CIO Kommentar, Montag, 17. Oktober 2022
Nachdem letzte Woche die Hoffnung auf einen Rückgang der US-Inflation enttäuscht wurde, rechnet man mit weiteren entschiedenen Zinsschritten durch die Fed, EZB und dann im Dezember auch durch die SNB.
Obwohl die US-Gesamtinflation für September leicht gefallen ist (von 8.3% für August auf 8.2% für September), stieg die Kernrate nochmals von 6.3% auf 6.6% deutlich an.
Die Aktienmärkte haben am 13. Oktober zuerst sehr negativ auf den Anstieg der US-Kerninflation reagiert. Sie haben bis zum Handelsschluss jedoch überraschend gedreht, um am Ende mit deutlichen Gewinnen zu schliessen. Offenbar haben einige Investorinnen und Investoren den Ausverkauf an den Börsen als übertrieben eingeschätzt. Dieser Einschätzung schliessen wir uns an und haben vor etwa einer Woche die Aktienquote in unserer Anlagestrategie taktisch um etwa 2% erhöht.
Es bleibt uns dabei bewusst, dass nach wie vor viele Faktoren einen negativen Einfluss auf die Kursentwicklung ausüben. Insbesondere hat auch die neue britische Premierministerin Liz Truss mit der Ankündigung von Steuersenkungen für noch mehr Volatilität an den Finanzmärkten gesorgt. Bereits wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt, hängt die politische Zukunft der Premierministerin am seidenen Faden. Trussonomics wird wohl als negativ Lehrstück in die Wirtschaftsgeschichte eingehen. Welche verheerenden Folgen unreflektierte Kommunikation und eine kolossale Fehleinschätzung des verfügbaren fiskalpolitischen Spielraums haben können, zeigt der Fall exemplarisch.
Viele Negativmeldungen sind aus unserer Sicht inzwischen in den Aktienkursen eingepreist. Natürlich ist uns bewusst, dass es kaum möglich ist, beim Wiedereinstieg in die Märkte den optimalen Zeitpunkt zu wählen.
Mit einem Zeithorizont von sechs bis zwölf Monaten im Blick, sehen wir aber mit einer gewissen Zuversicht der weiteren Kursentwicklung entgegen.
Dennoch wird der kommende Zinsentscheid der Fed am 2. November um voraussichtlich +0.75% mit einem erwarteten Leitzinssatz von 4% erneut Druck auf die Aktienmärkte ausüben.
Auch die EZB (am 27. Oktober) wird den Leitzinssatz um mindestens 0.5% auf 1.75% anheben. Schliesslich dürfte auch die SNB am 15. Dezember die Zinsen von 0.5% auf etwa 1% erneut anheben.
Die nächsten Monate könnten nun schwächere Aktivitätsindikatoren für die Konjunktur bringen. Dadurch reduziert sich der Druck auf die Zentralbanken etwas, weil die Leitzinserhöhungen ihre dämpfende Wirkung wie erhofft entfalten. Die letzten Wochen waren durch mehr und mehr negative Erwartungen für die weitere Konjunkturentwicklung geprägt. Viele Beobachter haben die Wachstumsprognosen für wichtige Volkswirtschaften gesenkt. Eine tiefe globale Rezession ist aber aus heutiger Sicht wenig wahrscheinlich. Eine spürbare Dämpfung der globalen Konjunktur, die sich auch an den Arbeitsmärkten manifestiert, scheint die einzige bittere Medizin zu sein, die wirksam genug ist, um die grassierende Inflation wirksam einzudämmen.
Der SMI-Index eröffnet heute freundlich und steigt um etwa 1%. Auch der deutsche DAX-Index gewinnt gegenwärtig etwa 1%.
Für die US-Aktienbörsen wird heute, nach den deutlichen Verlusten vom Freitag, ebenfalls eine positive Eröffnung erwartet (Stand ca. 13:30 Uhr, 17.10.2022, Basel Zeit).