CIO Kommentar, Montag, 29. Januar 2024
Auch im 4. Quartal hat das US-BIP positiv überrascht. Gemäss der ersten Schätzung ist es um 3,3% (QoQ, annualisiert) gestiegen. Die Prognosen gingen «nur» von einem Wachstum um 2% aus. Damit hat sich die Konjunkturdynamik in den USA deutlich weniger stark abgeschwächt als erwartet. Die Wahrscheinlichkeit für das Softlanding der US-Wirtschaft bleibt dementsprechend hoch.
Auch die zuletzt veröffentlichten Stimmungsindikatoren stützen diese Erwartungen. So hat beispielsweise das Verbrauchervertrauen der University of Michigan zuletzt deutlich stärker zugelegt als prognostiziert. Das aussagekräftigere Konsumentenvertrauen des Conference Board wird dagegen erst morgen publiziert, wird aber auch höher erwartet. Positiv ist zudem, dass auch die Einkaufsmanagerindizes von S&P zulegen konnten und sowohl für den Industrie- wie auch für den Dienstleistungsbereich über der kritischen 50 Punkte Marke liegen. Sie deuten damit auf ein anhaltendes Wachstum der US-Wirtschaft hin.
Trotz der erfreulichen Daten haben die Renditen der Obligationen nicht weiter zugelegt und auch die Erwartungen an die Leitzinssenkungen im Markt haben sich nicht grundlegend verändert. Die am Freitag in den USA veröffentlichten Inflationsraten geben diesen optimistischen Markterwartungen Rückenwind. Der «core personal consumption expenditure price index», kurz PCE Core Deflator, den die US-Notenbank aufmerksam verfolgt, legte mit 2,9% etwas weniger stark zu als prognostiziert. Entsprechend werden nach wie vor fünf bis sechs Leitzinssenkungen seitens der US-Fed in 2024 im Markt eingepreist. Obwohl dies recht optimistisch scheint, gehen auch wir davon aus, dass drei bis vier Zinssenkungen vor dem Hintergrund des Inflationstrends in diesem Jahr sehr wahrscheinlich sind.
In der Eurozone gab es zuletzt unterschiedliche Signale seitens der Stimmungsindikatoren. So konnten gemäss vorläufiger Daten die Einkaufsmanagerindizes für den Industriebereich im Januar etwas zulegen, liegen aber nach wie vor unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die Indizes im Dienstleistungsbereich kamen dagegen etwas unter Druck.
Zudem sind die Signale aus der deutschen Industrie uneinheitlich. Während auch hier der Einkaufsmanagerindex zulegen konnte, gab der ifo-Index überraschend nach, wobei insbesondere die Umfragewerte in den Bereichen Handel und Bauhauptgewerbe nachgegeben haben. Insgesamt weisen aber faktisch alle Stimmungsindikatoren auf eine schwache Konjunkturdynamik hin. Es gibt aktuell keine belastbaren Daten, die eine etwas deutlichere Belebung in der Wirtschaft in den kommenden Monaten in Aussicht stellen.
Die EZB hat die Leitzinsen unverändert gelassen. Aber auch hier preist der Markt vor dem Hintergrund der schwachen Wachstumsdynamik und des nach unten gerichteten Inflationstrends für das laufende Jahr fünf bis sechs Leitzinssenkungen ein. Die erste wird für die Sitzung im April erwartet. Im Gegensatz zu Fed und EZB wird seitens der Schweizer Nationalbank erst im Juni mit einer ersten Zinssenkung gerechnet.
Die europäischen Aktienmärkte starten heute nur wenig verändert in die neue Woche. Der Gerichtsentscheid zur Liquidation vom chinesischen Immobilienentwickler Evergrande hat zwar dessen Aktien erneut auf Talfahrt geschickt, an den Märkten aber nur für wenig Bewegung gesorgt. Der SMI-Index startet heute leicht positiv in die neue Woche. Der deutsche Aktienindex (DAX) weist dagegen ein Minus von 0,3% auf. Für die US-Aktienindizes signalisieren die Futures einen kaum veränderten Wochenstart (Stand ca. 9.30 Uhr, 29.01.2024, Basel Zeit).