CIO Kommentar, Montag, 28. März 2022
Auch ein Monat nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine bleibt die Aussicht auf eine diplomatische Lösung ungewiss. Der Widerstand der ukrainischen Armee konnte zwar die russische Offensive stoppen, es scheint aber wenig wahrscheinlich, dass die ukrainische Armee über die militärischen Mittel verfügt, um die russische Armee zurückzudrängen. Es sind zwar neue Verhandlungen in Aussicht, es bleibt aber unklar wie ernsthaft Russland daran interessiert ist, eine Verhandlungslösung zum jetzigen Zeitpunkt anzustreben. Tag für Tag setzt die russische Armee derweil ihre undifferenzierten und blutigen Angriffe auf die Zivilbevölkerung in den Städten fort. Ob sich die militärischen Aktivitäten, wie von der russischen Armee angekündigt, nun stärker auf die Donbass Region im Osten konzentrieren werden, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Die Glaubwürdigkeit solcher Aussagen aus Russland bleibt seit den im Vorfeld noch stets dementierten Angriffsabsichten auf die Ukraine gering.
Die scharfen wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland werden im Laufe dieses Jahres ihre Wirkung entfalten. Ob dies Putin zu Konzessionen zwingen wird, hängt aber auch vom Widerstand der russischen Bevölkerung gegen den Krieg ab. Die russischen Staatsmedien stellen derzeit die Bevölkerung mit Durchhalteparolen auf eine lange wirtschaftliche Krise ein. Der Besuch von Joe Biden in Polen demonstriert zwar die Geschlossenheit des Westens und verurteilt den russischen Staatspräsidenten ungewöhnlich scharf. Die umstrittene Aussage Bidens, dass Putin nicht an der Macht bleiben könne, hat für kontroverse Diskussionen über die Angemessenheit dieser Aussage im aktuellen Umfeld geführt. Man wird derzeit ohne Putin keine Verhandlungslösung finden können. Andererseits ist kaum zu erwarten oder zu ertragen, dass Putin wieder in den Kreis von Staatsoberhäuptern aufgenommen werden kann, als wäre nichts geschehen.
Unter dem Strich war der Besuch Bidens symbolisch wichtig, er hat aber nicht zu wesentlich neuen Massnahmen geführt, um die sich abzeichnende militärische Pattsituation zu ändern.
Das vollständige Öl- und Gasembargo der EU gegenüber Russland bleibt weiterhin aus. Die Bedenken von Staaten wie Deutschland oder Italien, welche erheblich von russischem Gas abhängen, überwiegen weiterhin.
Dennoch ist klar, dass die EU möglichst rasch Massnahmen umsetzen wird, um schon in wenigen Jahren unabhängig von russischem Gas zu werden. Diese Absicht ändert aber wenig an der unmittelbaren Bewältigung der Krise in der Ukraine.
Es zeichnet sich ab, dass die Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien durch den Angriff Russlands nun rascher zunehmen werden.
Noch fusst die heutige globale Energieversorgung zu etwa 85% auf die fossilen Primärenergien Öl, Gas und Kohle. Die Transformation auf erneuerbare Energien ist aber angelaufen.
In wenigen Jahrzehnten müssen erneuerbare Quellen die fossilen Energien ablösen, wenn die Klimaziele bloss annähernd erreicht werden sollen.
Dies schafft für Unternehmen, die in diesem Themenkomplex aktiv sind Wachstumschancen. Dabei ist eine Vielzahl von Themen relevant. Von Technologien zur Energieerzeugung, wie Windturbinen, bis zu optimierten Materialien im Leichtbau, und in der Batterietechnologie sind verschiedenste Branchen in dieser Transformation involviert.
Der von uns analysierte Fonds der norwegischen Bank DNB (Renewable Energy Fund) erscheint uns gut aufgestellt, um breit diversifiziert in diesen Trend zu investieren.
Wir setzen diesen Fonds bereits in unseren hauseigenen Anlagelösungen als Beimischung ein. Er kann aber auch in der Beratung durch unsere Kundenberaterinnen und Kundenberater als eigenständige Anlagechance vorgestellt werden.
Die Finanzmärkte haben sich im Verlauf der letzten Wochen stabilisiert. Die letzten Tage sind vom Anstieg der Zinsen für langlaufende US-Staatsanleihen geprägt.
Die Zinsen für 10-jährige Treasuries sind bereits auf 2.50% gestiegen. Der erwartete Anstieg der US-Leitzinsen um gut 2% bis Mitte 2023 hat somit die gesamte US-Zinskurve in Bewegung gebracht.
Dennoch bleiben die Wachstumsaussichten in den USA insgesamt weiterhin positiv, obwohl die Sorge über eine Verlangsamung der US-Konjunktur gegen Ende des Jahres zugenommen hat.
In unserer Anlagestrategie hat sich unsere deutliche Untergewichtung von Staatsanleihen, die wir schon seit einigen Jahren implementiert haben, nun schliesslich ausbezahlt.
Die neue Woche beginnt an den Aktienmärkten trotz vieler Unwägbarkeiten freundlich. Der SMI gewinnt derzeit gut 0.5% und auch die US-Aktienmärkte dürften heute freundlich eröffnen (Stand ca. 11:20 Uhr, 28.03.2022, Basel Zeit).