CIO Kommentar, Montag, 25. Januar 2021
In den USA, in Europa und in vielen anderen Ländern der Welt haben die Impfkampagnen begonnen und gewinnen langsam an Fahrt. Gegenwärtig ist die Verfügbarkeit des Impfstoffes nicht für alle Länder gleich. Dies spielt eine zentrale Rolle für den erwarteten Zeitrahmen der jeweiligen nationalen Kampagnen und den Wirtschaftsausblick. Das Risiko, dass mutierte Varianten des Virus für einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen sorgen könnten oder dass neue Mutationen eine Anpassung der Impfstoffe erfordern könnten, bleibt real. Dennoch überwiegt gegenwärtig die Zuversicht, dass die wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt gewinnt. Dieser Ausblick stellt gegenwärtig den Konsens der Finanzmärkte dar und wir schliessen uns im Wesentlichen diesem Ausblick an. Die Aktienmärkte profitieren von dieser Zuversicht und sind mit ansprechenden Renditen ins neue Jahr gestartet. Die Machtübergabe in den USA ist erfolgt und ein Beschluss zu einem umfangreichen Hilfspaket wird erwartet. Als Teil der umfassenden Pandemie Strategie stellt dies eine erste politische Bewährungsprobe für Joe Biden dar. Die sieben Zielsetzungen der Pandemie Strategie der neuen US-Administration sind hier einsehbar.
Die USA möchten also schon in den nächsten Monaten wieder die weltweite Führung im Kampf gegen COVID übernehmen. Ein ehrgeiziges Ziel, wenn man bedenkt, wie vergleichsweise gleichgültig die Trump Administration die Krise konfrontiert hatte. Auch in Schweiz hat die Impfkampagne begonnen und es wurden gemäss BAG Bericht per 21. Januar 169 783 Impfdosen geimpft. Bei einer Bevölkerung von etwa 8.6 Millionen Menschen müssten also 17.2 Millionen Impfdosen geimpft werden, um alle Bewohner der Schweiz zu impfen. Tatsächlich dürfte zur Erreichung der sogenannten Herdenimmunität die Impfung von etwa 70% der Bevölkerung ausreichend sein. Das bedeutet, dass ungefähr 70% von 17.2 Millionen = 12 Millionen Impfdosen verabreicht werden müssen. Um die Kampagne bis Ende Juni zu vollenden bleiben 23 Wochen Zeit. D.h. es müssten etwa 500 000 Impfdosen pro Woche schweizweit geimpft werden. Die Effektivität der Schweizer Impfkampagne muss also um einen Faktor 10 beschleunigt werden, wenn man die ersten drei Wochen des Jahres als Leistungs-Massstab wählt. Diese Betrachtung führt zu etwas optimistischeren Schlüssen, wenn man bedenkt, dass zuerst die Risikogruppen, welche ca. 20% der Bevölkerung ausmachen, geimpft werden.
Ob der Impfstoff dafür schon verfügbar ist oder es noch rechtzeitig wird, konnte ich aus den offiziellen Informationen beim BAG nicht ermitteln. Somit bleibt das Risiko einer dritten Welle, durch eine wesentlich leichter übertragbareren Virus Variante, eine Bedrohung für die Schweiz. Das zermürbende «Stop and Go Regime» könnte sich noch für Monate verlängern. Im internationalen Vergleich des Impffortschrittes liegen die EU und die Schweiz gegenwärtig nicht auf den vorderen Plätzen.
Nach sorgfältiger Diskussion der Risiken, haben wir uns dennoch dazu entschlossen, die Aktienquote in unseren Anlagestrategien taktisch zu erhöhen. Die gesamte Aktienquote liegt nach den Anpassungen, insbesondere aufgrund der Allokation der Satelliten in Technologie, Demographie und HealthCare, neu etwa 3 % über der neutralen Quote des Benchmarks.
Zudem werden die Obligationen im Bereich der Emerging Markets Local Currency um 2 % erhöht. Für die Anlageklasse sprechen derzeit das sinkende Zinsdifferential zu den Industrieländern, ein schwächerer USD, steilere Zinskurven und eine Belebung des internationalen Handels. Die Erhöhung geht zu Lasten von US-Dollar Obligationen und bisher taktisch gehaltener Liquidität.