uns als wahrscheinlich erachtete Ende der Leitzinserhöhungen sowie das Szenario von einem «Softlanding» der US-Wirtschaft sprechen trotz aller Unwägbarkeiten für eine zumindest moderate Übergewichtung der Aktien.
Der Überfall der militanten Hamas-Bewegung auf Gebiete Israels an der Grenze zum Gaza-Streifen führt auch am Anfang dieser Woche weiterhin zu intensiven militärischen Gefechten und zu Hunderten von Opfern.
Die Reaktion an den Finanzmärkten ist am deutlichsten beim Anstieg des Ölpreises sichtbar. Dieser war für die Sorte Brent jüngst von über 94 Dollar pro Fass auf unter 85 Dollar gefallen. Aktuell liegt er aufgrund des Ausbruchs des Kriegs in Israel wieder fast bei 87 Dollar pro Fass.
An den Aktienmärkten bleibt die Reaktion auf die kriegerische Eskalation in Israel moderat. Der SMI verliert am heutigen Montag gegenwärtig rund 0,2%. Der deutsche Aktienindex (DAX) verliert rund 0,6% an Wert. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures ebenfalls Verluste, dies im Bereich von -0,75% (Stand ca. 10.00 Uhr, 09.10.2023, Basel Zeit).