CIO Kommentar, Montag, 11. Januar 2021
Dass aus Worten rasch Taten werden und dass blindwütige Gewalt zu Todesopfern führt, hat Donald Trump mit seiner unsäglichen Rede vom 6. Januar zu verantworten. Die auf allen Sendern live übertragene Volksverhetzung durch den US-Präsidenten und der dadurch aufgewiegelte kriminelle Gewaltausbruch seiner Schergen, werden ein strafrechtliches Nachspiel haben. Donald Trump verliert spätestens am 20. Januar seine präsidentielle Immunität, seine Würde als Staatsmann hat er hingegen am 6. Januar bereits irreparabel verloren.
Ob der Vizepräsident nun Trump absetzen wird, ob alternativ das Absetzungsverfahren der Demokraten erfolgreich ist, wird sich im Lauf der nächsten Tage erweisen. Es ist aber absehbar, dass sich Donald Trump für seine Straftat am Ende vor den demokratischen Institutionen verantworten müssen wird.
Dass die Stichwahlen in Georgia überraschend zu einer Mehrheit der Demokraten im Senat geführt haben, ging unter dem Eindruck des «Autogolpe» Versuchs von Trump fast vergessen. Dieser Umstand erweitert den Gestaltungsspielraum der Exekutive Joe Bidens entscheidend. Die versprochenen Investitionen in Bildung, Infrastruktur und einer Erneuerung der Energieversorgung in Richtung Nachhaltigkeit könnten also realisiert werden. Steuererhöhungen könnten für einen wohl notwendigen stärkeren sozialen Ausgleich sorgen, gegen den Willen vieler Republikaner, die in moderaten Steuererhöhungen bereits strammen Sozialismus und den Verlust der Freiheit sehen.
Die Corona Pandemie ist alles andere als überwunden. Die Impfkampagne ist in einem Zeitrennen gegen die offenbar wesentlich ansteckendere neue Variante des Virus. Im Vereinigten Königreich versucht man das Rennen durch eine rasche Impfung der Bevölkerung zu gewinnen. Für die Schweiz besteht die Sorge, dass das Rennen wegen versäumter ausreichender Vorbestellung des Impfstoffes verloren werden könnte. Trotz weiterhin hoher Fallzahlen, ist die Hoffnung aber berechtigt, dass auf den Rekordeinbruch der Wirtschaft eine starke Erholung im zweiten Halbjahr 2021 folgen wird.
Unsere Bewertungsmodelle ergeben Niveaus, welche während der letzten 10 Jahre nie so teuer waren wie jetzt. Dies selbst dann, wenn man die Modelle dank tiefer Zinsniveaus zu etwas optimistischeren Aussagen kalibriert. Aktienpreise werden aber nicht durch Modelle, sondern durch Angebot und Nachfrage erzeugt. Die Nachfrage nach Aktien bleibt rege und der Start ins Jahr ist an den Aktienmärkten hervorragend gelungen. Vielerorts sind Indizes auf neue Allzeithochs gestiegen. Auch der Schweizer SPI-Index liegt nur noch knapp unter dem Rekordstand vom vergangenen Februar. Gelassenheit war also auch beim jüngsten pandemiebedingten Einbruch der Aktienmärkte die richtige Grundhaltung.
Der Januar ist auch die Zeit vielerlei Prognosen zu den Finanzmärkten. Prognosen zum Stand des SMI in einem Jahr sind aus unserer Sicht kein wirklich sinnvolles Instrument zur Vermögensverwaltung. Sie haben aber dennoch den Vorteil, dass man die derzeitigen Erwartungen damit kompakt ausdrücken kann. Kurz und gut, unsere SMI-Prognose für Ende 2021 setzen wir auf 11 500 Punkte, also ein Plus von aktuell ca. 6.5%. Bekanntlich kommen die Dividendenerträge dann separat noch oben drauf. Übrigens, unsere Prognose aus dem Januar 2020 für den SMI-Stand Ende Jahr 2020 war mit 11 000 Punkten, trotz Pandemie, nicht mal so schlecht. Aktuell liegt der SMI bei knapp 10 800 Punkten.
Schaut man sich nach Möglichkeiten zur Diversifikation um, dann stehen aus unserer Sicht Aktien aus Schwellenländern und Anlagen in Rohstoffen oben auf der Liste. Als eine der wenigen Volkswirtschaften weltweit, ist China auch im vergangenen Jahr 2% gewachsen und die Aussichten sind für dieses Jahr optimistisch. Sollte die Inflation im Laufe des Jahres anziehen, dann bieten Silber, Gold und Rohstoffindices eine attraktive Diversifikationsmöglichkeit.
Ausserdem werden unsere 10 «Jahresfavoriten 2021» aus dem Schweizer Aktienmarkt wie gewohnt Ende Januar lanciert. Die Jahresfavoriten aus dem Jahr 2020 haben sich bisher wacker gehalten und haben deutlich besser als der Gesamtmarkt rentiert.
Der Start ins neue Jahr gelang an den Börsen gut. Heute sind allerdings moderate Verluste zu verzeichnen. Der SMI ist aber praktisch unverändert. Der EuroStoxx 50 verliert etwa 0.5 %. Auch für die USA wird heute mit einer leicht negativen Markteröffnung gerechnet. Der USD notiert etwas stärker und steigt auf fast 0.89 CHF/USD.