CIO Kommentar, Montag, 13. Februar 2023
Für 2023 signalisieren die Prognosen dank einer Stabilisierung der Stimmungsindikatoren zwar eine schwache wirtschaftliche Entwicklung, aber keinen Einbruch der globalen Konjunktur.
Die Wahrscheinlichkeit einer milden Rezession bleibt jedoch in einigen Regionen bestehen. So liegen die Einkaufsmanagerindizes meist nahe der kritischen 50-Punkte-Marke und signalisieren eine Stagnation der Wirtschaft. Zudem ist die Stimmung unter den Konsumenten in Europa und der Schweiz auch nach dem zuletzt beobachtbaren Anstieg weiterhin recht tief. Daran können auch die sehr niedrigen Arbeitslosenquoten nichts ändern, die für viele Regionen eine Vollbeschäftigung anzeigen. So liegt beispielsweise die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in der Schweiz bei 1,9%, dem tiefsten Stand seit 2001.
Zudem bewegt sich der KOF Beschäftigungsindikator weiter auf einem sehr hohen Niveau und verspricht für die kommenden Monate für den Schweizer Arbeitsmarkt ein Wachstum der Beschäftigung.
Gleichzeitig ist die Gefahr einer Gasmangellage für diesen Winter gebannt, der Gaspreis am Spotmarkt in den Niederlanden wird aktuell unter 60 Euro je Megawattstunde gehandelt, die Füllstände der Gasspeicher sind im saisonalen Vergleich sehr hoch.
Auch seitens der Inflation zeigt die Entwicklung weiter in die richtige Richtung. In Deutschland ist die Inflationsrate im Januar zwar wieder leicht von 8.6% (im Dezember) auf 8.7% gestiegen. Dies ist aber unter anderem mit Sondereffekten zu erklären. So hat die Übernahme der Abschlagszahlung für Gas- und Fernwärmekunden durch den Staat die Inflationsrate im Dezember stärker gedämpft.
Zudem hat das Statistische Bundesamt den Warenkorb turnusgemäss auf das neue Basisjahr 2020 angepasst. Der leichte Anstieg im Januar war geringer als befürchtet. Der EU-harmonisierte Preisindex für Deutschland hat zudem weiter nachgegeben.
Die heute veröffentlichte Schweizer Teuerungsrate für Januar hat dagegen etwas stärker zugelegt. Sie ist im Jahresvergleich von 2.8% auf 3.3% gestiegen (erwartet: 3.1%). Im Vergleich zum Vormonat stieg sie um 0.6%.
Auch wenn der Wert über der durchschnittlichen Prognose lag, dürfte auch in der Schweiz der Inflationspfad nach unten weisen. Bereits im Verlauf des zweiten Halbjahrs lassen die Vorhersagen eine Schweizer Inflationsrate von unter 2% erwarten.
Nach der schwachen Vorjahresperformance sind die globalen Aktienmärkte mehrheitlich deutlich positiv ins neue Jahr gestartet. Der Risikoappetit der Investoren ist mit wachsender Zuversicht auf eine «weiche Landung» der Konjunktur gestiegen.
Besonders stark war die Erholung bei Aktien der Eurozone sowie der Schwellenländer und speziell des Indexschwergewichts China. Auf globaler Sektorenebene war der Erholungseffekt dort am stärksten, wo im Vorjahr die grössten Verluste verzeichnet wurden, insbesondere bei diskretionären Konsumgütern, Kommunikationsdienstleistern oder IT-Werten.
Im Gegensatz zu den positiven Kursentwicklungen begann die Berichtsaison für die Geschäftszahlen des vierten Quartals 2022 unterdurchschnittlich. Insgesamt wird für das vierte Quartal 2022 mit einem Gewinnrückgang von -5% gegenüber dem Vorjahresquartal gerechnet. Auch die Gewinnerwartungen für die nächsten Quartale befinden sich im Abwärtstrend.
Wir haben die jüngsten Kursanstiege genutzt und Gewinne realisiert. Die Aktienquote wurde im Umfang von 2%-Punkten reduziert. Trotz den Gewinnmitnahmen bleiben wir bei den Aktien aber übergewichtet. Die Aktienquote liegt nach dem Rebalancing je nach Strategie knapp 3% über der strategischen Aktienquote. Den verhaltenen Gewinnaussichten stehen eine Stabilisierung der Inflations- und Konjunkturaussichten sowie faire Bewertungen gegenüber.
Bei den Obligationen bleiben wir untergewichtet. Die US-Notenbank und die EZB haben ihre Leitzinsen weiter erhöht. Seitens SNB wird am 23. März eine weitere Anhebung erwartet. Insgesamt stehen die Chance aber gut, dass Mitte Jahr das Ende der Fahnenstange bei den Leitzinserhöhungen erreicht ist. Inwiefern die an den Obligationenmärkten eingepreisten Leitzinserhöhungen tatsächlich eintreten, hängt stark davon ab, wie sich die Inflationszahlen in den kommenden Monaten entwickeln. Der jüngst sehr stark ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht hat zumindest dafür gesorgt, dass bereits aufkeimende Zinssenkungsphantasien zumindest vorerst wieder einen deutlichen Dämpfer erfahren haben. Die Renditen 10-jähriger Eidgenossen haben sich zuletzt nur wenig verändert, sie liegen um 1,25%.
Der SMI-Index zeigt sich am heutigen Montag etwas stärker. Er ist mit rund 0.4% im Plus. Der deutsche DAX-Index legt etwa 0.3% zu. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures eine kaum veränderte Handelseröffnung (Stand ca. 11:00 Uhr, 13.02.2023, Basel Zeit).
Die regelbasierte Strategie liegt 2023 bei +1.9% (Kurs per Fr. 10.02.2023). Die Performance für 2022 beträgt -12.3%. Die Aktienquote in der regelbasierten Strategie liegt aktuell bei rund 36%.
* Medienmitteilung Bundesamt für Statistik vom 13. Februar 2023