CIO Kommentar, Montag, 19. Juli 2021
In England werden heute fast alle pandemiebedingten Einschränkungen aufgehoben. Ob der heutige Tag, der als «freedom day» bezeichnet wird, tatsächlich die erhoffte nachhaltige Überwindung der Pandemie bringen wird, bleibt aber offen. Dass Premier Boris Johnson selbst bis zum 26. Juli in Quarantäne muss, weil seine Covid-App einen Kontakt zu einer infizierten Person angezeigt hat, trägt zur Dämpfung der Stimmung bei.
Derzeit bleibt noch unklar, ob der Anstieg der Infektionen in England zu einem starken Anstieg der Hospitalisierungen führen wird. Offenbar können auch vollständig geimpfte erneut erkranken, wobei der Verlauf der Krankheit in der Regel milde verläuft. Es zeichnet sich aber ab, dass die Impfkampagnen, selbst in Ländern wo sie breite Akzeptanz fanden, keine uneingeschränkte Überwindung der Pandemie ermöglichen. Inwiefern auch die Wirtschaft noch unter dieser neuen Phase der Pandemie leiden wird, ist Gegenstand der heutigen Betrachtungen an den Finanzmärkten. Der Stimmung an den Börsen ist die neue Problematik auf jeden Fall nicht zuträglich.
Die Inflation der Konsumentenpreise ist in den USA im Juni im Vergleich zum Vorjahr auf 5.4% etwas weiter angestiegen. Aus Sicht des Notenbank Chefs Jerome Powell handelt es sich nach wie vor um vorübergehende Effekte. Faktisch ist diese Auslenkung der Inflation ein weiterer Grund dafür, dass die Euphorie an den Börsen etwas abebbt.
Viele Unternehmen berichten in diesen Tagen ihre Ergebnisse für das zweite Quartal. Sie müssen sehr gute Zahlen liefern, wenn sie die hohen Erwartungen der Analysten erfüllen möchten. Dies schafft natürlich ein Potenzial für Enttäuschungen. Insgesamt bleibt der konjunkturelle Ausblick aber auf hohem Niveau robust. Nach zweistelligen Kursgewinnen bei Aktien seit Anfang Jahr (SPI Index +16% YTD 2021) wird die Luft nun jedoch deutlich dünner.
Die Aktienmärkte eröffnen heute in Europa mit deutlichen Verlusten. Der SMI verliert aktuell etwa 1% und europäische Aktienindices gar etwa 2%. Für die US-Aktienindices wird heute Nachmittag ebenfalls eine deutlich negative Eröffnung erwartet.
Aufgrund unserer Einschätzung, dass die Konjunkturerwartungen ihren Zenit durchlaufen haben könnten und aufgrund gestiegener Bewertungen für Aktien, haben wir unsere bisherige kräftige taktische Übergewichtung bei Aktien reduziert. In unseren Anlagelösungen und Vermögensverwaltungsmandaten haben wir die entsprechenden Anpassungen anfangs der zweiten Juli Woche bereits vollzogen.
Anlegern, die ihre Portfolios selbst bewirtschaften, raten wir weiterhin, jetzt moderate Gewinnmitnahmen vorzunehmen. Ihre Kundeberaterin oder ihr Kundenberater kann Sie dabei gerne mit weiteren Informationen und konkreten Empfehlungen unterstützen. (Stand ca. 11:45, 19.7.2021 Basel Zeit).