CIO Kommentar, Montag, 24. April 2023
Für 2023 signalisieren die verfügbaren Daten und Stimmungsindikatoren eine vergleichsweise schwache aber positive Entwicklung der globalen Konjunktur. Die durchschnittlichen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wurden seit Anfang des Jahres schrittweise für einige Länder und Regionen angehoben.
So wird für die USA neu von einem Anstieg des BIP in 2023 um gut 1% ausgegangen (Anfang 2023 nur von 0,3%), wobei die Prognosen besonders für das dritte Quartal nochmals ein Dämpfer für das BIP erwartet lassen.
Für die Eurozone wird zwischenzeitlich ein Wachstum von über 0,5% (Anfang 2023: -0,1%) erwartet. An der Prognose für die Schweizer Wirtschaft hat sich dagegen nichts verändert. Der Konsens rechnet nach wie vor mit einem Plus von 0,6%.
Die Stimmungsindikatoren haben sich zuletzt unterschiedlich entwickelt. So haben Indikatoren für die Industrie oftmals weiter nachgegeben und deuten teilweise auf eine Stagnation beziehungsweise eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung hin.
Eine Ausnahme bildet der deutsche ifo-Index, der heute Morgen publiziert wurde und erneut zulegen konnte. Im Dienstleistungsbereich ist es dagegen meist zu einer weiteren Erholung gekommen, so dass sich die Indikatoren teils etwas deutlicher im expansiven Bereich bewegen. Somit ist bei den Wirtschaftsdaten aktuell keine eindeutige Richtung erkennbar.
«Per Saldo wird aber mit einer leicht positiven Entwicklung der Konjunktur gerechnet.»Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
Unterstützend wirkt in diesem Zusammenhang sicherlich die nach wie vor deutlich entspannte Lage auf dem Gasmarkt. Auch wenn der nächste Winter und die damit zusammenhängenden Unsicherheiten erst noch bevorstehen, wird der Gasfüllstand in Deutschland aktuell mit 65% angegeben und der Gaspreis am niederländischen Markt notiert nahe der Marke von 40 EUR/MWh (Ende August 2022 rund 340 EUR).
Positiv wirkt auch die Tatsache, dass die breiten Inflationsraten im März etwas stärker nachgegeben haben. In der Eurozone sind auch die Steigerungsraten der Produzentenpreise zuletzt kräftiger als erwartet gesunken. Für Deutschland beträgt der Anstieg der Produzentenpreise im Vergleich zum Vorjahr zwar noch 7,5% (im Hoch im August 2022 waren es über 45%), im Vergleich zum Vormonat ist aber ein Rückgang um 2,6% zu verzeichnen.
Die Geldpolitik ist dennoch weiter restriktiv. Die Zentralbanken in den USA, der Eurozone und der Schweiz haben ihre Leitzinsen zuletzt erneut erhöht und am Markt wird für die kommenden Monate noch der eine oder andere Zinsschritt eingepreist.
Im Gegensatz zu EZB und SNB sind aber seitens der US-Notenbank in der zweiten Jahreshälfte bereits erste Leitzinssenkungen denkbar. Es hängt alles davon ab, wie sich die makroökonomischen Daten – speziell die Daten zur Inflation und zum Arbeitsmarkt – weiterentwickeln.
Die Hoffnung auf ein Ende der Leitzinserhöhungen ist sicherlich ein Grund für die zuletzt wieder positive Entwicklung an den Aktienmärkten. Aber auch das negative Momentum der Gewinnerwartungen für die nächsten Quartale am US-Aktienmarkt hat zuletzt abgenommen.
Nach einem Rückgang in der ersten Jahreshälfte wird im zweiten Halbjahr mit wieder steigenden Gewinnen gerechnet. Die Bewertungen befinden sich in Relation zum Zinsumfeld auf fairem Niveau. Die langfristigen Inflationserwartungen sind weiterhin stabil.
Wir halten in unserer taktischen Positionierung nach wie vor an unserer leichten Übergewichtung bei Aktien fest.
Der SMI-Index zeigt sich am heutigen Montag kaum verändert. Auch der deutsche DAX-Index zeigt sich praktisch unverändert. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures eine leicht schwächere Handelseröffnung (Stand 10.15 Uhr, 24.4.2023, Basel Zeit).