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Marktausblick

Wie einst Frazier gegen Muhammed Ali? Erste Live Fernsehdebatte zwischen Trump und Biden

CIO Kommentar, Montag, 28. September 2020

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer

Ich fühle mich in diesen Tagen in meine Kindheit versetzt, als am 9. März 1971 viele Väter mitten in der Nacht angespannt vor dem Fernseher sassen, um den Boxkampf des Jahrhunderts zwischen Muhammed Ali und Joe Frazier zu verfolgen. In der Nacht auf Mittwoch steht nun ein epochaler erster direkter politischer Schlagabtausch zwischen Trump und Biden bevor. Wohlgemerkt, dass die Debatten zur US-Präsidentschaftswahl am treffendsten mit einem Boxkampf beschrieben werden müssen, stimmt mich eher traurig oder zumindest sehr nachdenklich.

Im Vorfeld der Live-Sendung wird in den US-Medien die Debatte zu einem Kampf hochstilisiert. Entsprechend wird diese Debatte den Wählern kaum neue Informationen zu politischen Programmen oder Vorhaben liefern. Die politischen Lager sind inzwischen derart polarisiert, dass kein Dialog stattfinden kann. Zu erwarten ist ein Wahlkampf mit Statements unter der Gürtellinie, in einem Kampf in dem alle noch so fragwürdigen Schläge erlaubt und wohl auch notwendig sein werden um zu gewinnen.

Verfolgt man die US-Berichterstattung auf den Sendern Fox News (pro Trump) und CNN (pro Biden), dann stellt man fest, dass inzwischen kaum mehr objektive und differenzierte Berichterstattung in den populärsten US TV-Nachrichtensendern zu finden ist. Während auf CNN heute pausenlos auf den Artikel aus der New York Times zu Trumps Steuererklärungen eingegangen wird, ignoriert Fox News das Thema weitgehend. Fox zeigt bloss Trumps kurze Replik, in der Trump den Artikel der New York Times als Fake News einer linksradikalen Presse abserviert. Dabei handelt es ich sich ja ein Artikel aus der New York Times, einer Zeitung die mehrfach den Pulitzer Preis gewonnen hat und weltweit hohes Ansehen oder zumindest Respekt geniesst.

Die Debatte zwischen Trump und Biden geht über 6 Runden die jeweils 15 Minuten dauern. Die Themen zu jeder Runde sind die folgenden:

  1.  Leistungsausweise von Trump und Biden
  2. Wahl der obersten Richter in der US Supreme Court
  3. Corona Pandemie
  4. Wirtschaftliche Entwicklung
  5. Rassenunruhen in US-Städten
  6.  Wahrung eines korrekten Ablaufs der Wahlen

Die Supporter von Trump befürchten vor allem, dass das Image von Biden als senilen und eines für das Amt zu alten Kandidaten in der Live-Sendung in sich zusammenfallen könnten und Biden vitaler und wacher, als von Trumps Anhängern erhofft, wirken könnte. Die Supporter von Biden befürchten hingegen, dass die Trump Anhänger dieses Image zu Recht geschaffen haben und Biden in einer Live-Sendung Aussetzer haben könnte, die ihm die Wahlchancen verderben.

Wichtig erscheint mir, dass die Wahl vermutlich in der Mitte des Wählerspektrums entschieden wird, in den sogenannten Swing States. Die überzeugten Trump Anhänger werden sich von der Tatsache, dass Trump in seinen ersten beiden Amtsjahren als Präsident gerade mal 750 USD pro Jahr an Steuern bezahlt hat, nicht umstimmen lassen. Auch der Vorwurf, dass Trump steuerliche Abzüge für seinen Friseur von etwa 70'000 USD pro Jahr geltend gemacht hat, was mehr ist als das durchschnittliche Jahreseinkommen eines US-Steuerzahlers ist, wird von Trumps Wählern damit entschuldigt, dass der Abzug über ein Trump Unternehmen im Show Business lief und somit legal sei.

Aber wie werden unentschlossene Wähler in Florida, Georgia, North Carolina oder Arizona dadurch beeinflusst? Es mag ja noch US-Wähler geben die sich sowohl auf Fox News als auch auf CNN informieren. Am Ende könnte es Trump wie Muhammad Ali gehen: Zu siegesgewiss und zu provokativ in seinem Gebaren verlor er den Jahrhundert Kampf in der letzten Runde gegen Frazier durch KO. Dazu eine Analyse auf Youtube.

Entwicklungen an den Märkten und Positionierung

Für September wurden bisher moderaten Verlusten bei US-Aktien und europäischen Aktien verzeichnet. Der Schweizer SMI Index gewinnt im September hingegen aktuell etwa 1.60%. Insgesamt hält die seitwärts Bewegung der letzten Monate weiter an.US-Aktien liegen seit Jahresanfang je nach Index (Standard & Poors 500/ Dow Jones) in einem Band von -8% bis -2%. Gesamteuropäische Aktienindices verlieren seit Anfang Jahr etwa 14.5% und Schweizer Aktien etwa 2.90% (SMI Index). Chinesische Aktien (CSI 300 Index) hingegen liegen etwa 9.50% im Plus (alle Zahlen per 28.09.2020 ca. 14:00 Uhr, Basel Zeit, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet). Der US-Technologieindex Nasdaq gewinnt seit Jahresanfang, wieder in CHF gerechnet, etwa 16.5%.

Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.

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