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Marktausblick

Konsumentenstimmung in der Eurozone weiter aufwärts

CIO Kommentar, Montag, 24. Juli 2023

Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
Trotz einer sehr verhaltenen globalen Konjunkturdynamik hat die Konsumentenstimmung in der Eurozone zuletzt weiter zugelegt. Auch wenn der Indexstand nach wie vor unter dem längerfristigen Durchschnitt liegt, ist das ein ermutigendes Signal für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Hilfreich sind in diesem Zusammenhang sicherlich folgende drei Faktoren:

  • Die Arbeitslosenquote liegt in der Eurozone auf einem Tief. Sie wird aktuell mit 6,5% angegeben.
  • Bei den Inflationsraten zeigt die Richtung weiter nach unten. Dies gilt auch für Deutschland, obwohl die Teuerungsrate dort in Folge von Sondereffekten aus dem Vorjahr (9 Euro Ticket, Tankrabatt) im Juni entgegen dem allgemeinen Trend wieder angestiegen ist. Die für Juni veröffentlichten Produzentenpreise geben aber auch hier die Richtung vor. Sie legten zuletzt um 0,1% (YoY) zu, nachdem sie im August 2022 noch ein Plus von 45,8% aufgewiesen haben.
  • Und auch beim Gas zeigt sich die Lage aktuell recht entspannt. Der in den Niederlanden notierte Gaskontrakt für den kommenden Tag wird unter 30 Euro je MWh gehandelt und die Speicherstände in Europa liegen auf einem saisonal sehr hohen Niveau. In Deutschland wird der Füllstand mit etwas über 85% angegeben, vor einem Jahr lag er zur selben Zeit nur bei gut 65%. Damit scheinen die Voraussetzungen gegeben, dass Europa recht gut durch den kommenden Winter kommen kann. Unwägbarkeiten wie ein überdurchschnittlich strenger Winter oder ein zu hoher Verbrauch seitens Unternehmen und privaten Haushalten bleiben jedoch bestehen. Entsprechend liegt der Terminkontrakt für Februar 24 aktuell auch bei rund 53 Euro je MWh, preist also entsprechende Unsicherheiten ein.

Notenbanken im Fokus

Die Akteure auf den Finanzmärkten blicken diese Woche wieder einmal mit Spannung auf die Notenbanken. Am Mittwoch steht der Zinsentscheid des US-Fed auf der Agenda. Es wird allgemein erwartet, dass die Verantwortlichen die US-Leitzinsen noch einmal um 25 Basispunkte anheben. Ist dies der Fall, dann sind für die kommenden Monate keine weiteren Erhöhungen seitens der US-Notenbank am Markt mehr eingepreist. Die Wahrscheinlichkeit wäre – insbesondere auch nach den für Juni vermeldeten Inflationsraten – somit recht hoch, dass das Ende der Fahnenstange im laufenden Zinserhöhungszyklus der USA erreicht ist.

Seitens der EZB werden dagegen noch zwei Zinsschritte von je 25 Basispunkten in den kommenden Monaten am Markt erwartet. Zum einen hat die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen bislang nicht in gleichem Umfang wie das Fed erhöht, zum anderen zeigt sich die Kernrate in der Eurozone (Inflationsrate ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) sehr resistent und liegt mit 5,5% auf einem anhaltend hohen Niveau – und deutlich über dem Leitzins. Es ist deshalb durchaus möglich, dass auch die Europäische Zentralbank am kommenden Donnerstag eine weitere Zinserhöhung verkündet.

Seitens SNB steht dagegen der nächste Zinsentscheid erst im September an. Von der Schweizer Notenbank wird noch maximal eine Zinserhöhung erwartet, was einem Leitzins von 2% entsprechen würde.

Anlagestrategie: Aktien bleiben übergewichtet

Nachdem wir Anfang Juli bei Technologieaktien etwas Gewinne realisiert, also unsere Position im NASDAQ 100 verringert haben, bleiben wir insgesamt bei den Aktien übergewichtet. An unserer grundlegenden Einschätzung zu den Entwicklungen an den Finanzmärkten halten wir fest. Die zwischenzeitlich weiter gestiegenen Bewertungen mahnen allerdings zur Vorsicht.

Andererseits hat sich am Ausblick für die Konjunktur nichts verändert. Die verfügbaren Daten signalisieren zwar eine schwache Wirtschaftsentwicklung, aber keine ausgeprägte Rezession. Die weiter nachlassende Zins- und Inflationsdynamik sowie das aus unserer Sicht absehbare Ende der Leitzinserhöhungen sprechen weiterhin für Aktien. Wir sind übergewichtet.

Heutige Marktentwicklung

Die Wahlen in Spanien haben keine nennenswerten Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Obwohl die konservative Partei die Mehrheit der Stimmen errungen hat, droht eine Patt-Situation. Weder die konservative Volkspartei (zusammen mit den Rechtspopulisten von Vox) noch das Wahlbündnis der Sozialisten können nach dem vorliegenden Ergebnis die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen. Entsprechend scheint eine erneute Wahl in Spanien nicht ausgeschlossen.

Der SMI-Index zeigt sich zum heutigen Börsenstart kaum verändert. Der deutsche Aktienindex (DAX) wird nur leicht tiefer gehandelt. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures Indizes ebenfalls eine nur wenig veränderte Handelseröffnung (Stand 09.15 Uhr, 24.07.2023, Basel Zeit).

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