CIO Kommentar, Montag, 12. August 2024
Nachdem Joe Biden auf eine erneute Kandidatur für das Präsidentenamt der USA verzichtet und damit den Weg für Kamala Harris freigemacht hat, ist der Ausgang der Wahl wieder völlig offen. Die amtierende Vizepräsidentin wurde zwischenzeitlich mit 99% der Delegiertenstimmen zur neuen Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei gewählt. Bereits vor diesem Entscheid war es ihr gelungen, im Juli innerhalb einer Woche über 200 Millionen US-Dollar an Spendengeldern einzunehmen. Dabei wurde nach Angaben ihres Wahlkampfteams eine sehr hohe Anzahl von Erstspenden registriert. Dies wurde als Indiz dafür gewertet, dass Kamala Harris auf eine breite Unterstützung durch die Basis der Demokraten zählen kann. Die Spendenfreude hat auch Anfang August nicht nachgelassen. In der vergangenen Woche hat sie zudem ihren potenziellen Vizepräsidenten bestimmt. Tim Walz soll ihr als Gouverneur von Minnesota dabei helfen, die umkämpften Swing States für sich zu entscheiden.
Der gute Start in die Kampagne spiegelt sich auch in den aktuellen Umfragewerten. Während Joe Biden zuletzt deutlich in der Wählergunst zurücklag und nach dem Anschlag auf Donald Trump die Wahl für einige Beobachter fast schon zu dessen Gunsten entschieden schien, hat Kamala Harris Boden gutgemacht. Nach den aktuellen Umfragen ist das Rennen um das US-Präsidentenamt wieder völlig offen. In einigen der für die Wahl so wichtigen Swing States liegt sie aktuell vor Donald Trump.
Die US-Fed hat in ihrer Sitzung Ende Juli erneut auf eine Zinssenkung verzichtet. Sie ist damit die einzige bedeutende Notenbank, die an ihren hohen Leitzinsen festhält. Zum Vergleich: Die Schweizerische Nationalbank hat ihre Zinsen 2024 bereits zweimal und die Europäische Zentralbank einmal gesenkt. Die Leitzinsen der Bank of Japan sind trotz der jüngsten Erhöhung eigentlich sehr tief. Zwar hat die restriktive Geldpolitik in den USA die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und private Haushalte – wie auch für den Staat – deutlich verschärft. Bei den Wachstumsraten hat dies aber bislang noch zu keinen deutlichen Bremsspuren geführt. Vielmehr ist der Anstieg des Bruttoinlandsproduktes für das zweite Quartal gemäss der ersten Indikation überraschend gut ausgefallen. Dies hat der US-Notenbank ein Festhalten an ihren hohen Leitzinsen ermöglicht, auch wenn die Inflationsentwicklung zwischenzeitlich eine erste Zinssenkung erlauben würde.
Letztere wird aktuell am Markt fest für den Monat September eingepreist. Für den Zinsschritt spricht erstens, dass die Stimmung in der US-Industrie gemäss dem Einkaufsmanagerindex (ISM) weiter gesunken ist. Zweitens die Tatsache, dass weniger neue Stellen in den USA geschaffen wurden als erwartet. Als Reaktion auf die Zahlen und vor dem Hintergrund der angespannten Lage im Nahen Osten kam es Anfang August zu einer deutlichen Korrektur an den globalen Börsen. Die Renditen von Staatsanleihen gaben nach. Entsprechend wird mit Spannung auf die Veröffentlichung der US-Konsumentenpreise für den Monat Juli gewartet. Sie steht am 14. August 2024 auf der Agenda. Die Prognosen lassen auf einen weiteren leichten Rückgang der Teuerungsrate schliessen.
Die bislang veröffentlichten Unternehmensergebnisse in den USA haben die Erwartungen mehrheitlich übertroffen. Aus den bis Anfang August vorliegenden Daten geht hervor, dass 78% der Unternehmen die Erwartungen in Bezug auf ihre Gewinnentwicklung leicht übertreffen konnten. Aus den Zahlen kann unseres Erachtens nicht auf eine Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds geschlossen werden. Nach der Korrektur an den Aktienmärkten sind die Bewertungen leicht gesunken, dennoch liegen sie speziell in den USA weiter auf einem hohen Niveau.
Generell gilt, dass die Wirtschaftsdaten eine zwar unterdurchschnittliche, aber weiterhin positive Entwicklung der Konjunktur versprechen. Entgegen jüngster Überschriften in verschiedenen Medien sind aktuell keine Anzeichen für eine globale Rezession erkennbar. Nach den Gewinnmitnahmen bei den Aktien im Juni sind wir weiter nahe der strategischen Quote positioniert. Die jüngste Kurskorrektur bietet punktuell Chancen zum Zukauf von Aktien. Die Lage im Nahen Osten hat uns aber bislang von diesem Schritt abgehalten.
Der Schweizer Aktienmarkt hat mit knapp rund 0,4% leicht höher eröffnet. Auch der deutsche Aktienindex (DAX) wird entsprechend höher notiert. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures einen wenig veränderten Handelsbeginn (Stand ca. 9:05 Uhr, 12. August 2024, Basel Zeit).