CIO Kommentar, Montag, 13. Dezember 2021
Obwohl Voraussagen zu den Auswirkungen der neuen Omikron-Variante auf den Verlauf der Pandemie unsicher bleiben, dürfte die US-Notenbank die Normalisierung ihrer Geldpolitik dennoch stetig fortsetzten.
Die Reduktion (Tapering) der Anleihen-Käufe wird durch die Fed in den nächsten Monaten voraussichtlich sogar etwas rascher realisiert. Der Zeitpunkt einer ersten Anhebung der USD-Leitzinsen dürfte aber in den September 2022 fallen. Bis zum Herbst des nächsten Jahres müsste der aktuelle Inflationsimpuls bei den Konsumentenpreisen bereits deutlich abgeklungen sein. Dies gilt auch für die nach wie vor häufigen Lieferengpässe in den globalen Lieferketten. Diese verhindern derzeit ein gar noch dynamischeres Wachstum der Wirtschaft.
In der Eurozone hatte die Inflation der Konsumentenpreise im November einen für den Euro rekordhohen Wert von 4.9% erreicht.
Bei einer BIP-Wachstumsprognose von 4.7% für die Eurozone im kommenden Jahr, darf man also für Donnerstag auf die Inflationsprognose der EZB für 2022 gespannt sein. Vermutlich wird diese Prognose nah bei 2% liegen. Sollte sich die Inflation auf diesem Niveau für einige Zeit halten, wäre erstmals das geldpolitische Inflationsziel erreicht. Somit könnte und müsste die EZB im 2023 wohl eine Zinswende einleiten. Diese Aussicht auf ein Zinswende ist aber insgesamt noch recht vage und unsicher. Sie bleibt massgeblich von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im kommenden Jahr abhängig. Ein deutliches Abklingen der Inflation bleibt in den nächsten 2 Quartalen aber wahrscheinlich.
Diese Woche werden neben Fed und EZB auch die Schweizerische Nationalbank (Donnerstag), die Bank of England (Donnerstag) und die Bank of Japan (Freitag) ihre geldpolitischen Entscheide kommunizieren.
All diese geldpolitischen Mitteilungen werden es erlauben, die Perspektive der Zentralbanken auf die gegenwärtigen Herausforderungen in der Wirtschaft auszuwerten.
Insgesamt ergibt sich aus den gegenwärtigen Erwartungen weiterhin das Bild, dass die Zentralbanken den Inflationsanstieg nicht als Grund für eine rasche Anpassung des Zinsniveaus betrachten.
In der Schweiz hat der Bundesrat neue Massnahmenpakete zur Brechung der aktuellen pandemischen Welle vorgestellt. Weitere Verschärfungen für die Schweiz könnten bis Ende dieser Woche beschlossen werden.
Die Impfkampagnen und insbesondere die dritte Booster-Impfung sowie die Impfungen für Kinder gewinnen in Europa an Fahrt. Aber auch die Omikron-Variante verbreitet sich derweil rasch.
Wie sich diese Trends in der Summe auswirken werden, ist gegenwärtig für die Finanzmärkte eine Quelle der Unsicherheit.
Trotz all dieser Unwägbarkeiten haben die Aktienindices teilweise neue Allzeit-Höchststände erreicht. Für die Finanzmärkte war die Omikron-Variante somit bisher kein disruptiver neuer Faktor. Es ist aber verfrüht auszuschliessen, dass sich die pandemische Lage über die Feiertage nochmals eintrüben könnte.
Auch diese Woche beginnt an den Finanzmärkten freundlich. Der SMI gewinnt nur ganz marginal, der DAX steigt aktuell um etwa 0.9 %.
Für die US-Aktienindices wird heute eine freundliche aber wenig veränderte Eröffnung erwartet (Stand ca. 14:30, 13.12.2021, Basel Zeit).