CIO Kommentar, Montag, 26. Juni 2023
Entsprechend der Erwartungen am Markt hat die Schweizer Nationalbank am letzten Donnerstag ihre Geldpolitik weiter gestrafft und den Leitzins auf 1,75% angehoben.
Ziel ist es, dem vorhandenen Inflationsdruck entgegenzuwirken. Trotz der zuletzt gesunkenen Inflationsrate lag die Teuerung in der Schweiz im Mai mit 2,2% im internationalen Vergleich (USA: 4,0%, Eurozone: 6,1%) zwar auf einem sehr niedrigen Niveau, aber immer noch über dem von der SNB angestrebten Zielband von 0 bis 2%.
«Es ist daher nicht auszuschliessen, dass zumindest noch eine weitere Zinserhöhung in den kommenden Monaten folgen wird.»Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
Wir rechnen dennoch weiterhin damit, dass der Zinserhöhungszyklus seitens SNB, EZB und US-Notenbank in der zweiten Jahreshälfte seinen Zenit erreichen wird.
Die Entwicklung der Inflationsraten zeigt nach unten, die Inflationserwartungen sind stabil. Gleichzeitig ist die Konjunkturdynamik in den Industrienationen weiterhin schwach. Die Notenbanken müssen entsprechend aufpassen, dass sie mit der Erhöhung der Leitzinsen den Bogen nicht deutlich überspannen und die Finanzierungsbedingungen zu stark verschärfen. Bereits jetzt sind Bremsspuren in der Wirtschaft erkennbar. Speziell im Bereich der Industrie deuten die Frühindikatoren zumindest auf eine Stagnation beziehungsweise leichte Kontraktion der Wirtschaftsleistung hin. Auch wenn für das zweite Halbjahr in den USA allenfalls eine milde Rezession wahrscheinlich ist und die Prognosen für die Eurozone leicht positive Wachstumsraten versprechen, bleibt die Situation fragil. Dies zeigen auch die jüngsten Notierungen beim Rohöl. Der Preis der Sorte Brent wird in Franken aktuell fast 14% tiefer als zu Jahresanfang notiert und liegt sogar über 30% unter dem Wert von vor einem Jahr.
Zur Bekämpfung der Inflation ist die SNB zudem weiterhin bereit, am Devisenmarkt zu intervenieren, also eine aktive Währungspolitik zu betreiben. Ziel ist dabei, einer Schwächung des Franken entgegenzuwirken, beispielsweise in dem die Nationalbank Euro oder Dollar verkauft.
Die Stärke des Schweizer Franken hat in den vergangenen Monaten dazu beigetragen, dass sich die Schweizer Volkswirtschaft einem deutlich geringeren Inflationsdruck ausgesetzt sah als die Nachbarländer, die Importe aus dem Ausland sich also weniger stark verteuerten.
Die Inflationsprognose der SNB für 2024 wird neu mit 2,2% angegeben. Sie liegt damit deutlich über der durchschnittlich erwarteten Preissteigerung von 1,5% (Quelle: Bloomberg).
Trotz der fragilen konjunkturellen Lage halten wir an der Übergewichtung bei den Aktien fest. Zum einen erachten wir eine ausgeprägte Rezession im zweiten Halbjahr als eher unwahrscheinlich. Zum anderen sind die Aktien – stellt man das KGV des S&P 500 in Relation zu den Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen – momentan fair bewertet. Auch die Gewinnerwartungen zeigen sich für das zweite Halbjahr recht robust. Gemäss Factset ist damit zu rechnen, dass die Gewinne je Aktie (EPS) in den USA im 4. Quartal 2023 über dem Hoch von 2022 zu liegen kommen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit unseres Erachtens hoch, dass der Zinserhöhungszyklus im zweiten Halbjahr 2023 seinen Zenit erreicht hat, dass dank sinkender Teuerungsraten und stabiler Inflationserwartungen. Die immer wieder aufkeimenden Konjunktursorgen werden dagegen dafür sorgen, dass die Volatilität in den kommenden Monaten eher hoch sein dürfte.
Der am Samstagnachmittag abgebrochene Marsch der Wagner-Söldner Richtung Moskau hat heute Morgen keine Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Die Rohstoffpreise bewegen sich in den üblichen Bandbreiten, die Ölpreise werden knapp 1% höher notiert, Gold nur wenig verändert. Die Auswirkungen der Turbulenzen auf die innenpolitische Situation in Russland sind dagegen offen. Viele westliche Beobachter gehen aber zumindest davon aus, dass die Aktion des Söldner-Führers Prigoschin die Position von Präsident Putin im Land geschwächt hat.
Der SMI-Index liegt am heutigen Montag etwa 0.5% im Minus. Der deutsche Aktienindex (DAX) gibt rund 0,4% nach. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures Indizes dagegen nur geringfügige Veränderungen bei Handelseröffnung (Stand 09.30 Uhr, 26.06.2023, Basel Zeit).