CIO Kommentar, Montag, 28. Juli 2025
Am gestrigen Sonntag (27. Juli) haben Donald J. Trump und Ursula von der Leyen eine Einigung im Zollpoker erreicht. Einige Details sind dabei nach wie vor nicht bekannt und müssen in den kommenden Tagen wohl noch geklärt werden, wichtige Rahmenbedingungen, insbesondere auch der übergeordnete Zolltarif, scheinen aber fixiert. Mit 15% liegt der Zollsatz deutlich unter der Zolldrohung von 30%, aber nur 5%-Punkte unter dem am Liberation Day verkündeten Zollsatz von 20%. Damit ist der von uns zuletzt als wahrscheinlich erachtete Fall eingetreten.
Die kurzfristige Reaktion (heute an den Börsen in Europa) ist positiv. Das Horrorszenario eines sich aufschaukelnden Zollkriegs wurde verhindert. Mittel bis längerfristig ist der nun erreichte Deal aber kritisch zu beurteilen. Der Zollsatz von 15% dürfte deutliche Spuren in den Handelsbeziehungen und den Lieferketten hinterlassen und speziell die Konjunkturaussichten in den USA eintrüben. Steigende Inflationsraten in den Vereinigten Staaten (mit zumindest einer Vier vor dem Komma) scheinen vorprogrammiert, gleichzeitig dürfte dies die Stimmung der US-Konsumenten zusätzlich belasten und die Wachstumsaussichten negativ beeinflussen. Auch sind die generellen Unsicherheiten mit der Vereinbarung wohl nicht ausgeräumt, hat sich die US-Politik zuletzt doch als eher erratisch und wenig beständig erwiesen.
In der Eurozone wurden in der vergangenen Woche die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht. Werte leicht unterhalb der kritischen 50-Punkte-Marke signalisieren eine Abschwächung der Konjunkturdynamik, Werte leicht darüber eine Beschleunigung. Vom nun publizierten Zahlenset (der Gesamtindex wird mit 51 Punkten angegeben) wäre somit eine leichte Beschleunigung des Wirtschaftswachstums in den kommenden drei bis sechs Monaten zu erwarten. Ob das tatsächlich auch eintritt, hängt unseres Erachtens sehr stark davon ab, wie sich der nun kommunizierte Zoll-Deal in den wirtschaftlichen Aktivitäten niederschlägt.
Mit einem Zollsatz von 15% trüben sich die Perspektiven ein. Die erzielte Einigung wird bspw. von Vertretern der deutschen Wirtschaft gemäss übereinstimmenden Medienberichten kritisch kommentiert. Auch für die globale Konjunktur ist der Deal keine gute Nachricht, sind die Verhandlungen mit China doch weiter offen. Es ist zu befürchten, dass mit China die Zollsätze am Ende höher ausfallen werden, als die mit der EU vereinbarten 15%.
Die konjunkturellen Risiken bleiben somit bestehen, eine wichtige Rahmenbedingung für die Aktienmärkte hat sich damit verschlechtert. Entsprechend sehen wir uns in unserem Beschluss bestätigt, die Aktien auf eine neutrale – also an der langfristigen Strategie ausgerichteten – Quote zurückzuführen.
Nachdem die EZB seit Mai 2024 ihren Einlagensatz schrittweise von 4,0% auf aktuell 2,0% gesenkt hatte, haben die Verantwortlichen am 24. Juli eine Pause eingelegt. Sowohl der Einlagensatz als auch der Leitzins blieben unverändert. Damit entspricht der Entscheid den Erwartungen an den Finanzmärkten. Die nächste Sitzung der US-Notenbank findet am kommenden Mittwoch (30. Juli) statt. Auch hier wird keine Veränderung der Geldpolitik erwartet.
Seitens der Schweizerischen Nationalbank steht der Entscheid, ob Negativzinsen eingeführt werden oder nicht, erst im September an. Aktuell ist am Markt kein vollständiger Zinsschritt eingepreist. Es bleibt also spannend, wie sich die Verantwortlichen entscheiden werden.
Der Schweizer Aktienindex (SMI) ist mit 0,7% fester in die neue Handelswoche gestartet. Gleiches gilt für den deutschen Aktienindex (DAX). Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls eine leicht positive Börseneröffnung (Stand ca. 09:40 Uhr, 28. Juli 2025, Basel Zeit).