CIO Kommentar, Montag, 25. Oktober 2021
Die grossen globalen Aktienindices hatten im September etwa 5% bis 7% von ihren Rekordständen nach unten korrigiert. Inzwischen hat der US Markt (S&P 500) im Oktober wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Auch der Schweizer SPI-Index liegt nur noch knapp 3% unter seinem Höchststand von gut 16'000 Punkten. Trotz der anhaltenden Diskussion um die aktuell deutlich gestiegenen Energiepreise und den Schwierigkeiten die Lieferketten der anziehenden Nachfrage wieder anzupassen, bleibt der konjunkturelle Ausblick sehr robust. Die geldpolitischen Rahmenbedingungen bleiben weiterhin locker und mit baldigen Leitzinserhöhungen ist kaum zu rechnen. Allein die Britische Zentralbank könnte hier ausscheren und demnächst eine Leitzinsanpassung vornehmen, aber auch zu dieser Frage sind die Experteneinschätzungen derzeit divergent. Auch die pandemische Situation hat zurzeit keine ausschlaggebende Rolle an den Finanzmärkten.
Am Sonntag 31. Oktober, beginnt die UN-Klimakonferenz in Glasgow. Nach den freiwilligen und wenig einforderbaren Zielen und Absichtserklärungen am Pariser Klimagipfel 2015 zum 1.5 Grad Klimaziel, erhofft sich die UN in Glasgow konkretere, verbindlichere und ehrgeizigere Ziele für die Reduktion der Treibhausemissionen über die nächsten Jahrzehnte. Tatsächlich reichen die am Pariser Klimagipfel von den einzelnen Ländern formulierten Reduktionsziele bei weitem nicht aus, um den fortschreitenden Klimawandel auf 2 Grad zu begrenzen, geschweige denn die sich schon abzeichnende Erwärmung auf 1.5 Grad noch zu stoppen.
Gerade von den Ländern mit den grössten Treibhausgas Emissionen: China, USA, Indien, Russland und Japan erhofft man sich verbindliche Pläne zur Dekarbonisierung ihrer Energieversorgung. Dabei emittierte, gemäss Zahlen von British Petroleum (BP) für das Jahr 2020, China etwa 10.2 Gigatonnen CO2 und die USA 4.6 Gigatonnen. Zum Vergleich: aus der gleichen Statistik geht hervor, dass Deutschland 2020 etwa 0.6 Gigatonnen und die Schweiz 0.03 Gigatonnen an CO2 emittierte.
Aus einem aktuellen Bericht von Bloomberg geht hervor, dass ein einzelner grosser chinesischer Energiekonzern (China Petroleum & Chemical Corporation) mit ca. 0.9 Gigatonnen (Endverbrauch der geförderten fossilen Energieträger eingerechnet) für 2020 deutlich mehr CO2 Emissionen erzeugt hat als ganz Deutschland.
Die im August veröffentlichte Studie des Weltklimarats IPCC diskutiert die verbleibenden Emissionsbudgets an Treibhausgasen, die noch mit der Einhaltung des 2 Grad Ziels kompatibel sind. Die Studie zeigt auf, dass in den nächsten Jahrzehnten nur noch eine Grössenordnung von etwa 1'000 Gigatonnen insgesamt ausgestossen werden darf, bevor die Erderwärmung irreversibel die 2 Grad Grenze überschreitet. Bei einem Gesamtausstoss von gegenwärtig etwa 40 Gigatonnen pro Jahr und bei einer steigenden Wirtschaftsleistung, die noch für Jahre zu steigenden Emissionen führt, ist es offensichtlich, dass die Zeit sehr drängt. Entsprechend ist aus Sicht des Klimaschutzes nur ein grosser Erfolg des Glasgow Gipfels eine ermutigende Nachricht.
Im Vorfeld deutet aber wenig darauf hin, dass eine epochale und verbindliche Einigung auf global relevante Reduktionsziele bis 2050 zu erwarten ist. China hat erklärt, dass der nationale Treibgas Ausstoss bis 2030 noch weiter steigen wird. Erst danach soll der Umbau der chinesischen Energieversorgung bis 2060 zu einer klimaneutralen Versorgung führen. Auch Bidens US-Investitionsprogramm hat nicht die Skala und die Dringlichkeit, um den Anforderungen der sich anbahnenden Krise gerecht zu werden.
Es zeichnet sich aber deutlich ab, dass weltweit die Investitionen in nachhaltige Energiequellen (Hydro, Wind, Solar, Geothermie) in den nächsten Jahren weiter rasch ansteigen werden.
In unseren nachhaltigen Anlagestrategien werden wir diese Anlagemöglichkeiten, die auch aus einer Renditesicht attraktiv sind, ebenfalls weiterhin und noch stärker berücksichtigen.
Der SMI verliert aktuell etwa 0.1% und der DAX ist mit +0.2% leicht positiv. Für die US-Aktienindices wird heute eine wenig veränderte Eröffnung erwartet (Stand ca. 12:40, 25.10.2021, Basel Zeit).