CIO Kommentar, Montag, 21. Dezember 2020
Hat zu Beginn des Jahres jemand gefragt, was im Jahr 2020 wichtig werden kann, so waren es unter anderem folgende Themen, die im Fokus standen (vgl. Chancen Magazin vom Januar 2020):
Die Herausforderung, welcher wir uns 2020 aber tatsächlich gegenübersahen, hatte wohl kaum jemand auf dem Radar. Die Covid-19-Pandemie hat uns faktisch überrollt und selbst nach den ersten Anzeichen aus China im Januar mit dem Lockdown in Wuhan hatten nur die wenigsten damit gerechnet, wie dramatisch sich das Coronavirus auf unseren Alltag, auf die Arbeitswelt und auf die Finanzmärkte auswirken würde.
Die drastischen Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie haben dazu geführt, dass die Weltwirtschaft in eine seit dem zweiten Weltkrieg so nicht mehr gekannte Krise geraten ist. Und es gab im März nicht wenige, die für viele Unternehmen und damit auch für viele Arbeitsplätze schwarzgesehen haben. Umso erstaunlicher - und auch erfreulicher - ist die Lage heute. Natürlich bleiben uns die Herausforderungen rund um Covid-19 erhalten und es gibt viele Menschen, die sehr negativ von der Krise betroffen wurden. Die negativen Szenarien haben sich aber glücklicherweise nicht bewahrheitet und speziell die Schweizer Wirtschaft kam nach aktuellem Kenntnisstand mit einem blauen Auge davon. Dies zeigt der Blick auf die Arbeitslosenzahlen (Kurzarbeit sei Dank), dies zeigt aber auch der Blick auf die jüngsten Konjunkturprognosen von SECO und KOF, die beide einen Wirtschaftseinbruch von weniger als 5 % für das Jahr 2020 vorhersagen. Und auch der Blick auf die Finanzmärkte lässt viele staunen, haben doch viele Aktienbörsen ihre zwischenzeitlichen Verluste stark begrenzt, wettgemacht oder sogar neue Höchststände markiert. Ausschlaggebend dafür waren die äusserst expansive Geld- und Fiskalpolitik, also die Sicherstellung rekordtiefer Zinsen durch die Notenbanken und die Bereitstellung teils enormer Hilfsprogramme durch viele Staaten. Und nicht zuletzt hat die rasche Verfügbarkeit von Impfstoffen im November zu einem Anstieg der Aktienkurse geführt. Was in normalen Zeiten Jahre dauert, wurde in diesem Jahr in weniger als zwölf Monaten erreicht: Die Entwicklung und die Zulassung eines Impfstoffs gegen eine Viruserkrankung.
Dieses rasche, pragmatische und konzertierte Handeln vieler Akteure macht Hoffnung, dass auch andere Herausforderungen, welcher sich die Menschheit gegenübersieht, aktiv angegangen und bewältigt werden können. Die Themen, die wir Anfang 2020 für die kommenden Jahre als relevant erachtet haben, bleiben uns erhalten. Dies gilt nicht zuletzt für das Thema Nachhaltigkeit und den Klimawandel. Hier gibt es viel zu tun. Auch wenn man aktuell den Eindruck gewinnen kann, dass die gesteckten Ziele nur schwer erreichbar sind, gibt es auch Grund zur Hoffnung. So hat die USA mit der Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten einen wichtigen Schritt getan, um die Chancen für das Erreichen der globalen Klimaziele offen zu halten. Und in der Finanzindustrie zeichnet sich mit dem Trend zu nachhaltigen Anlagen ein Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung der Problematik ab.
Für die konjunkturelle Entwicklung im Jahr 2021 sind wir optimistisch gestimmt. Geld- und Fiskalpolitik dürften gemeinsam mit einer breiteren Verfügbarkeit von Impfstoffen ein gute Grundlage für die Wirtschaft und die Finanzmärkte bilden. Aktien bleiben somit weiterhin ein wichtiger Baustein in den Portfolios.
Heutige Marktentwicklung und Anlagestrategie:
Die neue Coronavirus-Mutation aus Grossbritannien und die eiligen Massnahmen, die zu deren Eindämmung ergriffen werden, lassen die europäischen Aktienmärkte einbrechen. Der SMI liegt derzeit über 1.5 % im Minus, der EuroStoxx 50 verliert etwa 3 %. Auch für die USA wird mit einer negativen Markteröffnung gerechnet, die Futures-Preise für den S&P 500 Index zeigen Verluste um 1.5 %. Der Durchbruch bei den Verhandlungen im Kongress über das Hilfspaket in Höhe von 900 Mia. USD wird auch hier von eskalierenden Infektionszahlen überschattet.