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Marktausblick

Tech-Aktien: Angst vor hohen Bewertungen

CIO Kommentar, Montag, 10. November 2025

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer

Die Berichtssaison für das dritte Quartal hat für US-Aktien insgesamt die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Nachdem die meisten Unternehmen im S&P 500 Index ihre Q3-Ergebnisse veröffentlicht haben, ergibt sich eine durchschnittliche Gewinnüberraschung von 8% über den Gewinnprognosen der Analysten. Diese starke Gewinnentwicklung ist breit über die Branchen abgestützt. Solche Gewinnerwartungen hatten insbesondere die Aktienkurse im US-Tech Sektor nach oben befeuert. In CHF bewertet hat der Nasdaq (Composite) Index seit Anfang Juli knapp 18% zugelegt. Die Bewertungen von US-Aktien sind entsprechend teurer geworden.

Viele US-Technologie Aktien erreichen aussergewöhnlich hohe Bewertungen. Dies führt dazu, dass einige Kommentatoren davon überzeugt sind, dass wir uns derzeit mitten in einer Spekulationsblase beim Thema KI befinden. Man muss aber bedenken, dass es ausserordentlich schwierig ist, eine Blase zu erkennen. Noch viel schwieriger ist es, den Zeitpunkt für deren Platzen vorauszusehen. Die Bewertung von Unternehmen, die Umsatzsteigerungen von 50% pro Jahr und mehr schaffen, ist naturgemäss sehr szenarioabhängig und damit nach oben und unten Fehleranfällig. Trotz berechtigter Skepsis beruhen die Bewertungen auf stark steigenden realen Gewinnen.

Mass halten bei der Exposition in sehr hoch bewertete Titel, ohne komplett auszusteigen, scheint uns daher das Gebot der Stunde. Je nachdem wie man die Produktivitätsgewinne aus der zukünftigen Anwendung der KI beurteilt, kann man auch jetzt zu einer positiven Beurteilung des Kurspotentials von Tech-Akten gelangen. Eine einfache Antwort auf die Frage, ob wir uns derzeit in einer Blase befinden, gibt es also aus unserer Sicht nicht. Wir halten auch aus diesem Grund weiterhin eine neutrale Gewichtung von Aktien in unserer Anlagestrategie.

US-Zölle: China verhandelt erfolgreich

Ende Oktober fand in Seoul, Südkorea, das US-China Gipfeltreffen zwischen D. Trump und X. Jinping statt. Ziel war eine Deeskalation des Handelskonfliktes. Nachdem China Exportkontrollen auf seltene Erden eingeführt hatte, war seitens der USA eine gestiegene Verhandlungsbereitschaft über Einfuhrzölle erkennbar. Seltene Erden sind wichtige Rohstoffe für Technologieprodukte wie Elektromotoren oder Halbleiter. China fördert knapp 80% der Weltproduktion und prozessiert fast 90% des Weltmarktangebotes. Damit hat China eine beinahe Monopolstellung. Aus der Kommunikation beider Verhandlungspartner scheint eine Einigung zustande gekommen zu sein: China verzichtet auf Exportkontrollen bei seltenen Erden und die USA senken die Zölle gegenüber China um 10%. Ausserdem lassen die USA den Export wichtiger Technologiegüter nach China wieder zu.

Finanzmärkte begrüssen Deeskalation mit Erleichterung

Wie hoch die Zölle auf chinesischen Exporten in die USA nun effektiv sind, ist ein verwirrendes Thema. So haben sich die US-Zölle gegenüber China seit dem 2. April alle paar Wochen verändert und lagen auch schon mal bei 100%. Es scheint aber so zu sein, dass der durchschnittliche Zoll auf chinesischen Waren bei rund 16% bis 18% liegen dürfte. Damit liegt er nah am Zolltarif, der auf EU-Exporten in die USA lastet (15%).

In diesen Tagen wird auch das Urteil des Obersten Gerichts der USA erwartet, inwiefern Trumps Verwendung von Notrecht legitim war, um die reziproken Zölle einzuführen. Aber auch ein Entscheid gegen Trump, würde kaum zur Abschaffung der Zölle führen. Eine neue kreative rechtliche Begründung für den Erhalt der US-Zölle ist wahrscheinlicher.
Xi Jinping erscheint vielen Beobachtern als Gewinner dieser Verhandlungen dazustehen. China und die USA haben offenbar tiefe wechselseitige Abhängigkeiten, die es Xi Jinping ermöglichen, die Zölle zu verhandeln. Ob die Einigung so von Dauer sein wird, bleibt weit offen. Die Einigung in Seoul ist offenbar nur auf ein Jahr befristet. Die Finanzmärkte haben aber diese Deeskalation mit Erleichterung begrüsst, nachdem der Streit zur Volatilität beigetragen hatte.

Unsere Anlagetaktik: Oktober erfolgreich

Die Anfang Oktober erfolgten Kursgewinne bei Aktienindizes konnten bis dato (10. November 2025) erhalten werden. Die rasante Preisentwicklung bei Gold scheint gegenwärtig etwas zu pausieren. Der Goldpreis notiert derzeit mit rund 105 700 CHF nicht weit unter dem Allzeithoch von Mitte Oktober. Eine teilweise Mitnahme von Gewinnen auf Gold ist im Sinne von Anlagedisziplin angebracht. Bei Aktien bleiben wir aufgrund ausgeglichener Pro- und Contra-Argumente taktisch neutral gewichtet.

Heutige Marktentwicklung

Die heutige Markteröffnung ist aufgrund neuer Hoffnung auf ein baldiges Ende der US-Haushaltsblockade (Shutdown) positiv. Der bisher längste Shutdown in der US-Geschichte dauert seit dem 1. Oktober an und betrifft viele Bereiche der US-Bundesverwaltung. Ob der im Senat überparteilich unterstütze Vorstoss die Abstimmung in der grossen Kammer (House of Representatives) übersteht bleibt noch ungewiss.

Der Versuch der Demokraten massive Prämienerhöhungen in der Krankenversicherung abzuwenden, scheint mit diesem Kompromiss vorerst gescheitert zu sein. Eine spätere Abstimmung zuzulassen, war die Konzession der Republikaner, welche den Kompromissvorstoss ermöglichte.
Möglicherweise wird das Ende des Shutdowns bloss temporär sein und die Schliessung der US-Bundesverwaltung könnte in wenigen Monaten neu ausgerufen werden.

Der Schweizer Aktienindex (SMI) startet mit einem Plus von 0,6% in die neue Handelswoche. Der deutsche Aktienindex (DAX) eröffnet ca. 1,4% über den Schlusskursen vom Freitag. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls einen deutlich positiven Handelsstart (Stand ca. 10:00 Uhr, 10. November 2025, Basel Zeit).

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