CIO Kommentar, Montag, 16. November 2020
Am Ende ist das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl eindeutiger ausgefallen, als von vielen zuvor erwartet. Joe Biden hat in Bezug auf die Wahlmänner deutlich die Nase vorne, auch wenn in dem einen oder anderen Bundesstaat (z. B. Georgia) der Unterschied sowohl im Hinblick auf die absolute Zahl der Stimmen wie auch in Bezug auf die relative Mehrheit äusserst knapp war. Joe Biden konnte aber nicht nur die deutliche Mehrheit der Wahlmänner und -frauen auf sich vereinen, er liegt auch in Bezug auf die Gesamtzahl der in den USA abgegebenen Stimmen deutlich vor Donald Trump (obwohl auch dieser im Vergleich zu früheren Präsidentschaftskandidaten sehr viele Stimmen auf sich vereinen konnte). Das juristische Geplänkel der Republikaner und des amtierenden US-Präsidenten kann die Stabsübergabe im Weissen Haus zwar erschweren, aber nicht verhindern.
Dennoch dürften die Demokraten den Wahlsieg in den USA mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten. Lachend, weil Trump das Oval Office verlassen muss. Weinend, weil sie es nicht geschafft haben, auch die Mehrheit im Senat und damit in beiden Kammern des Parlaments zu erringen. Dies wäre aber die Voraussetzung dafür, dass Joe Biden zumindest für die kommenden beiden Jahre durchregieren könnte, also nicht auf die Unterstützung bzw. Duldung durch die Republikaner angewiesen wäre. Generell besteht in diesem Zusammenhang aber noch ein Funken Hoffnung. In Georgia ist nämlich nicht nur die Wahl um das Präsidentenamt äusserst knapp ausgegangen, vielmehr gilt es dort im Januar noch zwei Senatorenposten in einer Stichwahl neu zu vergeben. Aktuell können die Demokraten 48 Sitze (von 100) auf sich vereinen, die Republikaner 50 Sitze. Gelingt es den Demokraten Georgia zu gewinnen, entstünde eine Patt-Situation, bei der der neuen Vize-Präsidentin der USA, Kamala Harris, bei Entscheidungen der Stichentscheid zufallen würde.
Somit bleibt es auch nach der US-Präsidentschaftswahl weiter spannend und es ist noch völlig offen, in welchem Umfang Joe Biden politische Akzente setzen und Entscheidungen der Ära Trump rückgängig machen kann. Dies ist auch für die Finanzmärkte durchaus relevant. Während nämlich den Demokraten ein Hilfsprogramm von über 2 000 Milliarden US-Dollar vorschwebt, wären die Republikaner bislang nur bereit eines von rund 500 Milliarden US-Dollar zu unterstützen.
Generell ist für die Finanzmärkte wichtig: Der Krimi um die Präsidentschaft ist entschieden und es zeichnet sich eine friedliche - wenn auch nicht ganz reibungslose - Machtübernahme durch den neuen Präsidenten ab. Die mit der Wahl in Verbindung gebrachten Unsicherheiten sind damit faktisch verschwunden, was als gute Nachricht für alle Investoren zu werten ist.Auch bei der Covid-19-Pandemie gab es mit der Meldung von Pfizer und BioNTech zum geplanten Impfstoff Positives zu berichten. Es gibt damit Grund zur Hoffnung, dass dem Corona-Virus der Schrecken genommen werden kann. In den vor uns stehenden Wintermonaten ist aber noch nicht mit einer nachhaltigen Entspannung an der Covid-19-Front zu rechnen. Die Fallzahlen steigen in einigen Ländern - wie z. B. in den USA - weiter deutlich an. Es ist hier also noch zu früh, Entwarnung zu geben.
Auch politische Unsicherheiten bleiben vorderhand bestehen. So steht allem Anschein nach einem harten Brexit vor der Tür und der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist auch mit einem Präsident Biden nicht gelöst. Dies und die aktuell hohen Bewertungen sprechen trotz aller Hoffnungen gegen eine aktive Übergewichtung der Aktien. Wir sind daher nach wie vor nahe der strategischen Quote und innerhalb unserer Aktienanlagen etwas defensiver investiert. Schweizer Aktien sind in den Portfolios nach wie vor übergewichtet, zu Lasten von Aktien USA und Aktien Europa. Zudem sind wir in Anlagethemen aus den Bereichen Technologie, Demographie und Healthcare investiert. Bei den Schweizer Obligationen bleiben wir deutlich untergewichtet. Dies ist mit den negativen Renditen zu erklären, die ein Grossteil der Schweizer Obligationen aufweist. Die Renditen 10-jährige Schweizer Staatsanleihen liegen aktuell bei -0,5 %.
Unsere Positionierung in der Anlagestrategie
Wir haben unserer Aktienquote nahe der strategischen Quote bestätigt. Bei den Edelmetallen sind wir aktuell übergewichtet und haben zusätzlich zum Gold auch Silber allokiert.
Heutige Marktentwicklung
Nachdem die Aktienmärkte im bisherigen Monatsverlauf bereits sehr stark zulegen konnten, weisen die Aktienkurse in Europa auch heute mehrheitlich positive Vorzeichen auf. Die US-Future werden ebenfalls im Plus notiert. Die Vorgaben aus Asien sind erfreulich. Das am Wochenende verkündete asiatisch-pazifische Freihandelsabkommen hat für gute Stimmung gesorgt. Im Gegensatz zu den anderen europäischen Märkten präsentiert sich der SMI kaum verändert.
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.